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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Zwang an. Was wollen Sie denen erzählen? Auf Erpressung stehen ein paar Jahre.«
    Biels Gesichtsfarbe unterschied sich nicht von der Wand hinter ihm. Seine Lippen hatte er fast verschluckt, die Augen wollten aus dem Kopf springen.
    »Erpressung? Wovon sprechen Sie?«
    Terz untersuchte eine andere Kassette. »Geben Sie mir die Aufnahme, und wir vergessen die Geschichte.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Terz durchwühlte die Unordnung neben dem Computer.
    »Sind Sie verrückt?«
    »Ah, was haben wir denn da?« Terz hob das Richtmikrofon. »Damit nehmen Sie wohl Vögel auf.«
    »Sie sagen es.«
    »Und schon mal Ihre Nachbarn, was?«
    Biel trat einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu. »Verschwinden Sie sofort aus meiner Wohnung, Sie Bastard! Sie missbrauchen Ihre Polizeigewalt.«
    »Ich gebrauche nur Ihr schlechtes Gewissen. Sie können jederzeit bei der Polizei anrufen.« Mit seinem vor Empörung bebenden Kinn tat Biel Terz fast Leid. »Es war ein Unfall, das wissen Sie.«
    »Ihre Kollegen werden das nicht glauben.«
    »Sie verstehen noch immer nicht. Natürlich können Sie mir schaden. Aber ich kann Sie für die Erpressung ins Kittchen bringen.«
    »Sie haben keine Beweise.«
    »Der Erpresserbrief. Er trägt Ihre Fingerabdrücke.«
    Terz hatte es nicht für möglich gehalten, dass Biel noch bleicher wurde. Der Bluff funktionierte. Fordernd streckte er die Hand aus.
    »Geben Sie mir das Band. Ist für uns beide besser so.«
    Biel schwankte, als zerrten zwei Pferde in entgegengesetzten Richtungen an seinen Schultern. Dann drehte er sich mit einem Ruck um und zog ein Tonband aus dem Regal.
    Terz steckte es in das Kassettenfach der Hi-Fi-Anlage. Er hörte seine und Sandels Stimme.
    Biel unterbrach: »Moment mal. Woher wissen Sie, dass es meine Fingerabdrücke sind?«
    »Hätten Sie mir sonst das Band gegeben?«, erwiderte Terz mit Unschuldsmiene.
    »Und überhaupt! Ich hatte Handschuhe …«
    Als Antwort schenkte Terz ihm ein mitleidiges Lächeln.
    »Sie …!«
    Biel wollte ihm das Band entreißen. Terz hielt ihn mit seinen langen Armen fern und steckte es ein. »Gibt es Kopien?«
    Biels Zähne knirschten. Er hatte nicht damit gerechnet, enttarnt zu werden, und deshalb auch kein zweites Exemplar versteckt. Zur Sicherheit nahm Terz die Bänder neben der Lücke, die seines zurückgelassen hatte, mit. Hilflos lief Biel hinter ihm her zur Tür. Zum Abschied reichte Terz ihm die Hand. »Ich hoffe, dass die Sache für Sie damit auch erledigt ist.«
    Biel reagierte nicht.
    Terz zuckte mit den Schultern. »An Ihrer Gastfreundschaft sollten Sie noch feilen. Wenigstens etwas zu trinken hätten Sie mir anbieten können.«
    Die Tür schlug vor seiner Nase zu.

11
    Juliette Detoile entsprach dem Klischee des französischen Kindermädchens fast zu perfekt. Klein, schlank, mit hinreißendem Akzent. Obwohl ihr Hamburgs attraktivste Junggesellen nachliefen, war sie seit vier Jahren mit einem Lehramtsstudenten zusammen. Die Mädchen hingen an ihr mit einer Begeisterung, die manche Eltern eifersüchtig gemacht hätte. Als Erstes bekam sie natürlich Vogel präsentiert. Noch hielt sich das graue Federbündel gut, flatterte mit den Stummelflügeln, streckte seinen Schnabel gierig in die Luft und schluckte eifrig von Kim und Lili dargereichte Flüssigkeit und tote Fliegen.
    Terz und Elena machten sich für den Abend bei Ramscheidt fertig. Terz wählte Elenas Lieblingsduft und einen dunkelbraunen Anzug, den sie gemeinsam mit ihm ausgesucht hatte. Kein Schlips. Ein letzter prüfender Blick vor dem großen Spiegel. Keck fiel eine Locke in die Stirn. Er war zufrieden.
    Elena erschien in einem eng anliegenden bordeauxroten Seidenkleid, dessen Ausschnitt und Rocklänge Terz für einen solchen Anlass gewagt schienen. Die großen Perlen der Kette und des Armbands schimmerten im selben seidigen Glanz wie ihre Haut.
    »Du setzt ja alle Mittel ein für Ramscheidt.«
    »Das darf ich wohl als Kompliment nehmen.«
    Die Kinder schenkten ihnen zum Abschied kaum einen Blick, so beschäftigt waren sie mit Vogel und Julie.
    Terz fuhr selbst, er wollte ohnehin nicht zu viel trinken. Der Verkehr auf dem Ring Zwei war nach der abendlichen Stoßzeit bereits entspannt. Bei der Holstenstraße erfüllte intensiver Brauereiduft die Luft. Über die Max-Brauer-Allee gelangten sie auf die Elbchaussee und fuhren stadtauswärts bis Othmarschen. Lange hatten Elena und Terz überlegt, ob sie den Kindern zuliebe in eine der hübschen Villen oder – eher

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