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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Schalen nach, den Rest des Futters leerte er daneben.
    »Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis man dich findet. Bis dahin muss das reichen. Teil es dir ein«, erklärte er der Katze, als spräche er mit einem Kind.
    Einen Topf aus dem Küchenschrank stellte er mit Wasser gefüllt auf den Herd. Hier herauf konnte sie springen, wenn der Napf leer war.
    »Ciao, Vito.«
    Das Tier verabschiedete sich mit einem Augenzwinkern. Es war kurz vor zwölf. Die Sonne schien, als wolle sie wettmachen, was sie Hamburg bislang vorenthalten hatte. Hoffentlich wurde Sandel in seinem Fass nicht zu warm.

7
    In Hamburg braucht man keine Anschrift, nur eine gute Adresse. Hamburg 13, wie viele immer noch sagen, gehört zu den besten der Stadt. Von majestätischen Alleebäumen und gepflegten Vorgärten durchgrünte Straßen mit hochherrschaftlichen Wohnhäusern und Villen machten Harvestehude, Rotherbaum und Pöseldorf zu einer der schönsten deutschen Stadtlandschaften. Ärzte, Anwälte, Makler, Verlage, Galerien, Boutiquen und Werbeagenturen, darunter Sorius’, hatten sich hier niedergelassen. Manchmal dachte Terz, dass man hier eine Promiadressentour wie in Beverly Hills veranstalten sollte.
    Wie so viele Harvestehuder Häuser wirkte die Villa in der Hansastraße wie frisch gewaschen. »Sorius & Partner Werbeagentur« erklärten strenge Buchstaben auf einem weißen Emailschild. Für Hamburg ungewöhnlich verspielter Stuck zierte den Empfangsraum, der so schlicht möbliert war wie Sorius’ Villa. An den Wänden über der Treppe zu den oberen Stockwerken warben Poster für Bier, Hautcreme, einen Radiosender, ein Möbelhaus, Pudding, den Bürgermeister.
    Terz erklärte der unverhohlen neugierigen Empfangsdame, zu wem er wollte. Nach ein paar Worten am Telefon brachte sie ihn in den ersten Stock. Auf der Treppe flüsterte er ihr zu:
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Selbstverständlich«, wisperte sie zurück. Der bekannte Mann wollte Geheimnisse mit ihr teilen!
    »Ich müsste wissen, wer aus der Agentur Herrn Sorius gestern zuletzt gesehen hat.«
    »Ich versuche, es herauszufinden.«
    In den kleinen Kammern beiderseits des Flurs thronten Computer auf den Schreibtischen, Aktenordner stapelten sich in Regalen, schwarze Pappen mit bunten Bildern lehnten an den Wänden.
    Von Hollfeldens Zimmer am Ende des Ganges war geräumig, zwei Flügeltüren zur Terrasse ließen viel Sonne ein. Mit den alten Möbeln und einem nachgedunkelten Ölgemälde glich das Büro dem eines Privatbankiers, fand Terz, nicht dem eines Werbers.
    Als er eintrat, telefonierte von Hollfelden. Terz vernahm noch: »– ist jetzt da. Ich muss aufhören.«
    Terz kannte von Hollfelden vom Sehen, konnte sich aber an keine Unterhaltung erinnern. Der Geschäftsführer war in seinem Alter. Er sah aus wie ein Schauspieler, den Terz blasiert fand und dessen Namen ihm nicht einfiel. Fast so groß wie er selbst, das rotblond gewellte Haar an den Schläfen von erstem Weiß durchzogen, der dunkelblaue Maßanzug saß perfekt. Terz fand das Aftershave zu süß für diesen Typ Mann.
    Seine Stimme schien aus der Nase zu kommen. Aristokratischer Dünkel? Kokain?
    »Ah, der berühmte Kommissar, welche Ehre.« Der Händedruck war fest und trocken. »Von Hollfelden.«
    Dass er seinen Titel so betonte, reizte Terz.
    »Euer Durchlaucht.«
    Von Hollfelden überspielte seine Irritation.
    »Winfried starb keines natürlichen Todes, sagten Sie am Telefon. Das wird Aufsehen erregen, zweifellos. Wenn es auch nicht das Aufsehen ist, das wir uns wünschen. Üblicherweise glänzen wir mit unserer Arbeit.«
    »Und zur Abwechslung glänzen Sie mit einem Toten?«
    Mit einer Geste bat von Hollfelden den Kommissar, sich zu setzen.
    »Das Wichtigste in Kürze: Winfried Sorius gründete die Agentur 1972. Ich begann 1995 als Geschäftsführer. 1996 wurde ich Partner.« Ohne Stolz. »Mein Anteil beträgt dreißig Prozent. Durch Sorius’ Tod gehen seine Anteile auf mich über. Ein prächtiges Motiv, nicht?«
    »Das kommt darauf an, wie es dem Unternehmen geht.«
    »Es geht ihm hervorragend!«
    Von Hollfelden wollte unbedingt nach seinem Alibi gefragt werden. Nun, irgendwann würde er es auch von selbst verraten.
    »Seltsame Regelung …«
    »Überhaupt nicht. Herr Sorius hatte keine Erben. Und was für ein Interesse hätte ich am Tod meines Spitzenkreativen?«
    Hielt einen Minderheitsanteil am Unternehmen und sprach vom Mehrheitseigentümer wie von einem Angestellten.
    »Wer hätte sonst einen

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