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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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rachedurstig auf den drohenden Mega-Counterstrike: »Der FC Bayern hatte nie eine solche wirtschaftliche Potenz, und der Stern des FC Bayern wird in Zukunft heller strahlen als je zuvor.«
    Vorläufig strahlte es in der Bundesliga aber grün-weiß, im Zieleinlauf lag die Weser-Elf vier Punkte vor den zweitplatzierten Münchnern. So hätte es also auf ewig weitergehen können mit dem Schlagabtausch zwischen Nord und Süd, Bremen und München, Lemke und Hoeneß – wäre da nicht plötzlich im Westen, in Köln, ein neuer Herausforderer aufgetaucht.
    Der Lieblingsfeind Nummer zwei
    Hoeneß’ Zoff mit Christoph Daum, dem überehrgeizigen Aggressionsrhetoriker auf dem Trainerstuhl des 1. FC Köln, gilt bis heute als ein Höhepunkt der veröffentlichten Fußball-Konfliktkultur. Die Kölner waren in der Saison 1988/89 als Herausforderer der Bayern in den Ring gestiegen, und Daum hatte in Richtung Bayern-Trainer Jupp Heynckes »etwas Wirbel gemacht«, wie er später erklärte, damit der Bundesliga keine Langeweile drohe. Am 15. Mai 1989 kam es dann im »Aktuellen Sportstudio« des ZDF zu einem denkwürdigen Auftritt der beiden. Jupp Heynckes saß bei dem Aufeinandertreffen auch dabei, sprach aber selbst kaum ein Wort, Moderator Bernd Heller hielt sich ebenfalls im Hintergrund.
    Einer kleiner Auszug dieses bei »you tube« abrufbaren Klassikers:
    Hoeneß: »Du hast über Jupp Heynckes gesagt, der könnte auch Werbung für Schlaftabletten machen.«
    Daum: »Richtig.«
    Hoeneß: »Du hast über ihn gesagt: ›Wenn einer so dünnhäutig ist, hat er hier nichts zu suchen. Die Wetterkarte ist interessanter als ein Gespräch mit Jupp Heynckes.‹«
    Daum: »Richtig.«
    Hoeneß: »Ist alles okay. Jetzt kommt aber der entscheidende Punkt. ›Nach dem Sieg über Inter Mailand ging’s ihm mal für ein paar Stunden besser, da war eine Hirnwindung mehr durchblutet. Im Grunde genommen ist er völlig kaputt.‹«
    Daum: »Schön, dass du dich so vorbereiten musst, denn ohne die Vorbereitung würdest du wahrscheinlich gar nicht über die Runden kommen.«
    Hoeneß: »Ich kann mich nur an das halten, was gesagt wurde.«
    Daum: »Das ist im Prinzip nur eine Masche, um irgendwie ein bisschen zu versuchen, mich von meinem Weg abzubringen. Aber kann ich dir auch garantieren, das schaffst auch du nicht.«
    Hoeneß: »Ich werde das auch gar nicht versuchen, weil am nächsten Donnerstag ist dein Weg zu Ende …(Gelächter, Klatschen im Publikum, Daum macht den Scheibenwischer) und der …« (bricht lachend ab, da das Publikum zu singen beginnt: »Zieht den Bayern die Lederhosen aus«).
    Später erinnerte sich Hoeneß mit unverhohlen selbstverliebter Freude: »Da war natürlich Leidenschaft. Ich wollte ihm so wie in der Geschichte etwas entgegenschleudern. Früher hat man, was weiß ich, den Speer geschmissen. Und ich wollte eben Worte schmeißen. Und ich habe gehört, es hat ihn sehr beeindruckt.«
    Aus dieser Auseinandersetzung der damals beinahe noch jugendlichen Kontrahenten – Daum war 36 Jahre alt, Hoeneß nur ein Jahr älter – wird bis heute folgender Wortwechsel am häufigsten zitiert:
    Hoeneß: »Du überschätzt dich maßlos, das über dir ist ein Ball, kein Heiligenschein.«
    Daum: »Um das Maß an Überschätzung zu erreichen wie du, muss ich hundert Jahre alt werden.«
    In der Wirklichkeit auf dem Platz galt dann aber zunächst der Hoeneß’sche Satz vom Daum’schen Weg, der am nächsten Donnerstag – nämlich beim direkten Aufeinandertreffen der Kontrahenten auf dem Fußballplatz – zu Ende sei. Fünf Tage später spielte München gegen Köln 3:1. »Der Sieg war wie eine Erlösung«, wird Hoeneß noch Jahre danach schwärmen: »Roland Wohlfarths drei Tore werde ich nie vergessen. Habe ich geweint nach dem Spiel.«
    Die Tränen der Rührung und Freude waren noch kaum getrocknet, da packte Hoeneß schon wieder den Fehdehandschuh aus. Nach dem Spiel in Köln wurde er mit dem dunklen Satz zitiert: »Unser Fehler war, dass wir dem Daum zu lange freien Raum gegeben haben. Leute wie Daum müssen wir in Zukunft schon im Keim ersticken.« Weitere Kampfansagen folgten: »Ich möchte nächstes Jahr nicht in Köln Trainer sein, die werden in der Saison 1989/90 keine Rolle spielen«; »Daum ist ein Großmaul. Wer weiß, ob er auch arbeiten kann«; »Am Mittwoch werden wir die Kölner abfieseln«. Tatsächlich fieselten die Bayern die Kölner im Olympiastadion mit 5:1 ab, und nach Daums tiefem Fall, freute sich Hoeneß, habe es niemand

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