Das Planeten Duell
Kommando über die Dorsai gegeben hat – und daß ich nur ihm unterstehe.«
»Aber ... aber ich übermittle Ihnen den Befehl des Generals, Grahame! Haben Sie mir denn nicht zugehört?«
»Ich besitze keinen Beweis dafür, Oberst«, meinte Cletus liebenswürdig. »Wenn mir der General persönlich Ihre Worte bestätigt, bin ich gern bereit zu gehorchen.«
»Sie sind wahnsinnig!« fuhr Dupleine auf. Er überlegte eine Weile, und als er weitersprach, klang seine Stimme beherrscht. »Ich glaube, Sie wissen, was Befehlsverweigerung bedeutet, Oberst. Ich lege jetzt auf und gebe Ihnen fünf Minuten Zeit zum Nachdenken. Wenn ich bis dahin nichts von Ihnen höre, gehe ich mit Ihrer Antwort zum General.«
Er unterbrach die Verbindung. Cletus wandte sich an Dodds.
»Wo ist Ihr Kartenprojektor?« fragte er.
»Hier drüben.« Dodds führte ihn an eine beleuchtete Tischplatte, auf der man eine Karte des Etter-Passes sah. Cletus deutete auf den Zusammenfluß von Blue und Whey River.
»Morgen vor Sonnenaufgang werden die Neulander-Truppen angriffsbereit sein. Da sie sich auf die Stadt konzentrieren müssen, fällt es unseren Leuten bestimmt nicht schwer, hier abzuspringen.« Er zeichnete mit dem Finger zwei Halbkreise oberhalb der Stadt. »Soviel ich weiß, besitzt der Feind keine richtige Artillerie?«
»Nein, Sir«, entgegnete Dodds. »Kultis gehört zu den Welten, die weder von der Allianz noch von der Koalition mit schweren Waffen versorgt werden. Soviel wir wissen, hat sich die Koalition bis jetzt an die Spielregeln gehalten.«
Gemeinsam begannen sie, die Positionen der Neulander-Truppen zu errechnen und einen Schlachtplan aufzustellen. Während sie arbeiteten, herrschte ein emsiges Kommen und Gehen. Immer wieder mußte Dodds unterbrechen und Auskünfte oder Befehle erteilen.
Es war lange nach Sonnenuntergang, als ein jüngerer Offizier zu Cletus kam und flüsterte:
»Oberst Dupleine ist am Apparat. Er möchte Sie sprechen.«
Cletus nahm den Hörer und warf einen Blick auf den winzigen Bildschirm. Das Gesicht des Allianz-Obersts wirkte grau und verzweifelt.
»Nun, Oberst?« fragte Cletus.
»Grahame, ich – ich muß Sie unter vier Augen sprechen.
Marc Dodds zuckte mit den Schultern und wollte den Raum verlassen, aber Cletus hielt ihn zurück. »Nein, Oberst. Ich habe den stellvertretenden Dorsai-Kommandanten gebeten, dieses Gespräch als Zeuge mitanzuhören.«
Dupleine preßte die Lippen zusammen. »Meinetwegen«, sagte er müde. »Ich nehme an, daß sich das Gerücht ohnehin bald verbreitet. Grahame – General Traynor ist spurlos verschwunden.«
Cletus wartete einen Moment. »Ja?«
»Begreifen Sie denn nicht?« Mühsam kämpfte der Oberst seine Erregung nieder. »Die Neulander marschieren mit regulären Truppen ein, und der General ist weg. Es handelt sich um eine Ausnahmesituation. Bitte, suchen Sie mich in meinem Büro auf, damit wir die Lage besprechen können. Sie müssen einsehen, daß es das beste ist, die Dorsai zurückzuhalten, bis Traynor wieder auftaucht ...«
»Wir haben Freitagabend«, entgegnete Cletus. »Der General kann zu einer Jagdpartie oder einem Wochenendausflug aufgebrochen sein. Ich halte mich jedenfalls an seine ursprüngliche Order.«
»Grahame, Sie sind heute vormittag nur knapp einem Anschlag der Neulander entgangen. Ist Ihnen das keine Warnung? Der Feind geht rücksichtslos vor ...«
»... und möchte mich als Kommandanten der Dorsai ausschalten«, ergänzte Cletus.
Dupleine senkte die Stimme. »Ich warne Sie, Oberst! Wenn Traynor nicht bald zurückkehrt, poche ich auf die Notverordnungen und übernehme das Kommando der Allianz-Truppen. Und als erstes werde ich Sie von Ihrem Posten absetzen und ins Gefängnis stecken!«
Er unterbrach die Verbindung. Mit einem Seufzer legte Cletus den Hörer auf. Er warf Marcus Dodds einen Blick zu. »Also schön, fangen wir an!«
14.
Die Soldaten wurden mit sechs Truppentransportern eingeflogen und sprangen oberhalb von Two Rivers zu beiden Seiten der Flußtäler ab. Ein Aufklärer, der seit Stunden über dem Dschungel kreiste, hatte per Infrarot-Sucher die Neulandertruppen ausgemacht. Sie befanden sich fünf Meilen von der Stadt entfernt und lagerten in zwei großen Gruppen in der Nähe der Flüsse.
Cletus, der die Dorsai begleitet hatte, ließ sich von einem der Piloten an die Stelle bringen, wo Wefer Linet mit seinen drei Bulldozern wartete. Der Ingenieur holte ihn persönlich an Bord.
»Da wären wir«, sagte er eifrig.
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