Das Philadelphia-Komplott
Menschenmenge buhte.
“Aber jetzt sind wir hier.”
Die Menge wurde wild. “Fair-banks. Fair-banks. Fair-banks.”
“Ich danke Ihnen, dass Sie an diesem kalten Abend hierher gekommen sind. Gott schütze Sie.” Er reckte die Faust in die Luft. “Kalifornien, wir kommen!”
Eine Straßenband begann, “California, here I come” zu spielen. Der Senator winkte seinen Fans zu und verschwand wieder im Inneren des Hauses.
Ron schaltete den Fernseher aus. Er schwieg eine ganze Weile bevor er schließlich sagte: “Schnapp ihn dir, Syd.”
Ein leichter Regen hatte eingesetzt, als Chief Yates um kurz nach zwei Uhr bei Syd im Büro eintraf. Er wurde von Deputy Brady begleitet. Im Dienstwagen vom Chief machten die drei sich gemeinsam auf den Weg zum Rittenhouse Square. Zum Glück war die Menschenmenge verschwunden, und so achtete niemand auf den Wagen, der sich ins Halteverbot stellte, oder auf die drei Leute, die zum Haus des beliebten Senators liefen.
Ein Hausmädchen in schlichter, schwarzer Uniform öffnete ihnen die Tür. Aus dem Inneren des Hauses ertönten Gelächter und das Geräusch angeregter Unterhaltung, durchbrochen vom Klang der Gläser, mit denen in Siegesstimmung angestoßen wurde. Das Haus war hell erleuchtet und voller Leben. Sogar das Hausmädchen wirkte aufgeregt.
Gesprächsfetzen drangen in die Eingangshalle vor, und Chief Yates, Deputy Brady und Syd schnappten Sätze auf wie “werden wir ihn begraben”, “er wird gar nicht wissen, was ihn da getroffen hat”, und “jemand möge doch bitte mal auf die aktuellen Umfrageergebnisse schauen”.
Das Hausmädchen setzte an, ihnen zu erklären, dass der Senator sehr beschäftigt sei, aber Chief Yates hob abwehrend die Hand. Er war nun nicht länger Mister Nice Guy. “Hierfür wird er sich Zeit nehmen müssen, Miss.”
Eingeschüchtert ließ sie die drei in der eleganten weiträumigen Eingangshalle mit den wertvollen Antiquitäten und dem teuren orientalischen Wandteppich zurück. Kurz darauf kam sie mit dem Senator wieder.
Sein Lächeln verschwand in dem Moment, als er Syd erblickte.
Dann glitten seine Augen über Yates und den Deputy. Er blieb beeindruckend ruhig. Die Jahre als Politiker hatten ihn gelehrt, Unannehmlichkeiten ausgeglichen und mit Bedacht gegenüberzutreten.
“Guten Abend, Chief Yates. Ich hörte, dass Sie etwas mit mir zu besprechen haben? Ich kann mir zwar nicht vorstellen, was das sein könnte, aber ich hoffe, dass es nicht zu lange dauert. Ich bereite mich gerade vor auf …”
Wortlos hielt Chief Yates die Plastiktüte mit der Kette hoch.
Der Senator sah plötzlich aus, als wäre er einer Ohnmacht nahe.
Hinter ihm hörte Syd das Geräusch hoher Absätze auf dem schwarz-weiß-karierten Marmorfußboden, und einen Augenblick später erschien Carlie Fairbanks mit ihrem berühmten Gastgeberlächeln. “Alan? Unsere Gäste wundern sich …”
Ihr Blick blieb an Syd hängen. “Was macht sie hier? Und wer sind diese Männer?”
Der Chief ließ seinen Arm sinken und trat einen Schritt vor. “Ich bin Chief Yates von der Mullica Township Police, Ma’am. Dies hier ist Deputy Brady, und die stellvertretende Bezirksstaatsanwältin Sydney Cooper kennen Sie ja schon.”
Sie sah alle drei an, bevor ihr Blick auf die Kette in Chief Yates Hand fiel. “Worum geht es hier?”
Syd wandte sich an den Senator, der bis jetzt geschwiegen hatte. “Möchten
Sie
es Ihrer Frau erklären, Senator?”
“Mir
was
erklären, um Himmels willen?”
Erneut hob Chief Yates seine Hand mit der Plastiktüte. “Wir waren gerade dabei, Ihren Mann zu fragen, ob er diese Kette schon einmal gesehen hat, aber vielleicht können Sie diese Frage ja auch beantworten?”
“Nein, diese Kette kenne ich nicht.”
Der Chief hob die Augenbrauen. “Senator?”
Senator Fairbanks hatte Zeit genug gehabt, um sich wieder zu sammeln, und so schüttelte er nun den Kopf. “Nein, ich habe sie auch noch nie gesehen.”
“Bedenken Sie gut, was Sie sagen, Senator”, warnte Syd ihn. “Sie erinnern sich sicher noch an Mrs. Lee? Sie ist bereit, unter Eid auszusagen, dass das Mädchen, das in der Unfallnacht den Wagen fuhr, diese Kette trug.”
“Aber das kann nicht sein”, wandte Carlie Fairbanks ein. “Diese Kette gehört definitiv
nicht
meiner Tochter.”
“Das habe ich auch nicht behauptet.”
Mrs. Fairbanks erblasste unter ihrem perfekten Make-up. Sie blickte zu ihrem Mann. “Mein Gott, Alan”, flüsterte sie. “Was hast du nun schon wieder
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