Das Prinzip Uli Hoeneß
Mit seiner Ehefrau bewohnte er zunächst noch eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in München, den größten Teil seines Verdienstes, etwa vier Fünftel, sparte er an.
Geld allein macht nicht glücklich
Geld verdienen sei nicht das Wichtigste beim Fußball, betonte Hoeneß regelmäßig, wenn er gerade einen großen Erfolg zu feiern hatte. Seine überragende Leistung beim triumphalen 4:0 gegen Atlético Madrid im Europapokal-Finale von 1974, verriet er nach dem Spiel der Münchner »Abendzeitung«, habe rein gar nichts mit den ausgelobten Prämien zu tun. Er sei sich »ganz sicher«, sagte er, »dass die 12.000 Mark, die nach Abzug aller Steuern für jeden von den 30.000 Mark Prämie übrig bleiben, nicht ausschlaggebend waren. Bei allen angenehmen materiellen Begleitumständen meines Berufes waren die Tage von Brüssel ein unvergessliches Erlebnis. Ein Abschnitt in meiner Karriere, den ich nie vergessen werde. Ich hätte weder für mehr noch für weniger Geld in Brüssel besser spielen können.« Das Umrechnen von Brutto auf Netto hatte er über seinem Idealismus freilich doch nicht vergessen.
Ähnlich ambivalent äußerte er sich wenige Wochen später, als es um die Prämien bei der anstehenden WM-Endrunde ging. Nachdem Franz Beckenbauer mit dem DFB in Malente eine Staffelprämie ausgehandelt hatte, von 15.000 DM (für die Teilnahme) bis 60.000 DM (für den WM-Titel), wurde den Nationalspielern umgehend in bissigen Kommentaren unersättliche Profitgier angelastet. Diese erstmalige Auslobung einer Erfolgsprämie sei eine »zukunftsweisende Sache«, meinte Uli Hoeneß, stellte aber zugleich auch fest: »Wir Profis leben zwar vom Fußball, aber wir denken nicht unablässig ans Geld.« Als dann jedoch die Zuschauer in Hamburg beim mäßigen Vorrundenspiel gegen Australien die »geldgierigen Profis« mit einem gellenden Pfeifkonzert bedacht hatten, kam er ins Grübeln. »Stunden später erinnerte mich ein Zeitungsmann, dass ich so ›nebenbei‹ für das Erreichen der zweiten Finalrunde 25.000 DM (brutto) verdient hatte. Geld beruhigt auch Fußballer. Aber – es macht uns allein auch nicht glücklich.«
Hoeneß’ Verhalten vor, während und nach der Weltmeisterschaft war tatsächlich wenig geeignet, den Vorwurf der Geldgier zu entkräften. »Wenn wir Weltmeister werden, haben wir zeitlebens ausgesorgt«, äußerte der Jungprofi, der zu diesem Zeitpunkt bereits einen BMW, einen Porsche Carrera und drei Eigentumswohnungen in Ulm besaß, vor dem Turnierbeginn und sorgte damit für große Aufregung. Und die legte sich natürlich nicht, als er in den ersten Spielen nur bescheidene Leistungen brachte, in seiner Freizeit aber fleißig herumtelefonierte, um irgendwelche Geschäfte am Laufen zu halten. Hoeneß hatte sich nachhaltig unbeliebt gemacht, und daran änderte nicht mehr viel, dass er seine Aktivitäten dann stoppte und nach der WM am Lesertelefon der »Bild« bekannte: »Ich hätte auch ohne Geld gespielt.«
Laut »Stern« verdiente Hoeneß, dessen Jahreseinkommen damals bei rund einer halben Million DM lag, mit seinen Werbeaktivitäten im Umfeld der WM noch einmal so viel. In der »Bild« schrieb er eine kleine Serie, in der er sich selbst ins rechte Licht setzte. Die letzte Absatz der letzten Folge lautete: »Uli Hoeneß, 22, Student und Weltmeister. So begann mein erster Bericht. Dem letzten möchte ich noch ein Detail hinzufügen: Hausbesitzer. Ja, in zwei Wochen ziehe ich in ein eigenes Haus mit Swimmingpool. Ich habe es mir vor der Weltmeisterschaft gekauft – mit 22! Und da sind wir wieder beim Thema: Der Fußball hat es möglich gemacht. Das hört sich großartig an – und auch irgendwie ungerecht (vor allem für einen, der in der Fabrik oder im Büro arbeitet).«
Nun, Hoeneß arbeitete ja ebenfalls unentwegt, wenn auch nicht in der Fabrik und ohne Büro. Beim Vertrieb eines WM-Buches, das er zusammen mit Paul Breitner und Udo Lattek herausgegeben hatte, holte er sich wunde Finger: Jedes Exemplar war nummeriert und von den Autoren signiert. Zusätzlich zu dem Honorar von 250.000 DM holte Uli Hoeneß auch noch 100.000 DM an Provisionen heraus. Erst den Hoeneß-Plan, durch private Buchreklame die Verlagswerbung zu unterlaufen und den Eigengewinn weiter zu erhöhen, durchkreuzte der Verleger mit einer Klageandrohung. Solche Aktivitäten kamen bei vielen gar nicht gut an, aber Hoeneß ließ sich von niemandem bremsen.
Zu einem kleinen Skandal kam es im November 1974, als er nach Frankfurt zu einer
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