Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
Vom Netzwerk:
zu behaupten, er sei einer der Geister der Weihnacht. Die meisten der Dorfbewohner, die zugegen waren, hielten es aber lieber mit dem Althergebrachten und waren als Vampire, Geister, in Binden und Klopapier gewickelte Mumien oder als die unvermeidliche Kammerzofe gekommen. Die Kammerzofen waren, das muss an dieser Stelle gesagt werden, nicht besonders furchterregend, mit Ausnahme von Fräulein Minsky, die eine besonders voluminöse Zofe war und nicht dafür geschaffen schien, etwas so Zierliches und Rüschchenbesetztes zu tragen wie ein Kammerzofenkostüm.
    Die beiden Dämonen, die an diesem Abend den Bunten Papagei betraten, waren mit keinen großen Geistesgaben gesegnet. Das traf für die meisten Dämonen zu, die bisher das Portal zwischen den beiden Welten durchschritten hatten und in die Stadt eingedrungen waren. Sie waren Fußvolk, mehr nicht. Die wahren Schrecken warteten noch auf ihren Auftritt. Das soll nicht heißen, dass die Dämonen, die schon an Ort und Stelle waren, nicht scheußlich genug gewesen wären. Im rechten Licht und im falschen Augenblick betrachtet, hätte man sich vor ihnen durchaus vor Angst in die Hose machen können. Aber dummerweise waren sie, wie auch Nurd jüngst hatte erfahren müssen, just an dem einen Abend im Jahr erschienen, an dem sich sehr viele Menschen die größte Mühe gaben, so fürchterlich wie möglich auszusehen, und deshalb fielen die echten Dämonen gar nicht so auf.
    Die beiden genannten Dämonen hießen Shan und Gath. Sie hatten Gesichter wie Warzenschweine, aber ihre Körper waren menschenähnlich, wenngleich sie sehr übergewichtigen Menschen ähnelten, denen ihre Lederkluft ein paar Nummern zu klein war. Wie bei den meisten anderen untergeordneten höllischen Wesen, die sich zurzeit in der Stadt und ihrer Umgebung herumtrieben, glühten ihre Augen dunkelrot, weil sie in die feurigen Schlünde des Hades geblickt hatten. Lange Stoßzähne ragten aus ihren Unterkiefern und auf ihren Köpfen und in ihren Gesichtern wuchsen kurze, struppige Haare. An jeder Hand hatten sie zwei klobige Finger, aber keinen Daumen. Sie waren derbe, hinterhältige Wesen, nur darauf bedacht, jedem, der zufällig ihren Weg kreuzte, zu schaden.
    Das Mädchen, das von der Brauerei angestellt worden war, um die Freibiergutscheine auszugeben, war eine junge Dame namens Melody Prossett. Sie war als Fee verkleidet und trug ein sehr kurzes pinkfarbenes Kleid. Es war so kurz, dass es jedem unmissverständlich vor Augen führte, was für ein verflixt hübsches Mädchen Melody Prossett war. Melody studierte Kunstgeschichte an der nahe gelegenen Universität, was ihre Zeit nicht sonderlich in Anspruch nahm und ebenso wenig ihren Verstand. Und das war auch gut so. Denn Melody war süß und hübsch wie – okay, sei’s drum – wie eine Melodie, aber sie war alles andere als eine Leuchte. Sogar eine sehr matte Funzel in einem dunklen Kohlenkeller wäre in puncto Helligkeit eine Herausforderung für Melody gewesen.
    So kam es, dass Melody der erste Mensch war, den Shan und Gath antrafen, nachdem sie den Bunten Papagei betreten hatten.
    »Jungs, was für ’ne tolle Kluft!«, rief Melody. Shan und Gath blickten so verwirrt drein, wie nur ein paar Dämonen, die auf Zerstörung aus sind, dreinblicken können, wenn plötzlich eine langbeinige Fee mit Pappzauberstab vor ihnen steht. Zugegeben, dachte sich Melody, die beiden Neuankömmlinge rochen ein bisschen seltsam (schlimmer noch als der räudige alte Bob, von dessen Atem die Fliegen tot von der Wand fielen), aber vielleicht hatte es ja etwas mit dem Zeugs zu tun, aus dem sie ihre Verkleidung gemacht hatten. Immerhin, die Schweineköpfe sahen sehr echt aus. Melody überlegte, ob sie vielleicht richtige Schweineköpfe ausgehöhlt und sich übergestülpt hatten. Wenn dem so war, dann bewunderte sie ihr Engagement. Sie selbst hätten keine zehn Pferde dazu gebracht, so ein Ding aufzusetzen, nicht für alles Freibier der Welt.
    Etwas verlegen und umständlich drückte sie den Dämonen sechs Gutscheine in die klobigen Hände.
    »Ich darf eigentlich jedem nur einen schenken«, flüsterte sie ihnen verschwörerisch zu, »aber ihr habt euch solche Mühe gegeben …«
    Shan hielt die Gutscheine vor die Schnauze und beroch sie argwöhnisch.
    »Urk?«, fragte er.
    »Oh, wahrscheinlich könnt ihr unter euren Masken schlecht sehen«, sagte Melody. »Der Tresen ist dort drüben. Ich helfe euch.«
    Sie nahm die beiden Dämonen am Arm und bugsierte sie auf den Zapfhahn

Weitere Kostenlose Bücher