Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
Keller von Haus Nummer 666 brodelten Licht und Dunkelheit, blaue Strahlen wechselten sich mit einer Schwärze ab, die so zäh und undurchdringlich war, dass man sie beinahe mit Händen greifen konnte. Elektrische Fünkchen züngelten darin wie Blitze am Nachthimmel, dann schlugen sie in Mr Abernathy und Mr Renfield ein. Die beiden veränderten ihr Aussehen; sie streiften ihre menschliche Haut ab und nahmen wieder ihre wahre dämonische Gestalt an. Mr Abernathy sah aus wie eine graue Kröte mit starren Augen, die an langen Stielen aus seinem Kopf ragten. Mr Renfield sah jetzt einer Spinne ähnlich, sein Körper war mit stacheligen Haaren bedeckt und auf seinem Kopf erschienen acht schwarze Augen: zwei große auf der Stirn, zwei kleinere an jeder Seite und vier, die nach hinten schauten. Acht lange, gelenkige Beine brachen aus seinem Rumpf hervor und alle hatten gefährlich scharfe Klauen. Trotzdem blieb er auf seinen menschlichen Beinen stehen, die stärker und dicker waren als seine übrigen acht Beine. Spitze, giftig funkelnde Reißzähne wuchsen aus seinem Kiefer.
Mrs Abernathy trat zu ihnen, verwandelte sich jedoch nicht. Abgesehen von dem blauen Feuer, das in ihren Augen loderte, sah sie wie immer aus. Sie wollte ihre wahre Gestalt nicht preisgeben – noch nicht. Obwohl diese menschliche Gestalt sie behinderte, hatte sie doch auch ihre Vorteile. Wenn nötig, konnte sie sich, sobald der Angriff begann, in dieser Gestalt frei in der Welt der Menschen bewegen. Erst wenn der Sieg schon greifbar war, würde sie ihre wahre Gestalt annehmen.
Die Wände des Hauses erbebten. Der Putz bröckelte von der Kellerdecke und alte Farbdosen und Schachteln mit Nägeln kollerten aus den Regalen und verteilten ihren Inhalt im Raum. Der Mörtel in den Wänden zerbröselte und die Mauersteine lösten sich und polterten zu Boden. Während das Haus langsam in Trümmer fiel, bildeten sich immer mehr blaue Lichtkringel, die durch die Risse drangen. Der pfeifende Wind wurde heftiger, er wehte aus dem Portal, das sich nun öffnete und den Weg von einem Universum ins andere freigab.
Mrs Abernathy sah zu, wie die Tore, die sie in dieses verhasste Gefängnis eingeschlossen hatten, allmählich weiß glühend wurden und das Eisen schmolz, weil ihr Meister die Energie aus dem Teilchenbeschleuniger nutzte, um sich selbst zu befreien.
Jetzt erschienen auch schon die ersten Dämonen. Es waren einfache Wesen, schwarze Schädel mit Flügeln, mehr nicht. In ihren Mündern reihten sich so viele nadelscharfe Zähne, dass Ober- und Unterkiefer ganz verformt waren. Vier von diesen Wesen drangen durch das Portal und schwebten nun vor Mrs Abernathy in der Luft, klappten das Maul auf und zu und flatterten mit den Flügeln.
»Ich habe Arbeit für euch«, sagte sie.
Sie streckte die Hand aus, berührte einen der kleinen Dämonen und teilte ihm auf diese Weise mit, was sie von den drei Kindern wusste, von den Kindern, die sie verletzt und die sie vor dem Meister blamiert hatten, und auch von dem kleinen Mann mit dem Bart, von dem, wie sie spürte, eine Gefahr ausging.
»Sucht sie«, befahl sie. »Sucht sie und reißt sie in Stücke.«
Samuel, Maria und Tom saßen in Samuels Schlafzimmer vor dem Computer und starrten auf die E-Mail, die Samuel über seinen Google-Account erhalten hatte. Samuels Mutter stand hinter ihnen. Die Nachricht von Dr. Planck lautete:
Deine E-Mail interessiert uns sehr. Ich werde heute Abend um 17.30 Uhr bei Dir zu Hause vorbeikommen, um mit Dir darüber zu sprechen. Hoffe, es passt. Falls es ein Problem geben sollte, bin ich unter der folgenden Nummer erreichbar.
»Er hat hier eine Weile gewartet, dann ist er gegangen, um, wie er sagte, einen Blick auf das Haus der Abernathys zu werfen«, erklärte Mrs Johnson. »Was hast du den Leuten denn erzählt, Samuel?«
»Das, was ich dir schon die ganze Zeit erzählen wollte«, sagte Samuel. »Die Abernathys sind im Begriff, etwas ganz Schlimmes anzustellen. Und man muss sie aufhalten.«
Diesmal widersprach ihm seine Mutter nicht. Während sie Dr. Planck zugehört hatte, war ihr die Begegnung mit Mrs Abernathy im Supermarkt wieder eingefallen und auch, wie sehr sie sich gefürchtet hatte, als Samuel an der Kirchenmauer mit der Frau gesprochen hatte, obwohl sie damals nicht recht sagen konnte, weshalb. Jetzt wusste sie, dass Samuel die Wahrheit sagte. Mrs Abernathy war böse. Mrs Abernathy war genau genommen grauenerregend.
In der E-Mail war auch eine Handynummer
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