Das Philadelphia-Komplott
ausnutzte.”
Ihre Gesichtszüge wurden weicher, und sie hing einen Moment ihren Gedanken nach. “Kannst du dem FBI wirklich helfen, zu beweisen, dass Victor van Heusen illegale Waffen verschiebt?”, fragte sie.
“Ich versuche es. Der heutige Besuch in seinem Camp war ein erster Schritt in die richtige Richtung, auch wenn ich meine Rolle nicht so gut gespielt habe, wie ich es gemusst hätte.”
“Wie meinst du das?”
“Ich habe ihn mit meinen vielen Fragen eventuell misstrauisch gemacht.”
“Kannst du das wieder hinbiegen?”
“Vielleicht. Ich muss mit Ramirez sprechen. Er ist das Gehirn hinter dieser Operation.” Er nahm einen Schluck der inzwischen abgekühlten Schokolade. “Aber
du
bist vielleicht in der besseren Position, um zu helfen.”
Sie sah überrascht aus. “Ich? Wie?”
“Da jemand von der anderen Seite mit hoher Wahrscheinlichkeit unsere Diskussion eben im Park beobachtet hat, schlage ich vor, dass wir in deine oder meine Wohnung gehen und ihnen ein bisschen was zum Zuhören liefern, ohne dass wir sie merken lassen, dass wir über sie Bescheid wissen. Wir können uns die Diskussion auf dem Weg dahin überlegen. Wie viel Phantasie hast du?”
Sie warf ihm einen übermütigen Blick zu. “Das willst du lieber nicht wissen.”
Ihre Privatsphäre liebte Syd über alles. Sogar als Kind gab es für sie nichts Schöneres, als sich in ihrem Zimmer zu verstecken und dort Stunden allein zu verbringen. Zu wissen, dass jemand in diese Privatsphäre eingedrungen war und sie beschmutzt hatte, indem er in ihr Apartment, ihr Heiligtum eingebrochen war, um eine Abhöranlage zu installieren, weckte in ihr den Wunsch, das Ding zu suchen, es herauszureißen und van Heusen ins Gefängnis werfen zu lassen.
Aber gleichzeitig hatte Jake an etwas anders appelliert, das ihr am Herzen lag. Ihren Patriotismus. Männer, Frauen und Kinder, einige von ihnen Amerikaner, wurden jeden Tag durch Waffen getötet, die Männer wie Victor van Heusen verkauften. Was Jake ihr erzählt hatte, war für sie nicht überraschend. Sie wusste, was jeden Tag auf der Welt passierte. Die Staatsanwältin und die idealistische Seite in ihr wollten jedes einzelne dieser Verbrechen vor Gericht bringen und rechtmäßig bestraft sehen. Die realistische Seite in ihr wusste jedoch, dass das unmöglich war.
Aus diesem Grund war sie dankbar, dass sie die Chance hatte, eventuell
einen
der illegalen Waffenhändler in die Finger zu bekommen und sicherzustellen, dass er nicht für noch mehr Tote verantwortlich werden konnte.
Sie versuchte, bei dem Gedanken daran, dass Jake nicht ganz ehrlich zu ihr gewesen war, nicht
zu
traurig zu sein. Unehrlichkeit gehörte zu den Eigenschaften, die sie zutiefst verabscheute, und da Gregs Betrug noch so präsent war, traf sie Jakes Verhalten umso mehr. Aber sie würde darüber hinwegkommen. Ihre Meinung über ihn hatte sich zumindest nicht geändert. Er war immer noch ein guter Mann, ein Ehrenmann, und sie bewunderte ihn für das, was er tat, und die Risiken, die er auf sich nahm, um das Leben von Menschen zu retten, die er nicht einmal kannte.
Da sie wussten, dass Victors Wanze auch Gespräche durch die Wände aufnehmen konnte, warteten sie, bis sie auf dem Flur vor ihren Wohnungen waren, bevor sie mit der Unterhaltung begannen. “Ich verstehe einfach nicht, wieso du mir nicht vorher erzählt hast, dass du Victor van Heusen kennst”, sagte Syd.
“Es ist nun mal ein Teil meines Lebens, über den ich lieber nicht sprechen möchte.”
“Das heißt also, wenn ich nicht zufällig gesehen hätte, wie Victor wegfuhr, hättest du mir nie davon erzählt?”
“Nie
ist eine lange Zeit.” In der Wohnung half er ihr aus dem Mantel und hängte ihn mit seiner Lederjacke zusammen an die Garderobe. “Irgendwann, wenn ich dich besser kennen gelernt hätte, hätte ich vielleicht davon erzählt.”
“Wie findest du es, dass dein alter Army-Kumpel jetzt eine Miliz führt?” Als sie ihm voran in die Küche ging, lächelte er sie aufmunternd an – die Unterhaltung war genau das, was ihm vorgeschwebt hatte.
“Jeder Mensch kann tun, was ihm beliebt.”
“Red dich nicht raus. Ich will wissen, was du
wirklich
denkst.” Sie griff nach einer Tüte mit Kauai Koloa Kaffee aus Hawaii. Ein reichhaltiger, aromatischer Kaffee mit leichter Kakaonote – das perfekte Getränk für kalte Winterabende.
“Okay, dann sag ich’s dir. Als ehemaliger Soldat, der für sein Land gekämpft hat, finde ich es schwer, für jemanden
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