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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Stadt hatte sich Hochnebel festgesetzt. Zum dritten Mal öffnete die Frau in Dienstbotenuniform die Tür der Klein Flottbeker Villa. Auf der Fahrt hatte Terz über Sammis Gespräch mit Finnen gegrübelt, das so plötzlich abbrach, als er in Hörweite gekommen war.
    Wurde er jetzt paranoid? Hatte Sammi dem Staatsanwalt von Biels Anrufen bei Terz erzählt? Weshalb sonst waren sie verstummt, als er sie einholte? Aus den Augenwinkeln musterte er Sammi. So zufrieden war der zuletzt gewesen, bevor er von Terz’ Beförderung erfahren hatte.
    Frau Kantau ließ sie zehn Minuten warten. Ahnte sie, was bevorstand? Sammi und Terz lehnten Getränke ab und setzten sich. Terz hielt sich bewusst zurück. Sammi witterte einen möglichen Erfolg und stieß aggressiv vor.
    »Wo waren Sie Freitagmittag und am frühen Nachmittag?«
    Das dezent sonnengebräunte Gesicht der Frau erbleichte sichtbar. Trotzdem blieb ihre Stimme ruhig. »Ich hatte Besuch von einer Freundin.«
    »Wie heißt sie?«
    »Claudia Pechstein. Und bevor sie sich bemühen – sie ist jetzt im Urlaub. Auf den Malediven.«
    »Die Pechstein bringt Ihnen aber kein Glück«, kalauerte Sammi gehässig.
    Terz setzte eine milde, hilfereichende Stimme ein: »Frau Kantau. Es geht um einen Mord. Wir wissen, dass Sie kurz vor der Tatzeit in der Nähe des Tatorts waren. Und wir wissen, dass Sie das Opfer an diesem Tag mehrmals anrief. Zuletzt wahrscheinlich nur ein paar Minuten vor seinem Tod. Vielleicht haben Sie etwas gesehen.«
    Amelie Kantau hielt ihre Züge unter Kontrolle. Von ihrer Sonnenbräune aber war nichts übrig geblieben.
    »Sie haben mich an diesem Vormittag angerufen«, sagte sie mit einem dünnen Lächeln.
    Sammi warf Terz einen Seitenblick zu.
    »Ja, wegen des Termins am Nachmittag«, erwiderte Terz gelassen, innerlich nun aber sauer. Die Bemerkung stellte eine unangenehme Nähe zwischen ihm und Biel her. Oder tat das nur sein schlechtes Gewissen? »Aber was wollte der andere Anrufer? Jener Mann, der wenig später auf die gleiche Weise wie Herr Tönnesen und Winfried Sorius ermordet wurde. Bei dem das Haar einer Person gefunden wurde, von der man auch welche bei Herrn Sorius fand. Lange, hellblonde Haare.«
    Sie schluckte, räusperte sich: »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Ach … warten Sie … Sie haben Recht. Da war doch etwas. Jemand hatte sich verwählt.«
    Die so offensichtliche Ausrede war Terz peinlich für Kantau. »Wenn ich während der letzten Tage hier anrief, meldete sich immer zuerst Ihr Dienstmädchen. Auch an diesem Tag. Vielleicht kann sie sich ja erinnern.«
    »Rufen Sie sie«, befahl Sammi.
    Widerwillig drückte die Hausherrin auf einen Knopf neben der Stehlampe. Irgendwo im Haus ertönte leises Klingeln. Es war noch nicht verklungen, als die Salontür geöffnet wurde.
    »Setzen Sie sich«, bat Terz die Frau in Schwarz.
    Das Dienstmädchen warf einen unsicheren Seitenblick zu ihrer Brötchengeberin, dann ließ sie sich auf der Vorderkante eines Polstersessels nieder.
    »Waren Sie am Freitag hier?«, fragte Sammi.
    »Ich bin immer hier«, antwortete sie nach einem weiteren Blick zu Frau Kantau.
    »Und Sie nehmen üblicherweise die Telefonate entgegen?«
    »J-ja.«
    »Auch am Freitag zu Mittag?«
    Wieder einer dieser Blicke. Kantau ignorierte ihn.
    »Der Herr Kommissar rief an«, sagte das Mädchen und deutete auf Terz.
    Tat sie das absichtlich?
    »Ich weiß«, sagte Sammi. »Aber wer rief noch an?«
    »Ver-verschiedene Leute.«
    »War irgendein auffälliger Anruf dabei?«
    »Ich kann mich an keinen erinnern.«
    »Wann verließ Frau Kantau das Haus?«
    »Gegen zwei.«
    »War Frau Pechstein zu dieser Zeit noch da?«
    Die Frau zögerte, bevor sie sagte: »Sie gingen gleichzeitig.«
    Sammi wurde ungeduldig. »Biel wurde ohnehin erst später ermordet.«
    Das Dienstmädchen machte große Augen. Bis Terz sie fragte: »Gab es an dem Tag auch Anrufer, die sich einfach nur verwählt hatten?«
    Sie dachte kurz nach. »Nein.«
    »Aber natürlich«, rief Kantau. »Erinnere dich doch!«
    »Frau …«
    »Prosnik.«
    »Frau Prosnik«, erklärte Terz, »ich sollte Sie vielleicht darauf aufmerksam machen, dass wir hier in einem Mordfall ermitteln. Wenn Sie etwas verschweigen oder gar lügen, hat das auch für Sie Folgen.«
    Ruckartig wandte Prosnik den Kopf zu Kantau und wieder zurück zu den Kommissaren.
    »Aber … Sie … Sie verdächtigen doch nicht …«
    »Wir stellen nur ein paar Fragen.«
    Sammi zog die Liste aus seiner Tasche. »Also: Da

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