Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
versetzte, auch wenn er nicht immer alles kapierte, was sein Freund sagte.
Maria war die Kleinste von den dreien, ihre langen Haare band sie jeden Tag mit verschiedenen Schleifen zu einem Pferdeschwanz. Jemand, der sie nicht kannte, hätte sie für schüchtern und still halten können, aber Samuel wusste, dass sie sehr klug und lustig war. Sie gab damit nur einfach nicht an. Wenn sie groß war, wollte Maria Wissenschaftlerin werden, und sie war der einzige Mensch, den Samuel und Tom kannten, dem Hausaufgaben Spaß machten.
Mit einem Schwanzwedeln begrüßte Boswell die beiden, dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Törtchen auf dem Tisch. Er wusste, dass Samuel ihm irgendwann etwas davon abgeben würde.
Samuel teilte so gut wie alles Essen mit Boswell, ausgenommen Schokolade, denn davon bekam er Blähungen, und das stank dann wirklich übel.
»Lass hören«, sagte Tom, sobald er und Maria sich auch ein Gebäckstück gekauft hatten. »Was gibt’s denn so Geheimnisvolles?«
Boswell hatte Samuels Törtchen aufgefressen, leckte die letzten Krümelchen ab und sabberte dann auf Toms Schuhe. Tom beschloss, ihm zur Ablenkung auch ein Stück abzugeben, ehe Boswells Spucke noch seine Socken durchnässte.
»Es ist so«, begann Samuel. »Es wird euch wahrscheinlich schwerfallen, mir zu glauben, und ich weiß nicht recht, wie ich beweisen soll, dass das, was ich sage, wahr ist. Ich bitte euch nur, mir zuzuhören, denn ich brauche wirklich eure Hilfe.«
Er sprach mit solchem Ernst, dass Tom einen Augenblick lang zu essen aufhörte. Dabei war Tom, was Essen anging, wie Boswell, beide brauchten einen sehr guten Grund, um dabei eine Pause einzulegen.
»Wow, das klingt aber wichtig«, sagte er. »Schieß los.«
Er blickte Maria an, die ebenfalls nickte. »Wir beide sind schon sehr gespannt.«
Also erzählte ihnen Samuel alles, bis zu dem Augenblick, in dem er die E-Mail an das CERN abgeschickt hatte. Als er geendet hatte, schwiegen alle eine Zeit lang, dann sagte Tom: »Du bist bekloppt.«
»Tom!«, tadelte ihn Maria.
»Nein, wirklich. Du willst uns weismachen, dass Mrs Abernathy gar nicht Mrs Abernathy ist, sondern irgendein Ding mit Tentakeln und dass in ihrem Keller ein blaues Loch ist, das gleichzeitig ein Tunnel ist, der in die Hölle führt, und dass sich morgen die Tore dieses Tunnels öffnen werden und was? – Ach ja, Dämonen herauskommen?«
»So in etwa«, erwiderte Samuel seelenruhig.
»Du bist wirklich bekloppt«, wiederholte Tom.
Samuel wandte sich an Maria. »Und du?«, fragte er sie. »Was meinst du?«
»Es ist ein bisschen schwer zu glauben«, antwortete Maria höflich.
»Ich lüge nicht«, beteuerte Samuel. Er blickte beide mit ernster Miene an. »Ich schwöre es bei meinem Leben, ich lüge nicht. Und …«
Er hielt inne.
»Was?«, fragte Maria.
»Ich habe Angst«, gestand Samuel. »Ich fürchte mich zu Tode.«
Und als er das sagte, glaubten sie ihm beide aufs Wort.
»Tja«, sagte Tom, »da gibt’s nur eines.«
»Und das wäre?«, fragte Maria, aber sie kannte die Antwort bereits.
Tom grinste.
»Wir müssen das Haus der Abernathys unter die Lupe nehmen.«
Etwa zur gleichen Zeit kam der Techniker, der die Website »Frag den Experten« des CERN betreute, zu Professor Hilbert mit einer ausgedruckten E-Mail in der Hand, auf der eine blaue Spirale zu sehen war.
»Professor«, sagte er aufgeregt, »vielleicht hat das ja auch gar nichts zu bedeuten, aber …«
Kapitel sechzehn
in welchem wir dem Haus der Abernathys einen Besuch abstatten und zu der Überzeugung kommen, dass wir dort lieber nicht wohnen möchten
D ie drei Freunde beschlossen, mit dem Besuch im Haus der Abernathys zu warten, bis es dunkel wurde, deshalb verbrachten Samuel, Tom und Maria den frühen Nachmittag damit, Abschläge zu üben. Als es dunkel wurde, machten sie eine Stippvisite bei Samuel zu Hause, um nachzusehen, ob E-Mails angekommen waren, aber das CERN hatte noch nicht geantwortet.
»Wahrscheinlich haben sie sehr viel zu tun, weil ihr Beschleuniger-Dings kaputtgegangen ist«, vermutete Tom.
»Es ist nicht kaputtgegangen«, erwiderte Samuel. »Jedenfalls nicht richtig. Sie haben ihn abgeschaltet, weil sie das Energieleck suchen.«
»Das, von dem du behauptest, es sei im Keller der Abernathys aufgetaucht«, sagte Tom. »Ziemlich weiter Weg von der Schweiz bis hierher. Die Abernathys sind doch gar nicht aus der Schweiz, oder?«
Samuel dachte nach. »Nein, ich glaube nicht. Mr Abernathy hat nicht wie
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