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Das Prinzip Selbstverantwortung

Titel: Das Prinzip Selbstverantwortung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard K. Sprenger
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Gefühlen durch die Welt, das ist psychosoziale Innenwelt-Verschmutzung (es sei denn, Sie wollen dem Züchterverein für Magenkrebse beitreten). Es gilt unwidersprechlich:
    Selbstachtung geht vor Fremdachtung.
    Nur wenn Sie authentisch zu Ihren Gefühlen, Interessen und Sichtweisen stehen, nur wenn Sie sich selbst achten, nur dann können Sie auch den anderen achten. Wenn Sie Ihre Selbstachtung zerstören, z. B. wenn Sie schweigen, wo zu sprechen wäre, sind Sie auch zu keiner Fremdachtung, zu keinem konstruktiven Umgang mit anderen mehr fähig. Es ist niemandem gedient, wenn Sie so tun, als sei für Sie alles in Ordnung. Haben Sie Mut zur Klarheit. Es lohnt sich immer.
    Was also tun? Nach der Devise
»Handelnd reagieren!«
ist es wichtig, dem anderen klar und möglichst umgehend zu sagen, dass Sie nicht einverstanden sind – ohne ihn dabei zu beschuldigen, einen Verlierer zu produzieren oder die Beziehung zu zerstören. Wichtig ist:
Die Stimmung muss stimmen.
Unter Druck funktioniert es nicht.
    Dieses Handeln nenne ich
Konfrontation
(wobei mir dieser Begriff nicht gefällt, ich habe nur keinen besseren). Die Unterschiede |210| zwischen Kritik und Konfrontation stellen sich im Überblick so dar:

    Ich entfalte im Folgenden beide Seiten als Idealtypen, wobei ich im Einzelfall auch überzeichne, um die wesentlichen Unterschiede zu klären. Oft trennt Kritik und Konfrontation nur ein schmaler Grat.

    Person – Problem:
Kritik macht sich tendenziell an Persönlichkeitsmerkmalen und Charaktereigenschaften des anderen fest. Kritik stellt den ganzen Menschen ins schlechte Licht. Kritik sagt: »Sie sind so.« Konfrontation sagt hingegen: »Sie verhalten sich so.« Konfrontation konzentriert sich auf ein konkretes Handeln, das aus der Perspektive des anderen ein Problem darstellt. Sie bevorzugt die Ich-Botschaft: »Ich habe ein Problem«; sie sagt nicht: »Sie sind ein Schwachkopf.« Sagen Sie Ihrem Mitarbeiter klar, wie Sie sich fühlen. Sagen Sie: »Ich bin sauer.« Sagen Sie nicht: »Sie sind unmöglich.« Das eine ist eine Information. Das andere Beschimpfung.

    Allgemein – Spezifisch:
Die Konfrontation erfolgt zeitnah und präzise. Sie bleibt bei »diesem« Punkt. »Hier und jetzt« gilt es, dieses spezifische Problem zu lösen.
    Kritik hingegen tendiert zur Verallgemeinerung. Um den Anpassungsdruck zu erhöhen, wird das negativ Erlebte ins Allgemeine und Generelle aufgetürmt. Beliebte Wendungen sind »immer«, »nie« oder »typisch«. »Sie machen ja niemals …« Sehr häufig fühlt sich der Ankläger im Recht, zu generalisieren, denn er hat das inkriminierte Verhalten des Mitarbeiters über längere Zeit beobachtet, geschwiegen, heimlich Strichlisten geführt, dann eine Falle aufgestellt: »Wenn er noch
einmal
…«, und schwupp!, es hat wieder geklappt. Das Opfer tappt nichts ahnend in die Falle hinein |211| und ist völlig verstört, wenn der Ankläger ihm vorhält: »Sie machen
immer
…« Denn es ist ihm gar nicht bewusst, dass er
immer
… Dieses Psychospiel heißt »Jetzt hab’ ich dich endlich« und ist ein beliebtes Gesellschaftsspiel in unseren betriebsinternen Verfolgerkulturen. Halali!

    Beschuldigen – Ändern:
Kritik will nicht ändern, Kritik will anklagen. Kritik will, dass der andere Asche auf sein Haupt streut. Es geht ihr um’s Beschuldigen. Indem der Kritiker den anderen abwertet, wertet er sich implizit als der Bessere auf. Er fühlt sich moralisch und glaubt mehr Recht zu haben, zur Gemeinschaft zu gehören.
    Die Konfrontation hingegen will ändern, will ein Problem lösen. Sie ist nicht interessiert an Schuldzuweisung und Rechtfertigung. Es geht ihr darum, einen unbefriedigenden Zustand zu optimieren, nicht selbst besser dazustehen. Sie spricht offen an, wenn die Leistung sinkt, Probleme umgangen werden oder gar Spielregeln verletzt werden. Gerade an diesem Punkt ist Konsequenz dringend geraten.

    Vergangenheit – Zukunft:
Kritik suhlt sich in alten Geschichten. Über die Verfehlungen der Vergangenheit hat sie präzise Buch geführt und rechnet jetzt ab. High noon ist angesagt. Alle Energie verwendet sie auf die Problemgeschichte … während sich die Konfrontation auf mögliche Lösungsgeschichten konzentriert. An alten, abgestandenen Ursache-Wirkungs-Puzzles ist die Konfrontation nicht interessiert. Sie schaut nach vorne, will für die Zukunft eine Verbesserung herbeiführen.

    Eigener Vorteil – Gemeinsamer Vorteil:
Dem Kritiker geht es darum, seine negativen Gefühle auszudrücken,

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