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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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bessere Transferpolitik betrieb, liegt also klar auf der Hand. Nicht berücksichtigt ist dabei zudem der sportliche Mehrwert. Nimmt man in den Fällen Basler, Pizarro und Klose in etwa ein Patt an, so erbringt der Vergleich in den Fällen Herzog, Ismael und Frings eindeutig ein Plus für Bremen.
    Immer wieder hatte Hoeneß behauptet, dass die Bremer viel mehr Geld hätten, als sie zugeben. Bei der Betrachtung der Transferbilanz zwischen den beiden Klubs bleibt die Frage nicht mehr offen, woher zumindest ein Teil des Geldes kam. Werder-Manager Klaus Allofs konnte mit Recht vergnügt feststellen: »Bei Transfers müssen wir andere Wege gehen als Bayern. Wir müssen kreativ und phantasievoll sein.« Hoeneß zollte seinem Kollegen sportlich fair Respekt: »Werder ist vernünftig geführt und wirtschaftet gescheit. Bremen wird auf Jahre hinaus einer unserer großen Konkurrenten bleiben.« Vor allem dann, möchte man hinzufügen, wenn die Münchner weiterhin so generös ihr Geld gen Norden pumpen.
    Die Professionalisierung der Jugendarbeit
    Natürlich kaufte der FC Bayern nicht nur dicke ein, sondern entwickelte gleichzeitig und mit Erfolg junge Talente. Der erste Jugendspieler, den Uli Hoeneß über den grünen Klee lobte, war der im Jahr 1980 als Achtzehnjähriger vom FC Memmingen abgeworbene Reinhold Mathy. Der Bayern-Manager sprach vom »größten Talent, das in den letzten zehn Jahren bei uns spielte« – seine Qualitäten zeigen konnte der Mittelfeldspieler in 100 Einsätzen für die Bayern aber nicht immer. 1981 debütierte der aus der Bayern-Jugend hervorgegangene Hans Pflügler in der ersten Mannschaft und wurde in den folgenden Jahren eine absolute Stammkraft in der Bayern-Defensive. Ludwig Kögl war erst 18 Jahre alt, als er 1984 vom Lokalrivalen TSV 1860 für den Schnäppchenpreis von 70.000 DM zu den Bayern wechselte. Als der Dribbelkönig 1990 für 1,8 Mio. DM zum VfB Stuttgart abwanderte, trauerten die Fans um ihren »Wiggerl«, der trotz seiner mageren Torausbeute (8 Tore in 149 BL-Spielen) zu einem Symbol des FC Bayern geworden war.
    Eine besondere Stärke der Bayern war die Jugendarbeit zu diesem Zeitpunkt freilich noch nicht. Weil man sich eher nach dem Prinzip Zufall umsah, ging Hoeneß immer wieder das eine oder andere Talent durch die Lappen. Besonders knapp war es im Fall Andreas Möller. Bei einem Nachwuchslehrgang in Duisburg im Jahr 1985, so Hoeneß, »erzählte mir Berti Vogts von einem Andreas Möller. Um den sollte ich mich mal kümmern. Das war Sonntag. Bis ich am Montag die Telefonnummer herausbekommen hatte, war es schon Nachmittag. Ich rief an, doch Andreas Möller erzählte mir, dass er eine halbe Stunde zuvor einen Vertrag bei Eintracht Frankfurt unterschrieben habe.« Quasi als Ersatz musste der bereits etwas ältere und weniger talentierte Hans-Dieter Flick herhalten, der heutige Bundestrainer-Assistent. Co-Trainer Egon Coordes hatte ihn bei einem Spiel des SV Sandhausen beobachtet und für gut befunden, ein Volltreffer aber war er nicht: Bei den Bayern pendelte der 104-malige Bundesligaspieler ständig zwischen dem Spielfeld, der Ersatzbank und der Tribüne hin und her.
    Die kombinierte Enttäuschung von geplatzten Europapokal-Träumen und finanzieller Insuffizienz im Spitzen-Transferbereich motivierte Hoeneß schließlich dazu, die Nachwuchspolitik der Bayern zu professionalisieren. »Einen Gullit kaufen wir nicht«, lautete die Losung nun, »sondern formen ihn selber.« Um künftige Stars selbst zu entwickeln, machte er sich daran, den Bayern die größtmögliche Kompetenz im Jugendbereich zu sichern. Noch während der Saison 1989/90 war auf dem Gelände an der Säbener Straße ein Jugendhaus mit 14 Appartements fertig gestellt, dazu holte er mit Wolfgang Werner und Hermann Gerland zwei Trainer mit Bundesliga-Erfahrung für den Amateur- und Jugendbereich. Der FC Bayern, so das neue Credo, benötige Leute, die außergewöhnliche Talente erkennen. Hermann Gerland, meinte Hoeneß in seiner Eigenschaft als Leiter des neuen Nachwuchsprogramms, sei dafür ein Spezialist und könne sehr gut mit jungen Menschen umgehen. In zwei bis drei Jahren, so die optimistische Planung, sollte aus jungen Spielern eine neue Mannschaft aufgebaut werden. Dass ihn Reiner Calmund von den bislang im Nachwuchsbereich führenden Leverkusenern triezte, Hoeneß habe doch gar keine Ahnung von Jugendarbeit, irritierte den umtriebigen Bayern-Manager nicht. Mit Augenthaler, Aumann, Pflügler, Dorfner und Schwabl

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