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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Hausaufgaben, und Lili übte Klavier.
    »Heyjo, Daddyo«, begrüßte ihn seine Jüngere, ohne ihr Spiel zu unterbrechen. Ihm war unwohl bei dem Gedanken, dass in diesem Idyll ein Toter versteckt war. Unverändert und unbeachtet stand das Fass keine drei Meter von seiner Frau und Tochter entfernt.
    »Papomagnifico!« Er begrüßte Kim mit einem Küsschen auf die Wange, Elena mit einem Kuss auf den Mund und lehnte sich an das Fass. Nichts roch. »Mathe?«
    Kim strahlte ihn stolz an. »Wieder eine Eins. Warst du in der Schule auch so gut?«
    »Nein, mein Schatz«, log er. Hinter dem Panoramaglas starrte Lili konzentriert auf ihr Notenblatt. Leise schwangen die Töne ins Freie.
    Er setzte sich zu Elena und Kim. Auch hier roch er nichts.
    Seine Tochter musterte ihn mit großen Augen. »Hast du heute eine Leiche gesehen?«
    Seine Kinder wussten um seinen Beruf, ohne wirklich zu verstehen, worum es ging. Sterblichkeit und Tod begann er selbst gerade erst zu begreifen. »Nein.«
    »Mathematik, gute Dame«, erinnerte Elena streng. »Wir sind noch nicht fertig.«
    Terz ging zurück ins Wohnzimmer und sah die Post durch. Elena hatte geöffnet, was an sie beide adressiert war. Ein paar Briefe baten um Vorträge oder Autogramme. Ein gepolstertes Kuvert war an ihn vertraulich gerichtet. Es war nicht frankiert und trug keinen Absender.
    Vorsichtig, um möglichst wenige Fingerabdrücke zu hinterlassen, beförderte er eine Audiokassette und einen zusammengefalteten Zettel ans Tageslicht:
    »500.000,– Euro. Kleine, nicht notierte Scheine. Nächsten Mittwoch, 19.00 Uhr. In die Mülltonne Ecke Jarrestraße   / Großheidenstraße. Keine Polizei (haha).«
    Ein Erpresser mit Humor, das hatte ihm gefehlt. Terz zog sich in sein Arbeitszimmer hinter der Galerie zurück und legte das Band in die kleine Stereoanlage.
    Es enthielt tatsächlich fast sein ganzes Gespräch mit Sandel bis zu dessen tragischem Ende. Terz hörte es ein zweites Mal an. Seine Stimme war sofort zu erkennen, was spätestens ein technischer Stimmenvergleich beweisen würde. Es fielen keine Namen. Wenn man lang genug grub, würde man vielleicht Tondokumente von Sandel finden. Sonst wäre er nicht zu identifizieren.
    Doch die Indizien könnten genügen. Die anderen Manuskripte in Sandels Wohnung, Absagebriefe, die verschlossenen Kuverts mit den eigenen Manuskripten. Während Elenas Golfpartie morgen musste er Sandel entsorgen.
    Fünfhunderttausend Euro. So viel hatte er nicht. Kredit bekam er auch keinen mehr, seine Mutter hatte ihr Vermögen langfristig angelegt, mit dem Darlehen für die Wohnung waren seine Möglichkeiten überreizt. Erst die Einnahmen aus seinem nächsten Buch würden alles wieder einrenken.
    Sie könnten sich einschränken. Könnten sie? Elena müsste mit dem Golfspielen aufhören. Er sollte sofort seine nie genutzte Clubmitgliedschaft kündigen. Statt Wein um dreißig Euro die Flasche konnte man zu Aldi gehen. Maßschuhe waren zwar bequemer, aber er hatte Jahrzehnte ohne überlebt, genauso ohne Maßanzüge. In der Stadt musste man keinen benzinfressenden Geländewagen fahren. Ohnehin beständig neu zu kaufende Kinderkleidung brauchte keine Markenware zu sein. Auf Reiten, Hockey und Musik konnten sie verzichten. Konnten sie? Und wie sollte er es erklären?
    Geld kaufte nun einmal nicht nur Luxus. Es schuf auch Chancen. Kontakte zu noch mehr Geld. Eine bessere Zukunft.
    Die würde er nicht an einen Erpresser verschenken.
    Außerdem würden all diese Einschränkungen nie eine halbe Million bringen.
    Terz packte das kleine Reserve-Spurensicherungskit aus, das immer in seinem Schreibtisch bereitlag. Auf dem Papier und der Kassette fand er nur Fragmente seiner eigenen Fingerabdrücke, als Lili ihn zum Abendessen rief.
    »Und? Wie sieht es aus?«
    Immerhin hatte Elena ihre Neugier zurückgehalten, bis die Kinder im Bett waren. Ein Glas Amaro in der Hand und Arbeitsunterlagen im Schoß, lag sie neben ihm auf dem zweiten Deckchair unter dem lauen Sternenhimmel. Terz erzählte von seinem Tag und den Reaktionen der angeblichen Sorius-Geliebten.
    »Die soll sich nicht so aufführen«, empörte sich Elena, als sie von Kantau hörte.
    »Ich werde sie morgen einmal besuchen«, erklärte Terz.
    »Vielleicht sollte ich das tun.«
    »Wolltest du nicht Golf spielen?«
    »Verschoben. Droh damit, ihrem Mann alles zu sagen. Sie hat viel zu verlieren.« Zufrieden über ihren taktischen Ratschlag nahm Elena einen Schluck Amaro.
    »Wieso?«
    »Vor ihrer Hochzeit war sie

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