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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Besucher, der sich als Dr. Planck vorgestellt hatte, verlegen an. Dr. Planck war klein, hatte dunkle Haare, einen Spitzbart und trug eine schwarz gefasste Brille. Mrs Johnson hatte für ihn Tee gekocht und ihm Kekse angeboten. Und jetzt wollte sie vor allem wissen, weshalb er gekommen war. Sie wusste nur, dass es etwas mit Samuel zu tun hatte. So wie immer.
    Dr. Planck arbeitete an einem Forschungsprojekt der hiesigen Universität, das sich mit experimenteller Teilchenphysik beschäftigte; einige Jahre lang hatte er auch am CERN gearbeitet. Als ihn die Nachricht von Samuels E-Mail aus der Schweiz erreicht hatte, war er sogleich nach Biddlecombe geeilt. Er glaubte zwar nicht, dass ein kleiner Junge ihnen eine große Hilfe sein könnte, aber irgendetwas an der Zeichnung und der Beschreibung des Geruchs von faulen Eiern hatte die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler am CERN geweckt. Und jetzt saß er da, trank Tee, aß Vanillekekse und versuchte herauszufinden, ob Mrs Johnsons Sohn ihnen tatsächlich von Nutzen sein konnte.
    »Samuel hat doch nichts angestellt, oder?«, fragte Mrs Johnson.
    »Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte Dr. Planck. »Er hat uns nur eine sehr interessante E-Mail geschickt und darüber möchten wir uns gerne mit ihm unterhalten.«
    »Mit ›wir‹ meinen Sie die Leute vom CERN ?«, fragte Mrs Johnson nach.
    »Das ist richtig.«
    »Hat Samuel etwa eines der Rätsel des Universums gelöst?«
    Dr. Planck lächelte höflich und knabberte an seinem Vanilleplätzchen. »Nicht direkt«, sagte er. »Mrs Johnson, was wissen Sie über die Leute, die in Hausnummer sechs-sechs-sechs wohnen … ?«
    Mrs Abernathy stand im Keller, Mr Abernathy und die Renfields direkt hinter sich. Ein winziger blauer Lichtpunkt, der sanft pulsierte, schwebte in der Luft. Mrs Renfield brummte missbilligend.
    »Er war die ganze Zeit schon da«, sagte sie zu Mrs Abernathy, »und du hast ihn vor uns versteckt.«
    »Das geht dich gar nichts an«, erwiderte Mrs Abernathy.
    »Für wen hältst du dich, dass du meinst, du könntest so etwas verschweigen?«
    Mrs Abernathy drehte sich um. Ihr aufgerissener Mund war so groß, dass ein Kopf locker hineingepasst hätte; Reihen spitzer Zähne kamen zum Vorschein. Ihr riesiger Kiefer schnappte nach Mrs Renfield, die entsetzt zurückprallte. Doch so schnell, wie das monströse Maul zum Vorschein gekommen war, verschwand es auch wieder und Mrs Abernathy stand erneut in ihrer ganzen Schönheit vor ihnen.
    »Hüte deine Zunge oder ich reiße sie dir mitsamt dem Kopf ab«, zischte Mrs Abernathy. »Denk daran, mit wem du sprichst. Ich bin eine Vertraute unseres Meisters und seine Abgesandte hier auf Erden. Jeder Ungehorsam mir gegenüber wird ihm zu Gehör gebracht und die Strafe wird fürchterlich sein.«
    Mrs Renfield ließ den Kopf hängen, sie erzitterte bei dem Gedanken an die Strafen, die der Meister über sie verhängen könnte. Sie gehörte nämlich einem niedrigeren Rang von Dämonen als Mrs Abernathy an. 22
    22    In dem Buch Le véritable Dragon Rouge ( Der wahrhaftige feurige Drache ), das wahrscheinlich im siebzehnten Jahrhundert verfasst wurde, werden die Dämonen der Hölle in drei Ränge unterteilt, vom Offizier bis zum General. Bücher wie dieses nennt man auch Grimoires oder Zauberbücher, und damit sie ihre Kraft entfalten können, müssen sie mit roter Tinte geschrieben und, wie manche behaupten, in Leder aus Menschenhaut gebunden sein.
    Deshalb beneidete sie Mrs Abernathy, die mächtig und dem Großen Verderber nahe war. Denn was böse ist, ist auch neidisch und immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Nun drohte ihr wegen ihres Zornesausbruchs die Rache des Meisters, denn Mrs Abernathy würde ihm sicher von der Unverfrorenheit berichten. Aber wenn sie Mrs Abernathy besiegen und an ihre Stelle treten könnte, wenn sie und nicht Mrs Abernathy dem Meister den Weg bereiten könnte, dann würde sie belohnt und nicht bestraft werden.
    Sie verlor keine Zeit. Entschlossen riss sie den Rachen auf. Zwischen ihren Lippen kamen zwei Spinnenkieferklauen zum Vorschein, die in dünnen, hohlen Spitzen voller Gift endeten. Sie näherte sich Mrs Abernathy von hinten, den Blick auf die blasse Haut an deren Halsansatz geheftet.
    Plötzlich erstarrte Mrs Renfield, sie konnte keinen Schritt mehr tun. Ihr Hals war wie zugeschnürt, als ob eine Hand sie erfasst hätte und sie langsam würgte. Mrs Abernathy drehte sich zu ihr um, in ihren Augen loderte das blaue

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