Das Philadelphia-Komplott
Ms. Cooper zurück ins Büro zu fahren.”
Syd setzte zum Protest an, aber der Senator hob abwehrend die Hand. “Bitte, es ist uns ein Vergnügen.”
Damit verließ er den Raum und überließ Syd den fähigen Händen seiner Sekretärin.
Zurück im Büro reichte Syds Zeit gerade noch aus, um Ron kurz zu erzählen, wie ihr Entschuldigungsbesuch bei den Fairbanks war, bevor sie in die Gerichtsmedizin eilte, um der Autopsie eines Boxers beizuwohnen, der unter verdächtigen Umständen ums Leben gekommen war. Als die Untersuchung beendet war, und Syd wieder hinter ihrem Schreibtisch saß, war ihr etwas flau im Magen. Sie atmete noch einmal tief durch. Genau das richtige Gefühl, um den Report über Alan Fairbanks zu lesen, den Chad zusammengestellt hat, dachte Syd und machte sich an die Arbeit.
Der Mann hatte ein erstaunliches Jahr hinter sich. Anfangs der großen Öffentlichkeit noch nahezu unbekannt trat er vor zwölf Monaten in das Rennen um die Präsidentschaft ein – sehr zum Erstaunen seiner weitaus mächtigeren Kollegen. Nicht, dass der Senator von Philadelphia nicht das Zeug dazu hatte, Präsident zu werden. Nach elf Jahren im Senat hatte er sich als Verfechter einer besseren Umweltpolitik profiliert, hart für eine Reformierung der Kampagnenfinanzierung gekämpft, sich um das Gesundheitswesen und die Alten gekümmert, und sich dafür eingesetzt, dass jedes Kind ein Anrecht auf eine ordentliche Bildung hatte, egal, ob es aus einer reichen oder armen Familie kam.
Aber auch wenn er sich in diesen Themen eine Stimme verschafft hatte, war er doch nie als wirkliche politische Macht in Erscheinung getreten, geschweige denn als ein Mann, der zukünftig im Stande schien, die politischen Geschicke des ganzen Landes zu leiten.
Als im Jahre 2000 seine Wiederwahl in den Senat auf der Kippe stand, hatte er einen Wahlkampf der Extraklasse geführt und sich wie Phoenix aus der Asche erhoben – schließlich wurde er mit unglaublichen einundsechzig Prozent aller Stimmen wiedergewählt.
Diesem furiosen Comeback folgten bald Einladungen zu Sendungen wie
Meet the Press, Nightline
und
Face the Nation,
in denen er das Publikum im ganzen Land mit seinem Charme für sich gewann. Seine Wandlung vom einfachen Staatsdiener zur prominenten Persönlichkeit war atemberaubend. Auf einmal sahen die Amerikaner in Alan Fairbanks nicht mehr nur einen gewählten Politiker, sondern einen aussichtsreichen Kandidaten für die nächsten Präsidentschaftswahlen.
Die Ankündigung seiner Kandidatur hatte damals sämtliche Schlagzeilen beherrscht. Und während die Schar seiner Bewunderer immer weiter anwuchs, gab es auch die üblichen Gegner, die seine Chancen schmälern wollten, indem sie seinen guten Ruf angriffen.
Als er freiwillig zugab, mit neunzehn Jahren am College betrunken in eine Schlägerei verwickelt gewesen zu sein, sicherte ihm das die Bewunderung von Millionen Zuschauern und nahm den Kritikern die Luft aus den Segeln. “Ich war nur ein dummes Kind, das etwas Dummes getan hat”, hatte er in einem Fernsehinterview gesagt. “Ich glaube, es war mir zu peinlich, um es zu erzählen.”
Nun endlich floss das Geld in seine Wahlkampfkasse und erlaubte ihm, eine größere Kampagne zu starten und mehr Sendezeit zu kaufen als jeder andere Kandidat. Es gab kaum Tage, an denen man nicht das Gesicht von Senator Fairbanks sah oder seine Stimme hörte.
Sein Image als liebender Ehemann und treu sorgender Familienvater glich schon fast einem Märchen. Die Presse folgte ihm überall hin – in die Colorado Mountains zu den weihnachtlichen Skiferien mit der Familie, zu ihrem Strandhaus in Ocean City, New Jersey, und natürlich zu ihrem dreistöckigen Haus am Rittenhouse Square, wo sie ab und zu einen Blick auf Philadelphias bekanntesten Sohn erhaschen konnte.
Letzten Januar hatte Fairbanks die Wahl zum Parteivorsitzenden in Iowa für sich entschieden und gleich danach die Vorwahlen sowohl in New Hampshire als auch die nächsten acht Vorwahlen gewonnen. Wie ein Freund der Familie sagte: “Nichts kann ihn mehr stoppen.”
Der Unfall seiner Tochter hatte die Umfragewerte am folgenden Tag sinken lassen – doch alle Beobachter waren sich einig, dass es nur kurze Zeit dauern würde, bis Fairbanks wieder oben auf sein würde.
Gerade als Syd den Bericht zu Ende gelesen hatte, klopfte es an ihrer Tür. Violet trat ein. “Ana Lee hat eine Nachricht für dich auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen, als ich kurz weg war.” Sie gab Syd einen
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