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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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draußen stehen. Schon auf dem Weg zum Lift studierte er die Zeitung.
    Woher die Autoren der Artikel ihre Informationen auch hatten, sie waren umfassend. Auf der Titelseite prangten Bilder von Tönnesen, Sorius, Biel und Sandel. Darunter fragte eine Schlagzeile: »Wer ist der Handkantenmörder?«
    Die Seiten zwei bis sieben waren den Morden gewidmet. Die ausgefallene Mordmethode wurde beschrieben, Spekulationen über Profikiller und fernöstliche Kampfsportarten ausgebreitet. Auf Seite drei fanden sich Bilder von Biels Apartment. Daneben entdeckte Terz seine eigene Dachterrasse. »Starkommissar Terz war Nachbar des Opfers Biel. Er ermittelt in dem Fall.«
    Das Foto musste aus Biels Nachbarwohnung aufgenommen worden sein.
    Weitere Artikel und Interviews wärmten die Fälle Tönnesen und Sorius auf. Nicht unerwähnt blieb natürlich die Arbeit von Sorius für den Bürgermeister und andere prominente Unternehmen. Zwei Seiten gehörten Sandel, der frisch identifizierten »Brandleiche von Ahrensburg«.
    Er traf Elena im Bad an und schilderte ihr in kurzen Worten die Schlagzeilen.
    »Bei uns gegenüber?«, fragte sie erstaunt, aber nicht erschrocken, als er von seinem Besuch bei den Kollegen in Biels Wohnung am Sonntag berichtete.
    Plötzlich befiel ihn das übermächtige Bedürfnis, alles zu erzählen, zu beichten, irgendwem, natürlich am liebsten seiner Frau, jenem Menschen, dem er am meisten vertraute, und wahrscheinlich der einzige, bei dem er sich geborgen fühlte. Alles herauszulassen, wie wenn man sich nach Stunden der mühsam unterdrückten Katerübelkeit erbricht, in einer entwürdigenden Körperhaltung verkrampft, das schmerzbereitende, stinkende Gift endlich entleert. Er sog den Duft von Elenas noch nicht parfümierter Haut ein, des nassen Haares, und kämpfte verzweifelt gegen den selbstzerstörerischen Drang.
    Elena begann sich zu schminken und stellte unbekümmert fest: »Da wird sich der Bürgermeister aber freuen.«
    Er warnte sie davor, dass die Journalisten auch sie und womöglich die Kinder belästigen würden, aber damit wusste sie als Frau eines medienbekannten Kommissars und Autors bereits umzugehen.
    Das Telefon steckte er erst wieder ein, als sie das Haus verließen. Vor der Tür wartete niemand, die Reporter hatten aufgegeben.
    Terz hatte das Büro kaum erreicht, da stürzte bereits Polizeipräsident Meffen herein und warf eine Zeitung auf den Schreibtisch. In seinem Schatten folgte Grütke.
    »Verstehen wir das unter Geheimhaltung?« Meffen ließ sich in einen Besuchersessel fallen. »Verdammt, Konrad! Im Rathaus stehen sie Kopf. Bei uns glühen die Leitungen.«
    »Wem sagst du das.«
    »Du hast deine Mannschaft nicht im Griff, Konrad«, ätzte Grütke mit unterdrückter Freude.
    Sammi und Brüning betraten das Zimmer, jeder mit einer Zeitung. Sie grüßten und sahen neugierig zwischen den dreien hin und her.
    »Ein Supergau«, stöhnte Meffen.
    »Auf dem Begräbnis von Sorius werden sich die Reporter um die besten Plätze schlagen«, stellte Grütke süffisant fest. »Ich möchte nicht in deiner Haut stecken, Konrad.«
    »Ich gehe nicht hin«, winkte der Präsident ab.
    »Soll Konrad die Suppe auslöffeln«, feixte Grütke mit einer bösen Grimasse.
    Meffen nickte abwesend. »Finnen will sich der Meute stellen. Er möchte Konrad als Leiter der Ermittlungen dabeihaben.«
    Hinter ihm verspannte sich Sammis Gesicht zu einer holzgeschnitzten Maske.
    Terz blieb ganz freundlich. »Selbstverständlich gehe ich hin. Bei so einer heiklen Sache sollte ich aber professionelle Hilfe zur Seite haben. Vielleicht kann Jan mitkommen.«
    »Aber ich …«, stotterte Grütke.
    Der Polizeipräsident überlegte nicht lange. »Gute Idee.«
    Jetzt grinste Terz schadenfroh.
    Am Himmel türmten sich dunkle Wolken, als Sorius’ sterbliche Überreste in ein mit Reisig ausgeschlagenes Grab am Ohlsdorfer Friedhof hinabgelassen wurden. Über hundert Menschen und Dutzende Journalisten hatten sich in den weitläufigen Parkanlagen des zweitgrößten Friedhofs der Welt mit seinen verzweigten Wegen, jahrhundertealten Bäumen, Mausoleen, versteckten Prunkgräbern und Grabsteinfeldern eingefunden. Als jeder sein Schäufelchen geworfen hatte, strebten sie in kleinen Gruppen davon. Terz, Finnen und Söberg, der als einziger Vertreter des Rathauses gekommen war, entkamen den lauernden Objektiven und Mikrofonen nicht. Genervt beantwortete Finnen die Fragen mit knappen Worten. Terz gab sich wie üblich gelassen und machte ein gutes

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