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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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zu. Auf dem Weg dorthin kamen Shan und Gath an einer ganzen Menge von Gestalten vorbei – an Vampiren, Ghulen und dergleichen –, die ihnen aus den Abgründen der Hölle entfernt bekannt vorkamen. Irgendwo in ihrem winzigen Hirn fingen sie an, sich zu fragen, ob sie womöglich nicht anderswo besser aufgehoben wären, da es hier doch schon von widerlichen Wesen wimmelte, die sich um diesen Ort kümmerten. Unglücklicherweise aber hatte Melody Prossett sie fest im Griff und war wild entschlossen, so hilfsbereit wie nur irgend möglich zu sein, denn so war sie einfach. Sie war so hilfsbereit, dass die Leute, auch ziemlich alte Leute, oft davoneilten, wenn sie sie kommen sahen, nur um Melodys verstörender Hilfsbereitschaft zu entgehen.
    »Für jeden Gutschein bekommt ihr eine Halbe von Plörres Spezial «, erklärte ihnen Melody. »Es ist ganz neu! Ich hab’s probiert, es schmeckt wunderbar.«
    Das stimmte nicht ganz. Plörres Spezial war zwar wirklich ganz neu, aber Melody hatte es, um genau zu sein, niemals probiert. Sie hatte es an die Nase gehalten und dann beschlossen, dass es roch wie Katzenpisse, einer Katze zudem, die ziemlich krank sein musste. Es hatte auch ihre Nasenhaare versengt, und als ein Tropfen des Biers auf ihre Hand getropft war, hatte die Haut eine komische Farbe angenommen. 24
    24    Sei misstrauisch, wenn man dir etwas umsonst anbietet, besonders dann, wenn es sich um ein neues Produkt handelt, das die Hersteller testen wollen. Wahrscheinlich haben sie schon vorher festgestellt, dass die niedlichen Häschen, Hündchen oder auch ihre Angestellten mit den stählernen Magenwänden nach dem Verzehr weder gestorben noch blind geworden sind. Deshalb wollen sie es nun an Menschen erproben, um zu gegebener Zeit damit vielleicht sogar Geld zu verdienen. Wenn du also nicht als menschliches Versuchskaninchen herhalten willst, dann solltest du es dir besser zweimal überlegen, ob du zugreifst, wenn dir ein Fremder mit einem Lächeln etwas umsonst anbietet, besonders dann, wenn sich in der Nähe ein Arzt oder Rechtsanwalt herumtreibt und einen nervösen Eindruck macht.
    Plörres Spezial war ein treffender Name für das Bier. Sogar diejenigen in der Brauerei, die es einigermaßen mochten, vertraten den Standpunkt, dass man am Aroma (so wie man in Fachkreisen den strengen Geruch bezeichnet) noch arbeiten müsse, und, wenn man sich schon daranmachte, vielleicht auch am Geschmack, der irgendwo zwischen »nicht besonders« und »widerlich« lag. Aber da es ziemlich stark war, spielte nach dem ersten Schluck der Geschmack ohnehin keine Rolle mehr, denn dann hatte man nur noch das Gefühl, als hätte man eben versehentlich eine Flamme geschluckt. Zum Glück wurde dieses Gefühl sehr bald von dem Gefühl verdrängt, völlig berauscht zu sein, und auch von dem Gefühl, jeden umarmen zu müssen, der sich in Reichweite befand, bis man, nach der zweiten Halben, vornüberfiel und einschlief.
    Shan und Gath hatten nie zuvor etwas Alkoholisches getrunken. Da sie ja Dämonen waren und deshalb nicht von den üblichen Vorlieben geplagt wurden, hatten sie auch nie etwas anderes gegessen als hin und wieder einen Brocken Kohle oder Splitt und gelegentlich andere, kleinere Dämonen, obwohl sie auf diesen meist nur herumkauten und sie dann wieder ausspuckten. Als Meg ihnen dann die erste Halbe Freibier einschenkte und ihnen vorsichtig zwei Gutscheine aus ihren wulstigen Fäusten nahm, betrachteten sie das Gebräu zuerst einmal mit Argwohn. Gath wollte eben die Gläser zertrümmern und so richtig teuflisch sein, als Shan beobachtete, wie ein Vampir einen tiefen Schluck aus einem ähnlichen Glas nahm. Einen Augenblick lang sah der Vampir so aus, als hätte man ihm das Herz mit einem dicken Pfahl durchbohrt, da der ungewohnte Geschmack von Plörres Spezial seinen Mund verätzte und auch ein paar Erinnerungen auslöschte. Dann trat ein seliges Lächeln auf sein Gesicht und er umarmte die Mumie, die neben ihm saß.
    Shan hob das Glas an die Schnauze und schnüffelte daran. Er war an den Gestank der Hölle gewohnt, aber was es auch sein mochte, das sich in dem Glas befand, sein Geruch erschien sogar ihm ein bisschen seltsam. Er nippte probehalber daran.
    Irgendetwas explodierte in Shans Kopf und er schaute sich um, wer ihn geschlagen und ihm danach in die Augen gestochen hatte. Als er sein Sehvermögen wiedererlangt hatte und merkte, dass niemand in der Nähe war, wurde ihm klar, dass das Zeug im Glas schuld sein musste. Er

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