Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
Vom Netzwerk:
mehr gewagt, »offen vom Titel zu reden« – der selbstverständlich nach München ging.
    Die Scharmützel mit Daum gingen nach dessen Wechsel zu Bayer Leverkusen in neuer Konstellation weiter. »Leverkusen wird uns in 100 Jahren nicht überholen«, höhnte Hoeneß über den Konkurrenten, für den der zweite Platz hinter den Bayern reserviert schien. In Leverkusen wurde der hibbelige Mann mit den schnellen Sprüchen und dem irren Blick etwas leiser, und so reduzierte auch Hoeneß die Schlagzahl seiner Attacken. Die persönlichen Angriffe nahmen ab, beide schienen auf dem Weg zu einer sportlich-fairen Konkurrenz – bis zur Kokainaffäre um den Beinahe-Bundestrainer Daum im Jahr 2000. Obwohl die Sache für ihn äußerst schmerzvoll verlaufen war, hegte Hoeneß hernach, als er sie glücklich überstanden hatte, keinerlei Triumphgefühle. Er selbst war ein Opfer der Medien geworden, aber Daum eben auch, und so empfand er für den Leidensgenossen ein wenig Mitleid. »Ich würde Daum helfen, wenn er mich bitten würde«, rief er dem zunächst nach Florida Geflohenen hinterher. »Ich trete auf niemandem drauf, wenn er noch am Boden liegt.« Trotzdem, und selbst als Daum seinerseits Verständnis für den als moralischer Schutzherr des deutschen Fußballs aufgetretenen Bayern-Manager äußerte, wollte er es einfach zu keiner Normalisierung im Verhältnis zu seinem Lieblingsfeind Nummer zwei kommen lassen. Als der Ex-Startrainer von Köln und Leverkusen nach einigen erfolgreichen Jahren im Ausland – er trainierte in Istanbul bei Besiktas und Fenerbahce sowie in Wien bei Austria – im Jahr 2006 nach Deutschland zum 1. FC Köln zurückgekehrt war, heizte Hoeneß in der DSF-Sendung »Doppelpass« den Konflikt gleich wieder an: »Er ist ein Selbstdarsteller mit außergewöhnlichem Hang zum Größenwahn. Daran hat sich nichts geändert.« Daum hingegen bewies ohne Wahn Größe, indem er sich sehr versöhnlich zeigte. Vor dem Spiel der Bayern in Köln im Juli 2008 äußerte er, dass er weiterhin Geduld haben und abwarten werde, bis sich dieses Verhältnis wieder normalisiert habe. Und als er dann auch noch seine »sehr hohe Wertschätzung« für das ausdrückte, »was Uli Hoeneß bei Bayern aufgebaut und für den deutschen Fußball geleistet hat«, war die Luft aus dem Konflikt endgültig raus. Für seine Leistung »bewundere ich ihn«, hauchte Daum – als sei er von einer Kotau-Droge benebelt. Uli Hoeneß hat den Handschlag nicht verweigert. »Aber«, zeigte er sich noch im Sommer 2009 unversöhnlich, »dass ich mich jetzt mit ihm in aller Ruhe in eine Ecke setze und ein Glas Bier trinke, das wird es wohl nicht geben. Weil ich glaube, dass er damals wissentlich bereit gewesen ist, mich und meine Familie zu zerstören.«
    Eine neue Prise Gift
    In der Saison 1990/91 feierte Werder Bremen als Hauptkonkurrent der Bayern Wiederauferstehung und stand zur Halbzeit der Saison knapp mit einem Punkt Vorsprung vor den Bayern. Wenig später blies Uli Hoeneß zur Aufholjagd und verkündete: Der FC Bayern dürfe in der Rückrunde kein Spiel mehr verlieren, wenn er seine hochgesteckten Saisonziele noch erreichen wolle. Die ohnehin bereits hitzige Atmosphäre wurde dadurch weiter aufgeheizt, denn die Aussage konnte von der Konkurrenz natürlich nur als arrogante Prophezeiung verstanden werden, dass der FC Bayern kein Spiel mehr verlieren werde. Als dann der SV Werder nach zahlreichen Niederlagen seine Chancen auf den Titel verspielt hatte, war man in Bremen bitter enttäuscht – und hoffte voller Böswilligkeit, dass nun wenigstens auch die Münchner scheitern würden, denen inzwischen im 1. FC Kaiserslautern der schärfste Widersacher erwachsen war. Laut einer Umfrage bei RTLplus vor dem Spiel der Lauterer in Bremen hofften 59 von 60 Bremer Fans auf eine Niederlage ihres SV Werder, damit die Bayern nicht Meister werden könnten. Von so etwas habe er ja noch nie gehört, war Hoeneß entsetzt, dass die eigenen Fans bereit sind, ein Heimspiel zu verlieren, nur damit die Bayern nicht Meister werden. »Das ist eine ganz neue Dimension, das hat mich frösteln lassen.«
    Tatsächlich gewannen die Lauterer unter dem Jubel der Bremer Fans mit 2:1 und wurden anschließend vor den Bayern Meister. »Ob es gut ist für den deutschen Fußball, wenn Lautern Meister ist, wird sich im Europapokal zeigen«, giftete Hoeneß dann zwar noch in altbekannter Weise, zeigte aber doch Wirkung ob des ihm und seinen Bayern entgegenschlagenden Hasses. Das sei

Weitere Kostenlose Bücher