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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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zwei Gründen Wissenschaftler geworden.
    Zum Ersten hatte ihn die Wissenschaft von jeher begeistert, insbesondere die Physik, denn die Physik ist die Wissenschaft für jene Menschen, die Zahlen mehr mögen als, nun ja, andere Menschen.
    Zum Zweiten war er Wissenschaftler geworden, weil er schon immer wie ein Wissenschaftler ausgesehen hatte. Schon als kleiner Junge hatte er eine Brille getragen und war nicht in der Lage gewesen, sich die Haare ordentlich zu kämmen. Und schon damals trug er seine Kugelschreiber mit Vorliebe in den Hemdentaschen mit sich herum. Er nahm auch mit größtem Interesse Dinge auseinander, um zu sehen, wie sie funktionierten, obwohl er niemals herausgefunden hatte, wie man sie danach wieder richtig zusammenbaute. Stattdessen überlegte er beständig, wie man sie verbessern könnte, auch wenn sie von allem Anfang an wunderbar funktioniert hatten. So war es gekommen, dass der Toaster seiner Eltern, nachdem er ihn »verbessert« hatte, erst das Brot verkokelte und dann in Flammen aufging, die wiederum die Küchenanrichte in Brand setzten. Danach hatte es in der Küche immer komisch gerochen und er durfte sich kein Toastbrot mehr zubereiten, wenn er alleine war. Und nachdem er sich eine Stunde lang dem Radiogerät gewidmet hatte, hörte man damit den Funkverkehr von überfliegenden Militärflugzeugen, was dazu führte, dass seine Eltern Besuch bekamen von ein paar ernst dreinblickenden Herren in Uniform, die sie für russische Spione hielten. Schließlich schickte man den kleinen Hilbert in eine Schule für ganz besonders kluge Kinder, wo er nach Herzenslust Dinge auseinandernehmen und sie wieder zu merkwürdigen neuen Dingen zusammenbauen konnte. In seiner neuen Schule hatte er lediglich ein, zwei Brände verursacht, aber die waren nur klein und wurden schnell gelöscht.
    Nun versuchte Professor Hilbert, aus dem schlau zu werden, was Ed und Victor ihm berichteten. Vorsichtshalber hatten sie den Teilchenbeschleuniger heruntergefahren, was Professor Hilbert außerordentlich ärgerte. Es war ja nicht so, dass man den Beschleuniger einfach wie eine Lampe an- und wieder ausknipsen konnte. Vielmehr war es eine komplizierte und teure Angelegenheit. Außerdem warf es ein schlechtes Licht auf alle, die hier Experimente durchführten, besonders weil es immer noch Menschen gab, die überzeugt waren, dass der Teilchenbeschleuniger am Untergang der Welt schuld sein würde.
    »Sie behaupten also, dass sich ein irgendwie geartetes Teilchen von selbst aus den Strahlen im Beschleuniger losgelöst hätte?«
    »Das ist richtig«, bestätigte Ed.
    »Und anschließend ist es erst irgendwie durch die Wände des Beschleunigers und dann durch das massive Mauerwerk drum herum gedrungen, ehe es verschwand.«
    »Auch richtig«, bestätigte Ed.
    »Und dann überschrieb das System selbst alle Aufzeichnungen, um jede Spur dieses Teilchens zu tilgen.«
    »Ja.«
    »Faszinierend«, sagte Professor Hilbert.
    Das Merkwürdige an diesem Gespräch war, dass Professor Hilbert zu keinem Zeitpunkt anzweifelte, was Ed und Victor ihm berichtet hatten. Nichts, was den LHC betraf, und das, was dieser über die Natur unseres Universums offenbarte, konnte Professor Hilbert überraschen. Erfreulich mochte es sein, das ja, manchmal auch verstörend. Aber niemals überraschend. Er war kein Mensch, der sich so einfach überraschen ließ, und er ging davon aus, dass das Universum viel fremdartiger war, als man es sich vorstellen konnte, weshalb es ihm ein ganz besonderes Anliegen war, zu beweisen, wie außergewöhnlich es tatsächlich war.
    »Was, glauben Sie, könnte es gewesen sein?«, fragte Ed.
    »Ein Beweis«, erwiderte Professor Hilbert prompt.
    »Ein Beweis wofür?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Professor Hilbert und lief bleistiftkauend davon.
    Stunden später saß Professor Hilbert immer noch an seinem Schreibtisch. Um ihn herum lagen Blätter verstreut, auf denen er Kurven gezeichnet, schwierige Gleichungen gelöst und Strichmännchen gemalt hatte, die mit Schwertern gegeneinander kämpften. Er hatte auch die Daten überprüft, die das System während der letzten Stunden aufgezeichnet hatte, und dabei war er auf etwas Merkwürdiges gestoßen. Das System hatte zwar tatsächlich den Programmcode überschrieben, aber nicht völlig. Als ob man ein paar Zeilen Bleistiftschrift ausradiert hätte, war noch eine Spur dessen zurückgeblieben, was zuvor einmal auf dem Blatt gestanden hatte. Schritt für Schritt war es Professor Hilbert

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