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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Arbeitszimmer von Winfried Sorius’ Villa aufgefallen. Zwischen Notizen und Entwürfen hatte er auf dem Schreibtisch gelegen. Eine nichts sagende Aufreihung von Zahlen und Namen. Er hatte es für eine Telefonliste gehalten.
    Ein paar Tage später waren ihm dieselben Ziffernreihen und Namen wieder untergekommen. Nur wenige Stunden nach Biels Tod. Er war in einem Ausnahmezustand gewesen. Deshalb war ihm die Übereinstimmung damals entgangen.
    Wie ein Wort, das einem auf der Zunge liegt, aber erst Stunden oder Tage später völlig willkürlich ins Bewusstsein springt, war es ihm klar geworden. Als Elena ihn nach Hinweisen für seinen Verdacht gefragt hatte. Nun besaß er immerhin eine Hoffnung.
    Tönnesens Krempel stapelte sich bei Lund. Er brauchte etwas länger, bis er das Papier in der Hand hielt. Er verglich die beiden Blätter. Krobat 991   245, Villich 991   377, auch die anderen waren identisch.
    Im Lager mit Tönnesens Nachlass hatte er sogar versucht, eine davon anzurufen. Es war eine Leitung ohne Anschluss gewesen. Seither hatte sich keiner mehr damit beschäftigt.
    Alle Zahlenreihen begannen mit 99. Es waren Jahreszahlen. Und keine Telefon-, sondern Rechnungsnummern. Hoffte er wenigstens. Er schrieb alles ab und steckte die Dokumente zurück. Die Uniformierten am Einlass verabschiedeten ihn gelangweilt. Es war zwanzig Minuten vor zwölf.
    Unter den dunklen Kronen mächtiger Bäume beleuchteten Straßenlampen den Bürgersteig, die Patriziervillen aus dem 19. Jahrhundert verloren sich hinter ihren Vorgärten im Dunkeln. Die Luft war erfüllt von den Geräuschen der Nacht, entferntes Lachen und Besteckklimpern, Autos in Nebenstraßen, verhallende Schritte, das leise Grundrauschen der Stadt. Diesen Abschnitt des Mittelwegs dominierten Büros, von denen kurz vor Mitternacht keines mehr besetzt war. In einigen Eingangstüren leuchtete ein dünnes Lichtlein, hinter den meisten Fenstern war es finster.
    Terz war mit dem Schatten eines Baumes verschmolzen, neben ihm sah seine Mutter unruhig die Straße auf und ab.
    »Geduld, Mutter. Wir haben Mitternacht vereinbart.«
    »Aber das ist es in zwei Minuten.«
    Eine Stimme ließ sie herumfahren. »Berthe, bist du das?«
    Terz schätzte den Mann auf Mitte sechzig. Sein weißes Haar war streng links gescheitelt, er trug eine Goldrandbrille und einen leichten Sommermantel, der teuer aussah.
    Berthe Terz begrüßte ihn mit einem Küsschen auf die Wange.
    »Darf ich vorstellen: mein Sohn Konrad – Doktor Plius Rensen. Plius war früher Partner einer bekannten Wirtschaftsprüfungskanzlei.«
    Rensen begrüßte Terz mit einem sympathisch festen Händedruck und Bassstimme. »Endlich lerne ich den berühmten Sohn einmal persönlich kennen.« Er sah sich um. »Bin ich der Erste?«
    »Wir sind auch schon da«, antworteten zwei Spaziergänger. Sie gehörten zur selben wohlhabend-jugendlich wirkenden Rentnersorte wie Rensen und begrüßten sich wie alte Freunde.
    Seine Mutter stellte sie als Thomas Welldorff und Frauke Hedrich vor.
    »Frauke war Leiterin einer Buchhaltungsabteilung, Thomas Steuerberater.«
    »Und worum genau geht es hier jetzt?«, fragte Hedrich.
    »Warten wir, bis alle da sind.«
    Die vier Rentner unterhielten sich gut gelaunt, bis einige Minuten später zwei weitere Gestalten auftauchten. Fröhlich wurden Karl Zellwitz und Brunhild Flieters von den anderen willkommen geheißen. Terz hatte den Verdacht, dass alle Anwesenden den Abend mit einem Glas Alkohol eingeläutet hatten. Zellwitz stellte sich ebenfalls als pensionierter Wirtschaftsprüfer heraus, Flieters hatte in einer Bank gearbeitet.
    »So. Jetzt können Sie uns nicht länger auf die Folter spannen. Warum sind wir hier?«
    Statt einer Antwort zückte Terz sein Handy, wählte eine Nummer und sagte nur: »Wir sind da.« Er steckte das Gerät zurück. »Folgen Sie mir. Drinnen erkläre ich Ihnen alles.«
    Er ging vor in Richtung Hansastraße, hinter ihm flüsterten und kicherten die Alten. Was hatte seine Mutter ihnen erzählt? Als sie auf den Treppenabsatz stiegen, öffnete sich die Tür mit dem großen Schild »Sorius & Partner Werbeagentur«.
    Vor ihnen stand Jule Hansen. »Gehen wir nach unten.«
    Auf dem Weg in das Souterrain stellte sie sich den Ankömmlingen vor. Sie führte die Gruppe in einen von großen Wandschränken beherrschten Raum. In der Mitte standen zwei Schreibtische mit Computern. Neugierig sahen sich die Frauen und Männer um.
    »Und was machen wir jetzt hier?« Rensen, zum dritten

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