Das Philadelphia-Komplott
bevor er sich zur Beifahrerseite hinüberlehnte. “Wie wär’s, wenn wir uns irgendwann mal zum Lunch treffen würden? Dann aber auf deine Kosten.”
Jake zuckte die Schultern. “Sicher. Wann?” Jake biss sich innerlich auf die Zunge, weil er zu eifrig geklungen hatte.
Victor schürzte die Lippen und tat, als ob er überlegen müsste. “Ich lasse es dich wissen, okay?”
“Klar. Du hast ja meine Nummer.”
Victor klopfte auf seine Brusttasche. “Gleich hier.”
“Danke fürs Essen. Du hattest Recht, was deinen Koch betrifft. Er ist nicht mit Gold aufzuwiegen.”
“Das werde ich ihm ausrichten.”
Jake sah zu, wie Victor seinen Wagen wendete, bevor er die Walnut Street überquerte. Er hatte gerade den Bürgersteig erreicht, als er abrupt innehielt.
Syd stand keine drei Meter vor ihm entfernt, und ihr Blick folgte dem davonfahrenden Wagen.
Jake stieß einen unterdrückten Fluch aus. Das war nun wirklich schlechtes Timing. Hoffentlich hatte sie Victor nicht erkannt. Als sie sich endlich zu ihm umdrehte, war ihm sofort klar, dass das leider nicht der Fall war.
“Hi.” Er hob grüßend eine Hand. “Wie war …”
Sie deutete die Straße hinunter. “Das war Victor van Heusen.”
Zum ersten Mal seit Jahren fehlten Jake die Worte.
“Ihr zwei kennt euch?”
Jake nickte.
Sie kam zu ihm herüber. Im Licht der Straßenlaterne konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. “Und du hast
nie
etwas gesagt? Die ganze Zeit hast du mich von meinem Verdacht gegenüber einem seiner Männer erzählen lassen und nicht die geringste Andeutung gemacht, dass du Victor van Heusen kennst?”
“Ich fand es nicht wichtig.”
“Wichtig für was?” Sie warf ihm einen abschätzenden Blick zu. “Was ist hier los, Jake? Und beleidige nicht meinen Verstand, indem du sagst, es sei ‘nichts’.”
“Also gut. Sagen wir mal, es ist für dich nicht gerade von Vorteil, wenn du weißt, was hier los ist.”
Sie lachte kurz auf. “Oh nein, das machst du nicht. Diese Art der Psychologie ist bei mir fehl am Platz. Tatsache ist, dass ich einen großen Fehler gemacht habe. Ich habe einen Fall mit einem Fremden diskutiert, mit einem Fremden, dem ich, aus welchem Grund auch immer, vertraut habe. Deshalb kannst du dich jetzt nicht mit so einer lauwarmen Erklärung aus der Sache herauswinden. Ich entscheide selber, was gut für mich ist. Ich frage dich noch einmal – was für eine Beziehung hast du zu Victor van Heusen?”
Es gab kein Entkommen. Ob es ihm gefiel oder nicht, er musste eine Entscheidung treffen. Er konnte sich eine Geschichte ausdenken und hoffen, dass sie sie glaubte, was er aber bezweifelte. Oder er konnte ihr die Wahrheit sagen und hoffen, dass sie seine Tarnung nicht auffliegen ließ.
Er wusste, zu welcher Entscheidung Ramirez ihm raten würde. Das Problem war nur, dass es für ihn inzwischen außer Frage stand, Syd anzulügen.
“Ich warte, Jake.”
Er vergrub die Hände in seinen Jackentaschen. “Während Desert Storm war Victor mein befehlshabender Offizier im Irak.”
Syd ließ diese Neuigkeit einen Augenblick sacken. “Und du hast die ganze Zeit über Kontakt zu ihm gehalten?”
“Nein. Ich habe erst vor kurzem herausgefunden, dass er in Pennsylvania lebt.”
“Vor
wie
kurzem?” Als geübte Anwältin, die sie nun mal war, ließ sie ihm kaum Zeit zum Luftholen, bevor sie die nächste Frage abfeuerte.
“Kurz bevor ich Louisiana verlassen habe.”
“Dann ist
er
der Grund, warum du nach Philadelphia zurückgekommen bist, und nicht dein Vater.”
“Sie beide sind Grund dafür, dass ich hierhin zurückgekommen bin.”
“Du sprichst schon wieder in Rätseln.”
Er schaute sich um und sah, dass die kleine Bar in der Locust Street noch geöffnet hatte. “Warum reden wir nicht bei einem Becher heißer Schokolade weiter?”, sagte er und deutete in Richtung der Bar.
“Ich habe eine bessere Idee. Warum gehen wir nicht hoch in meine Wohnung, damit ich deine Aussage auf Band aufnehmen kann.”
Als sie sich entschlossen in Richtung Tür wandte, hielt Jake sie am Arm fest. “Das können wir nicht.”
“Warum zum Teufel nicht?”
“Weil …”, er atmete tief ein, “… deine Wohnung ist verwanzt.”
30. KAPITEL
S ie starrte ihn einige Sekunden fassungslos an. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von Schock zu Ungläubigkeit und zurück zu Wut. Wut war vielleicht ein bisschen milde ausgedrückt. Zorn traf es eher – denn Jake konnte förmlich sehen, wie es in ihr brodelte, als sie versuchte,
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