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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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als »Bayern-Maskottchen« verspotteten Mehmet Scholl. Weil er meinte, der sensible Filigrantechniker komme in der Kritik zu schlecht weg, wies er einmal nach einem Torerfolg den Stadionsprecher an, die »wunderbare Vorarbeit von Mehmet Scholl« zu loben. Seinem Mentor gegenüber sah sich Scholl selbst noch am Ende seiner Karriere in der Rolle des umsorgten Nesthäkchens: »Viele meinen, ich hätte eine Freundschaft mit Uli Hoeneß, aber das ist es keinesfalls. Freundschaft bedeutet ja auch Gleichberechtigung, und ich bin mir nicht sicher, ob er gemerkt hat, dass ich auf die 37 zugehe. Es ist wohl so eine Vater-Sohn-Sache. Er staucht mich ja auch mal wegen irgendwas zusammen.«
    Ein ähnlich väterliches Verhältnis pflegte Hoeneß zu einem anderen besonderen Liebling, zu Hassan »Brazzo« Salihamidzic. Vielleicht ist es kein Zufall, dass ausgerechnet eine Szene mit diesen beiden Spielern einen ungewöhnlich entspannten Hoeneß zeigt. Es handelt sich um den berühmt gewordenen »Hosen«-Disput im Premiere-Studio nach dem Meisterschaftsgewinn 2005. Als der bei den Bayern-Fans als »Weißbier-Brazzo« bekannte Salihamidzic – er pflegte bei Siegesfeiern immer am eifrigsten mit schäumendem Nass um sich zu spritzen – nebst Mehmet Scholl mit einem riesigen Bierglas bewaffnet drohend näher kam, flehte Hoeneß um Gnade: »Heute bitte nicht! Sonst gerne, aber heute bitte nicht!« Er brauche seine Hose, beschwor er die beiden Schelme: »Ich muss ins Sportstudio und hab’ keine andere Hose dabei«, denn »das schaut furchtbar aus, wenn ich im Sportstudio mit so einer Scheiß-Hose sitze«. Er könne ja eine Trainings- oder Lederhose anziehen, witzelte »Brazzo«, und Scholl gab sich überzeugt, dass man beim ZDF schon »eine Hose in Bundgröße 46« oder wenigstens eine Bermuda für ihn auftreiben werde. Die beiden hatten schließlich dann doch zu viel Respekt vor dem Manager, der sich zuvor auf dem Platz bei seiner panischen Flucht vor den Weißbier-Attentätern einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, und schütteten ihr »Trinken« (Salihamidzic) dorthin, wo es hingehört. Diese Geschichte zeigt: Obwohl er sich selbst immer ermahnte, dass er sich nicht zu sehr zum Kumpel der Spieler machen dürfe, konnte Hoeneß, zumal nach Meisterschaften und Triumphen, den einen oder anderen Scherz durchaus mitmachen – jedenfalls so lange, wie die Spieler die vom Respekt gebotene Distanz nicht durchbrachen.
    Der FC Bayern sei ein »Gute-Laune-Verein«, hat Hoeneß einmal behauptet, und tatsächlich können seine Scherze vor allem im Umgang mit jungen Spielern diese These wohl belegen. Vielleicht liegt da aber auch eine Entwicklung vor. Wirkte er früher immer etwas zu verspannt, so war er im Lauf der Zeit immer lockerer geworden, präsentierte seine Kritik nicht immer nur so streng und ernst wie ein altvorderer Zuchtmeister, sondern humorvoller und gelassener. Als Mehmet Scholl einmal halb im Spaß bemerkte, der Manager sei einst viel aggressiver gewesen und inzwischen viel zu brav geworden, antwortete Hoeneß ebenso scherzhaft, er werde den Spielern gerne wieder mehr in den Arsch treten, wenn da Bedarf bestünde. Scholl bekam freilich keinen Arschtritt mehr, sondern wurde vom väterlichen Freund nach seinem letzten Spiel im Jahr 2007 mit Tränen der Rührung verabschiedet.
    Uli Hoeneß und Mehmet Scholl – das war eine besondere Beziehung, die den FC Bayern über die im schnelllebigen Fußballgeschäft nahezu unfassbare Zeitspanne von 15 Jahren prägte. »Mehmet war einer der Spieler, die eine sehr erfolgreiche Ära geprägt haben«, resümierte Hoeneß, »es war eine großartige Dekade. Er hat sich zu 100 Prozent identifiziert, das ist in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich.« Die außergewöhnliche Rolle von Scholl kam auch darin zum Ausdruck, dass Uli Hoeneß keinem anderen die zweite Hauptrolle in seinen Werbespots für den Hauptsponsor Telekom hatte überlassen wollen. Scholl, so die Begründung des Managers, sei nicht nur der dienstälteste Spieler des Rekordmeisters, sondern auch »ein wunderbarer Vertreter des FC Bayern«.

Kapitel 7
Der gewitzte Vermarkter
Uli Hoeneß als innovativer Marketing-Fachmann
    »Die Erfolgsgeschichte des FC Bayern hat einen Namen: Uli Hoeneß«, formulierte Franz Beckenbauer in seiner Laudatio zum 50. Geburtstag des Bayern-Managers im Jahre 2002 kurz und bündig. »Er war und ist der Motor des Vereins. Er ist mit Herzblut und Begeisterung beim FC Bayern.« Uli Hoeneß hat den FC

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