Das Prinzip Terz
Terz nicht mehr erzählen als die Empfangsdame.
»Können Sie das bitte mit einem Boten schicken«, sagte von Hollfelden, der unbemerkt dazugetreten war und der Empfangsdame ein Kuvert reichte. Er nickte den Anwesenden zu und verschwand Richtung Toilette.
Terz entließ die Texterin und fragte die Frau am Empfang: »Ist Frau Hansen noch da?«
»Nein. Sie ist vor ein paar Minuten gegangen.«
»Zu Dreharbeiten, ich weiß.« Er würde morgen vorbeisehen.
»Brauchen Sie die Adresse?«
»Bitte.«
Wer solche Kollegen hatte, brauchte keine Feinde.
Den restlichen Nachmittag verbrachte Terz mit Papierkram. Gegen vier schien wie üblich Schlafmittel seinen Kreislauf zu lähmen. Er holte seine Schlüssel hervor, lehnte sich im Stuhl zurück und schlief die Sekunden, bis seine Hand den Bund entspannt zu Boden gleiten ließ und er durch das Klimpern geweckt wurde. Zur endgültigen Erfrischung holte er sich einen Espresso. Um fünf wechselte er auf die andere Seite des Flurs zur täglichen Lagebesprechung. In dem Raum roch es nach abgestandener Luft, obwohl die Fenster weit offen waren. Brüning drehte eine Tasse Kaffee zwischen den Händen. Perrell und Lund unterhielten sich lachend, daneben wartete Sammi ungeduldig. Kaum saßen alle, warf er Terz ein Papierknäuel hin.
»Drei von den Frauen leugnen, Sorius auch nur zu kennen. Die Kantau hat sogar mit dem Anwalt gedroht, falls wir sie derart verleumden sollten.«
»Das wird ihren Seitensprung aber auch nicht geheim halten«, konterte Terz.
»Wo hast du diese Liste her? Aus der Gerüchteküche?«
»Man muss nur darin zu kochen verstehen, Sammi. Ich werde mit ihr reden. Wer sind die anderen?«
»Die nicht Eingeringelten«, versuchte Lund wieder konstruktiv zu werden.
Terz überflog die Namen. »Und die Übrigen?«
»Eine hat ein Alibi, das wir noch prüfen müssen. Eine andere war zur Tatzeit im Urlaub und ist es noch. Zwei haben wir noch nicht.«
»Und die Männer?«
»Drei hatten tatsächlich was mit ihm. Sie wussten aber nichts und haben Alibis. Die anderen habe ich noch nicht erwischt«, erklärte Brüning.
»Erzählten sie etwas über ungewöhnliche Sexualpraktiken?«
»Was ist heute noch ungewöhnlich?«
Sammi grinste. »Das kannst du ihm ja morgen helfen herauszufinden, Konrad.«
»Das entscheide ich. Zuerst mache ich die Kantau.«
»Soll ich mitkommen? Mich kennt sie schon«, regte Lund an.
»Dich brauche ich woanders«, bestimmte Sammi.
Michel Brüning trank seinen Kaffee aus, Knut Perrell strich über seinen Schnurrbart und studierte den Himmel hinter dem Fenster.
Terz erzählte von seinem Besuch in der Agentur.
Sammi horchte auf. »Diese Hansen hat also gelogen?«
»Nein. Sie hat höchstens nicht alles erzählt. Wenn es den Streit wirklich gab. Ich sehe morgen noch einmal bei ihr vorbei.«
»Diese Agentur sehe ich mir einmal genauer an«, sagte Sammi in einem Ton, als habe Terz nicht sorgfältig gearbeitet.
»Wegen der vielen hübschen Frauen, die da rumlaufen, oder was?«
Sammi warf ihm einen harten Blick zu, sagte aber nichts mehr. Sie beendeten die Besprechung mit der Aufgabenteilung für den nächsten Tag. Als sie den Raum verließen, blieb Terz mit Maria Lund etwas zurück.
»Mit dir und Sammi alles in Ordnung?«
Sie verzog das Gesicht. »Er nervt einfach nur. Das ist alles.«
»Er steht auf dich.«
»Er ist notgeil.«
»Sollte er Probleme machen, komm sofort zu mir.«
»Keine Sorge«, sagte sie und wollte gehen.
Mit einer sachten Berührung am Unterarm hielt er sie zurück. »Eines noch. Du weißt, dass Beziehungen unter Kollegen ein Problem sein können. Vor allem, wenn sie in derselben Gruppe arbeiten.«
Maria Lund lachte laut. »Ich mit Sammi? Davon träumt er!«
»Sammi meine ich nicht.«
Lund wurde rot.
»Es geht mich nichts an. Oder doch, ein wenig. Im Ernstfall muss ich mich auf alle verlassen können. Ist da was, das ich wissen müsste?«
Lund lief noch dunkler an. »Nein.« Es klang fast bedauernd.
»Es wird ein herrlicher Abend«, sagte er mit einem Lächeln und ließ sie mit ihrer Verwirrung allein.
Er ging ein paar Stockwerke tiefer in die Asservatenkammer. Mit dem alten Beamten, der nach einer Verletzung seit Jahren hier Dienst tat, verstand er sich gut. Terz musste keine Formulare ausfüllen oder warten, bis ihm die angeforderten Stücke ausgehändigt wurden. Er durchstreifte die Regalreihen, bis er gefunden hatte, was er suchte.
Als er nach Hause kam, saß Elena mit Kim auf der Terrasse bei den
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