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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Eskalationsdynamik entwickelten, wurde Basler zum Observierungsobjekt Nummer eins. Der reagierte zunächst pfiffig: Kaum waren die Detektive in die Münchner Szene ausgeschwärmt, variierte der lediglich nachts durch ausufernde Bewegungsfreude auffällige Spieler wie ein hakenschlagender Hase die Schauplätze seines freudvollen Treibens und machte unter anderem Orte wie Landshut unsicher. Ertappt wurde er trotzdem mehrfach, vor allem deshalb, weil er sich nicht damit begnügte, sein Geld in Alkohol und Glücksspiele zu investieren, sondern zudem oft als Unruhestifter auffällig wurde.
    Besonders heftig schlug er im wahrsten Sinne des Wortes im Oktober 1998 zu, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als er eigentlich krankgeschrieben war: Um vier Uhr morgens war er in einer Diskothek als Beteiligter einer Schlägerei aufgegriffen worden. Hoeneß setzte erneut eine Geldstrafe von 10.000 DM an und hoffte auf Besserung. Doch Basler sorgte weiterhin für Schlagzeilen und wurde im November wegen schlechter Leistungen, Verhöhnung des Publikums und nächtlicher Zockerei aus der Nationalmannschaft verstoßen. Nur bei den Bayern gab man die Hoffnung immer noch nicht auf. »Wenn er merkt, dass er gegen die Wand läuft«, so die Überzeugung von Uli Hoeneß, »wird er sich ändern.« Und um zu unterstreichen, dass es allmählich ernst wurde, machte er dem auf dem Spielfeld stets bequemen Problemfußballer Dampf: Eine Vertragsverlängerung käme nur in Frage, machte er seinem Sorgenspieler klar, wenn er beim Laktattest einen der ersten drei Plätze belege.
    Basler aber blieb ein unbelehrbarer Freizeitsportler. Im August 1999 gab es erneut eine empfindliche Geldstrafe für ihn, nachdem er bei der Geburtstagsfeier von Dietmar Hamann wieder einmal bis in die Morgenstunden gefeiert hatte. Dann kam es am 12. Oktober zum Höhepunkt. Basler befand sich zusammen mit Ersatztorwart Sven Scheuer zur Rehabilitation in Donaustauf bei Regensburg, als er in besonders heftiger Weise aus der Rolle fiel: Die beiden leidenschaftlichen Nachtschwärmer gerieten morgens um 3.20 Uhr in der »Trattoria da Fernando« in eine Rangelei mit Gästen und wurden anschließend von der Polizei vernommen. Am 16. Oktober folgte schließlich nach dem Abpfiff des Spiels gegen Hertha BSC, das Basler in Zivilkleidung auf der Reservebank verfolgt hatte, das Ende vom Lied. Im Kabinengang bat Uli Hoeneß den unverbesserlichen Sünder in einen Nebenraum und informierte ihn über die Entlassung. »Basler und Scheuer haben sich in ihrem Privatleben nicht so verhalten, wie man das von einem Fußballprofi erwarten sollte«, begründete Hoeneß. In Anbetracht von Baslers Liebe zum Bier war es vielleicht kein Zufall, dass der Manager ausgerechnet das Bild vom Krug wählte, der zum Brunnen geht, bis er bricht, und schließlich verkündete: »Jetzt ist er zerbrochen.« Hoeneß’ Vorhaltung, dass er sein Privatleben nicht in den Griff bekomme, wollte der Gescholtene freilich nicht annehmen. »Diesen Schwachsinn«, lautete Baslers Kommentar zu seiner Entlassung, »muss ich mir Gott sei Dank in Zukunft nicht mehr anhören.« Von Baslers Eskapaden freilich hätte man gern noch etwas mehr gehört. Wie Hoeneß später zu Protokoll gab, war das, was in der Öffentlichkeit bekannt geworden war und nun zum Rausschmiss geführt hatte, nur die Spitze des Eisbergs. Offensichtlich hatten Hoeneß’ Detektive im Fall Basler eine Akte von enormer Dicke angesammelt.
    Ganz anders gelagert und kein Fall für Privatdetektive war das Problem Sutter. Könnte man Mario Basler als einen Unverbesserlichen bezeichnen, so müsste man bei Alain Sutter vom Unverstandenen reden. Der Schweizer mit der langen blonden Mähne war nicht nur einer von den Sensibelchen, denen es von Natur aus schwerfallen musste, sich unter dem in München herrschenden extremen Auslesedruck zu behaupten, sondern er war ein regelrechter Exot unter den Fußballspielern des FC Bayern München – und für Uli Hoeneß ein unlösbares Rätsel. Schon bei seiner medizinischen Einstellungsuntersuchung bei Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt wäre es beinahe zu einem Eklat gekommen. Sutters Lebensgefährtin, eine Anhängerin von Naturheilmitteln und esoterischen Lebensanschauungen, maulte über den schulmedizinischen »Quatsch«. Erst als der Arzt nachdrücklich auf die Vertragsbedeutung einer sorgfältigen Untersuchung hinwies, fügte sich Sutter. Später fiel der wenig pflegeleichte Profi durch die Kritik auf, dass seine Mitspieler nur Geld,

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