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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Sache für finanziell weniger gut ausgestattete Vereine; ein FC Bayern hingegen habe es ja gar nicht nötig, nach einem Mäzen Ausschau zu halten.
    Der Bayern-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, der künftigen Finanzspritzen von Externen zunächst freundlicher entgegengeblickt hatte, sann schließlich auf eine rechtliche Zähmung der Scheichs und anderer Millionäre durch ein Lizenzierungsverfahren für die Champions League. »Man würde verfügen, dass nur 50 Prozent der Gesamteinnahmen eines Klubs in Gehälter investiert werden dürfen. Dann würde es keine so große Rolle mehr spielen, ob ein Klub ein eingetragener Verein ist oder ob er einen Scheich hat. Zumindest könnten dann einige Auswüchse auf ein gesünderes Maß zurückgeführt werden. Ich sehe bereits eine breite Basis für diesen Vorschlag – bis auf die Engländer, die sind gegen alles, was die Ausgaben der Premier League begrenzen würde. Wenn die EU zustimmt, könnte diese Lizenzierung bis 2010 stehen.«
    Wie auch immer die Details aussehen werden – das Millionenspiel wird weitergehen. Und gewiss ist, dass der FC Bayern zumindest so lange, wie der altgediente Manager-Profi Uli Hoeneß ein gewichtiges Wort mitspricht, eine risikogeleitete Transferpolitik nicht zulassen und damit in der von Finanzjongleuren beherrschten internationalen Fußballwelt ein Sonderfall vernünftigen Wirtschaftens bleiben wird.

Kapitel 6
Der bemühte Pädagoge
Uli Hoeneß und die Probleme der Menschenführung
    Beim FC Bayern läuft ohne Unterlass eine Auslese- und Sortiermaschine. Sämtliche Spieler werden da pausenlos hindurchgetrieben und kommen mit unterschiedlichen Stempeln – »ausgezeichnet«, »tauglich«, »zur weiteren Überprüfung«, »untauglich« – wieder heraus. Jedes Jahr steht schon vor dem Start der Saison fest, dass es ein paar Tragödien geben wird: Viele Spieler werden auf der Bank landen, und einige werden auf der Strecke bleiben und am Ende zum Weiterverkauf freigegeben. Nur wer den Konkurrenzkampf aushält und sich in ihm bewährt, erweist sich letztlich als der richtige Spieler für den FC Bayern. Hin und wieder verpflichtete Hoeneß einen Spieler einzig und allein deswegen, um den Etablierten etwas Feuer unterm Hintern zu machen, und manchmal setzte er offenbar genau zu demselben Zweck ganz gezielt ein Transfergerücht in die Welt. Je höher der Konkurrenzdruck, desto härter die Selektion, könnte somit ein zentrales Motto der Bayern-Pädagogik lauten. Als die Bayern im Jahr 2007 statt der üblichen drei oder vier gleich acht Neue holten, wollte Uli Hoeneß von einer dadurch eventuell bewirkten Verunsicherung nichts wissen. Für gestandene Profis, so seine Meinung, müsse die Situation als besonderer Ansporn genommen werden, sich am Ende durchzusetzen.
    Der Profifußball ist ein gnadenloses Geschäft. Und eben dieses Wörtchen »gnadenlos« purzelte dem Bayern-Manager gern und häufig aus dem Mund, zumal in den nach enttäuschend verlaufenen Spielzeiten üblichen Brandreden. Die Standardformulierung hatte dann die Form: »Jetzt wird gnadenlos aufgeräumt.« Und in der Regel handelte er dann auch entsprechend. Uli Hoeneß kam beim Aussortieren von Gescheiterten nie ein schlechtes Gewissen, jedenfalls nicht für die Öffentlichkeit erkennbar. Von einem Spieler, der unter den beim FC Bayern herrschenden Bedingungen nicht zur Leistung finden konnte oder zu keiner weiteren Leistungssteigerung fähig war, musste man sich trennen, und zwar gnadenlos. Aber was heißt da eigentlich »gnadenlos«? Als Manager konnte man schließlich immer sagen: Es ist ja ganz normal, es gehört zum Geschäft, es ist immer einkalkuliert, dass der eine oder andere ausgetauscht wird.
    Wie dann der Austausch vonstatten ging – da gab es natürlich gravierende Unterschiede, denn nicht immer lief es dabei einvernehmlich, und manchmal war es menschlich schwer. Von der Sache her gerechtfertigt wie moralisch unproblematisch war zum Beispiel die Trennung von dem 1993 in Ungnade gefallenen Thomas Berthold. »Dieser Transfer war ein Fehler«, urteilte Uli Hoeneß über den passionierten Arbeitsverweigerer. Den Vorwurf, dass er den ebenso bequemen wie aufmüpfigen Spieler mit seiner Kritik »gekillt« habe, wies er weit von sich. »Berthold ist kein Verfemter, aber ich kann ihm nicht helfen. Er ist kein Sozialfall, kein Fall, der geschützt werden muss.« Schwieriger war es beim Verkauf des stets leistungswilligen Publikumslieblings Giovane Elber, der 2004 nicht wegen

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