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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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einem Zwang leide, immer erfolgreich sein zu müssen, antwortete er selbstkritisch: »Sie sprechen da einen Punkt an, der sehr wichtig ist, was meine Person betrifft. Möglich, dass Sie Recht haben …«
    Vielleicht war das »Bayern-Gen« ein »Uli-Hoeneß-Gen«. Wie das übertragen werden kann, müssten Genetiker noch klären. Jedenfalls schien es dem Bayern-Manager in den meisten Fällen zu gelingen, den Spielern das zu injizieren, was ihn selbst auszeichnete: enormes Selbstbewusstsein und übergroßer Erfolgshunger. Das allein reichte freilich noch nicht. Um aus diesen Charaktereigenschaften Siege herauspressen zu können, musste er ihnen noch die Tugendmodule Fleiß, Disziplin und Leidenschaft einpflanzen. »Dass man Tabellenführer wird«, meinte er einmal, »kriegt man nicht in die Wiege gelegt.« Man musste etwas tun, sehr viel tun. Und das lebte er mit dem denkbar größten Eifer vor. Ein kleiner Erfolg war immer nur ein Zwischenschritt zu einem größeren Erfolg, und so gab es pausenlos etwas zu tun.
    In der Saison 1981/82 schien alles erneut gut auf den Weg gebracht. Der FC Bayern bewegte sich in der Bundesliga an der Spitze der Tabelle, im DFB-Pokal war er ebenfalls gut dabei und im Europapokal der Landesmeister bis ins Viertelfinale vorgedrungen. Der umtriebige Manager, der von sich behauptete, ein »ziemlich robuster Typ zu sein«, mit »wenig Schlaf« auskommen und »relativ schnell regenerieren« zu können, hatte die Dinge wie immer trotz allen Stresses im Griff. Dann kam der 17. Februar 1982.
    »Ich hatte einen harten Tag hinter mir mit Vertragsverhandlungen«, erzählte Hoeneß, »musste aber nach Hannover zum Länderspiel gegen Portugal.« Weil er nicht mehr viel Zeit hatte, ließ er eine kleine Piper-Seneca chartern. Pilot war der frühere Ski-Rennläufer Wolfgang Junginger, neben ihm saß als Co-Pilot der 24-jährige Student Thomas Kupfer, zweiter Fluggast neben dem gerade 30 Jahre alt gewordenen Hoeneß war der mit ihm befreundete 35-jährige Chef des Copress-Verlags, Helmut Simmler. Um 18.19 Uhr hob die Maschine ab. Hoeneß hatte hinten auf der rechten Seite Platz genommen. »Es war Zufall, dass ich mich dort hinsetzte. Ich kann mich noch erinnern, dass ich Nürnberg unter mir liegen sah. Langsam döste ich ein. Tja. Als ich aufwachte, lag ich im Krankenhaus. Meine Frau Susi und Paul Breitner saßen am Bett.«
    Das Drama wurde später so rekonstruiert: Junginger hatte nach Erreichen der Reiseflughöhe auf ein leichteres Spritgemisch umgestellt. Um 20.07 Uhr bat er um Landeerlaubnis in Hannover, drei Minuten später setzte er den Notruf »engine trouble« ab. Hoeneß: »Im Anflug merkten sie offenbar, dass sie vergessen hatten, zur Landung auf die fette Spritmischung umzuschalten. Sie versuchten durchzustarten, streiften ein paar Bäume.« Der Lotse hatte dem Piloten die Anweisung gegeben, nach Norden zu kurven und zu steigen. Danach war der Kontakt abgebrochen und das Flugzeug vom Radarschirm verschwunden; wenig später blinkten bei Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk die Signallampen für Großalarm. Bald wurde aus der Befürchtung Gewissheit: Die Piper-Seneca war abgestürzt. Um 21.15 Uhr hatte der Förster Karl-Heinz Deppe aus Langenhagen auf einer moorigen Wiese am Rande des Ortes Osterwald das Wrack entdeckt. Hoeneß, erklärte er, sei ihm blutverschmiert auf allen Vieren entgegengekrochen. »Er sah fürchterlich aus, redete völlig unzusammenhängende Worte und stöhnte nur: ›Ich friere‹«, gab der Förster zu Protokoll. Er zerrte den Verletzten in seinen Wagen, um ihn auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus zu befördern, blieb jedoch im Morast stecken. So lief er zu Fuß zum nächstgelegenen Dorf und wählte von einer Telefonzelle aus den Rettungsdienst. In der Notrufzentrale von Hannover war man bereits vorbereitet. Als die Retter an die Unglückstelle kamen, fanden sie ein Chaos vor. Die Trümmer des Flugzeugs lagen in einem Umkreis von hundert Metern verteilt; ein Propeller hing noch in einem zerrissenen Weidezaun, ein paar Schritte dahinter hatte sich das Cockpit etwa zur Hälfte in den feuchten Grund gebohrt; drei Leichen klemmten in den Sitzen: Pilot Junginger, sein Co-Pilot Kupfer und der Verlagschef Simmler.
    Bis ein Uhr morgens musste auch bei Uli Hoeneß mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge waren unmittelbar nach Abpfiff des Länderspiels im Niedersachsenstadion informiert worden und noch im Trainingsanzug ins zehn

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