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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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offensichtlich nicht immer wissen, wenn man einem Artikel im »Spiegel« vom Mai 1998 Glauben schenken will. Der Manager putze seinen Chefscout gerne mal »wie einen Schuljungen« zusammen, hieß es da, und Dremmlers akribische Dokumentation ehemals günstiger, aber hoffnungsvoller Spieler, die inzwischen Stars und teuer geworden sind, verstaube im Regal.
    Wie auch immer die Abläufe tatsächlich gewesen sein mögen – Dremmler blieb jedenfalls weiter dabei und durfte sich im Jahr 2008 das Jungtalent Toni Kroos und den Brasilianer Breno, die beide einen Vertrag bis 2012 erhielten, als Entdeckungen anrechnen. Kroos wurde als Sechzehnjähriger von Hansa Rostock verpflichtet, nachdem er mehrmals von verschiedenen Scouts und Jugendtrainern des FC Bayern beobachtet worden war, die alle zu dem Ergebnis kamen, in ihm eines der größten deutschen Fußballtalente vor sich zu haben. »Er wird sich weiter entwickeln«, so Dremmler, »und wird sicherlich in Deutschland, europaweit, vielleicht auch weltweit mal eine ganz, ganz große Nummer werden.« Der Innenverteidiger Breno kam auf Empfehlung von Giovane Elber vom FC Sao Paulo und kostete die stattliche Summe von 12,3 Mio. Euro. Ob beide wirklich das halten, was man sich von ihnen verspricht, wird erst die Zukunft erweisen. Sicher ist das lange nicht – denn die Bayern haben schon oft angebliche Weltstars in spe verpflichtet, die dann weit unter den Erwartung geblieben waren.
    Man habe schon einige Male daneben gelegen, gab Wolfgang Dremmler in einem Interview im März 2008 zu – und nannte die Namen Roque Santa Cruz, Tobias Rau und Julio dos Santos. Hoeneß holte Santa Cruz 1999 als Neunzehnjährigen für 5 Mio. Euro von Olimpia Asuncion aus Paraguay – unter recht abenteuerlichen Umständen, wie er erzählte: Beim Empfang hatte der Vereinsboss eine Pumpgun unter dem Arm. Santa Cruz, genauso begabt wie hübsch, werde nun in München »perfekt zum Weltstar aufgebaut«, versprach Hoeneß. Doch der als »Zukunft des FC Bayern« angepriesene Stürmer kam nie so auf Touren, wie sich der Manager das vorstellte. Acht Jahre lang übte Hoeneß sich in Geduld und wähnte seinen Schützling zwischendurch immer wieder »auf dem Weg zum Weltstar«, dann hatte er genug und ließ den Stürmer mit der mageren Quote von 0,2 Treffern pro Spiel (31 Tore in 155 BL-Spielen) für eine Ablöse von 5 Mio. Euro zu den Blackburn Rovers in die Premier League ziehen. Wundersamerweise blühte Santa Cruz in England regelrecht auf und entwickelte sich zu einem Torjäger: Mit 19 Treffern (Quote 0,51) avancierte er in der Saison 2007/08 – hinter Weltstars wie Cristiano Ronaldo, Fernando Torres und Emanuel Adebayor – zum viertbesten Torschützen der Liga.
    Tobias Rau war bereits Nationalspieler, als er 2003 vom VfL Wolfsburg zu den Bayern wechselte. Uli Hoeneß investierte 2,25 Mio. Euro und erhielt dafür 13 torlose Einsätze und 1,5 Mio. Euro Transferverlust, als das vermeintliche Mittelfeldjuwel nach vier Jahren zu Bielefeld wechselte, um auch dort seinen Stammplatz auf der Bank zu finden. Santa Cruz’ Landsmann Julio dos Santos, der 2005 im Alter von 22 Jahren von Cerro Porteno nach München wechselte, erwies sich ebenfalls als Flop. Nach fünf torlosen Bundesligaspielen schickte ihn Hoeneß auf einen Ausleih-Marathon (VfL Wolfsburg, UD Almeria/Spanien, Porto Alegre/Brasilien), auf dem er sich nirgendwo als durchsetzungsfähiger Spieler erwies. Dann hatte der Bayern-Manager genug und ließ den einst für 2,7 Mio. Euro verpflichteten paraguayanischen Nationalspieler, der lediglich die Trainings-Kiebitze an der Säbener Straße mit seiner Ballfertigkeit beeindruckt hatte, ablösefrei nach Brasilien zu Atlético Paranaense weiterziehen.
    Dass Spieler wie Santa Cruz, Rau und dos Santos weit hinter den Erwartungen – bzw. hinter den bei ihrer Verpflichtung getätigten Versprechungen – zurückgeblieben sind, lässt sich kaum bestreiten. Ähnliches gilt für einen weiteren »Rohdiamanten«, an dem Hoeneß trotz aller offensichtlichen Mängel mit erstaunlicher Dickköpfigkeit festhielt. Schier unfassbare 13 Jahre lang, von 1993 bis 2005, trug der ohne fußballerische Grundausbildung als zukünftiger Stürmerstar im Alter von 19 Jahren für 2,3 Mio. DM vom Regionalligisten Dynamo Dresden nach München geholte Alexander Zickler das Bayern-Trikot; das tat er nach einiger Lehrzeit zwar mit leidlichem Erfolg (51 Tore in 213 BL-Spielen), »ein ganz Großer« allerdings, wie Hoeneß prophezeit

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