Das Prinzip Terz
brenzlig wird. Dann aber schnell.«
»Wird es das?«
»Ja. Und jetzt beeilt euch!«
Terz schlug den Weg Richtung Klein-Flottbek ein, als sein Handy düdelte. Enttäuscht erkannte er Sammis statt Elenas Nummer auf dem Display. Er ging dran.
»Was soll das?«, bellte Sammi. »Stell dich beim nächsten Revier!«
Ohne Antwort legte Terz auf. Er hatte mit nichts anderem gerechnet. Wieder rief er Lund an.
»Sammi ist ein Idiot. Beeilt euch«, befahl er und legte auf, um neuen Widerspruch zu verhindern. Er brachte Lund in eine unmögliche Situation. Ihr Problem.
Zwanzig Minuten später stellte er den Wagen zwei Straßen von der Kantau’schen Villa entfernt ab. Er platzierte sich an der nächsten Straßenecke, den Eingang im Blick. Frau Kantaus Oldtimer stand vor dem Haus. Beamte konnte er nirgends entdecken. So schnell ging das nicht. Wenn Lund überhaupt etwas unternommen hatte.
Fodl hatte er nirgendwo bemerkt.
Nach einer Viertelstunde rollte ein ziviler Einsatzwagen an Kantaus Haus vorbei. An der nächsten Straßenecke beobachteten jetzt zwei Männer unauffällig die Villa. Terz erkannte Michel Brüning. Er schaute kurz herüber und gab ein dezentes Handzeichen des Erkennens. Terz sprach einen stillen Segen für Lund.
Drei weitere Minuten später spazierten ein Mann und eine Frau zum Eingang der Kantau’schen Villa. Lund und Perrell. Sie klingelten. Während des Wartens sahen sie sich um. Das Hausmädchen öffnete die Tür. Beim Hineingehen legte Perrell kurz eine Faust an seinen Rücken. Der Daumen zeigte nach oben.
Terz wartete kurz, bevor er Lund anrief.
»Wir haben dich gesehen«, sagte sie.
»Seid vorsichtig. Gut möglich, dass die Männer bereits unterwegs sind.«
Terz spürte einen punktförmigen Druck an seinen Nieren. Jemand flüsterte in sein freies Ohr. »Die Männer sind bereits da.«
Der Pistolenlauf drückte heftiger in seinen Rücken. Warmer Atem streifte seine Wange. »Auflegen.«
Einen Finger ohne Druck auf der Aus-Taste, ließ Terz das Handy in die Jackentasche gleiten. So konnte Lund weiterhin mithören.
»Kleine Änderung des Plans«, raunte Ramscheidts Stimme.
Eine riesige Hand schlüpfte in Terz’ Tasche und fischte das Mobiltelefon heraus. Terz wandte den Kopf vorsichtig um. Scaffo griente ihn an. Demonstrativ beendete er die Verbindung und steckte das Gerät selbst ein.
20
Mit überzeugender Sanftheit schob Scaffo Terz zu seinem Range Rover. Scaffo nahm auf der Rückbank Platz. Terz musste auf den Beifahrersitz, die Hände hinter der Kopfstütze verschränkt. Sein Handy meldete sich in Scaffos Tasche. Ramscheidt setzte sich ans Steuer. Er trug feine Lederhandschuhe. Die Melodie des Telefons verstummte.
»Arschloch«, fauchte Ramscheidt, als die Türen geschlossen waren. Er äffte Terz’ Stimme nach: »In den letzten Tagen versuchte man mich zu beschädigen. Dadurch konnte ich gewisse Schlüsse ziehen … Du hast mich in eine Scheißlage gebracht. Aber deine ist noch viel beschissener. Wittpohl fand deinen Plan gut. Er hat ihn allerdings noch verbessert. Was hast du hier gemacht? Wolltest uns kontrollieren? Oder reinlegen, was? Zuerst holen wir die Unterlagen, die du illegal aus der Agentur mitgenommen hast. Wo sind sie?«
Jetzt war Terz also auch mit Ramscheidt per Du. Er hätte darauf verzichten können.
»Eine Kopie ist bereits bei einem Anwalt. Er hat Anweisungen, sie den Behörden zu übergeben und zu veröffentlichen, wenn mir etwas zustößt.«
»Nichts dergleichen wird er tun. Gibt es noch mehr?«
Eine zweite lag in Terz’ Arbeitszimmer. Die Rentner-Gang seiner Mutter hatte er damit nicht belasten wollen. Jule Hansen hatte sich keine Duplikate gemacht. Die Originale lagen ohnehin bei Sorius & Partner. Wenn Meier-Hollfelden sie nicht inzwischen entsorgt hatte. Sicher war er von Söberg oder Ramscheidt informiert worden.
»Bei mir zu Hause.«
»Wer weiß sonst noch davon?« Ramscheidt startete den Wagen.
»Niemand.« Terz musste den Widerständigen spielen.
»Mach dich nicht lächerlich! Allein hättest du die Unterlagen nie gefunden!«
Terz’ Schultern begannen zu schmerzen. Er versuchte sie zu entlasten.
»Nicht bewegen«, befahl Scaffo von hinten.
Ramscheidt fragte nach: »Wer noch?«
»Zu viele, um sie alle auszuschalten.«
»Das lass unsere Sorge sein.«
Ramscheidt nahm den nördlichen Weg, über die Langenlohstraße zur Osdorfer Landstraße. Terz erhaschte einen Blick in den Seitenspiegel. Da war Fodls Golf. Und ein grauer Passat der Polizei in
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