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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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an ihren Schulden erstickt und endlich von einem wie Phönix aus der Asche steigenden FC Bayern übertrumpft sein wird.
    »Im Prinzip hat doch keine deutsche Mannschaft von den Voraussetzungen her die Chance, den Europacup zu gewinnen«, konstatierte er frustriert, als sich der Medienzar Silvio Berlusconi Ende der achtziger Jahre anschickte, aus dem AC Mailand die beste Klubmannschaft der Welt zu machen. Geld schießt die meisten Tore, war Hoeneß überzeugt: »Das Kapital setzt sich auf Dauer durch.« Also müssten jetzt auch mal die Bayern ein Risiko eingehen und Transfers in einer Größenordnung tätigen, die sie international konkurrenzfähig bleiben lassen. Aber was waren schon drei oder fünf Millionen im Vergleich zu den ganz Großen? Ihm komme es vor, meinte Hoeneß geknickt, als kämpfe er »wie die Maus gegen einen Elefanten«. Selbst wenn man den 1988 zu Inter Mailand abgegebenen Matthäus würde zurückholen können, nannte er ein Beispiel, wäre man anschließend überfordert, sein Gehalt zu bezahlen, das in Italien um das Fünffache über dem in Deutschland möglichen Spitzenverdienst lag. Und wenn ein Berlusconi Millionenbeträge mal eben aus der Privatschatulle auf den Tisch lege, könne er sich als zäh um jede Mark ringender Mittelständler zerreißen, wie er wolle, er könne dennoch finanziell niemals mithalten. Während Milan sich mit den niederländischen Europameistern Gullit, Rijkaard und van Basten als beste Mannschaft Europas etablierte, musste Hoeneß erst einmal Transferüberschüsse erwirtschaften – und dabei verkraften, dass sich nach dem WM-Gewinn von 1990 in Matthäus’ Fußstapfen weitere deutsche Spitzenspieler zu Vereinen wie Juventus Turin oder Inter Mailand ins Millionenparadies nach Italien verabschiedeten.
    Besonders bitter war für ihn, als mit Borussia Dortmund plötzlich sogar ein nationaler Konkurrent den Bayern davongaloppierte und vorübergehend zum deutschen Branchenführer aufstieg. Die Dortmunder starteten in den Jahren zwischen 1992 und 1995 eine groß angelegte Italien-Rückholaktion deutscher Spitzenspieler, verpflichteten für bislang in Deutschland nicht gesehene Transfersummen die ehemaligen Bayern-Stars Stefan Reuter und Jürgen Kohler sowie die Nationalspieler Karlheinz Riedle, Matthias Sammer und Andreas Möller. Hoeneß guckte in die Röhre und musste zähneknirschend mit ansehen, wie die Borussen zwei Meisterschaften holten und 1997 gar, mit einem 3:1 im Finale gegen das von Fiat-Boss Gianni Agnelli getunte Juventus Turin, den Titel in der Champions League – und das ausgerechnet in der Spielstätte des FC Bayern, im Münchner Olympiastadion. Die Bayern, die in der Ära Hoeneß bis dahin als einzigen europäischen Titel 1996 den UEFA-Cup gewonnen hatten, schienen abgehängt.
    Doch der lockere Umgang der Dortmunder mit dem Geld sollte sich schon bald rächen. Nachdem sie 2001 für die Spieler Rosicky, Koller und Amoroso mit einer Transfersumme von 100 Mio. DM neue Maßstäbe für die Bundesliga gesetzt hatten, gewannen sie im Jahr darauf zwar den Meistertitel, stürzten danach aber in eine lang anhaltende Schuldenkrise. »Ich habe auch nicht begriffen, dass man einen Verein, der mal so gesund und so erfolgreich war, in so kurzer Zeit dahin führen kann«, kommentierte Hoeneß, »weil man einfach die wichtigste Kaufmannsregel missachtet hat: Auf die Dauer darfst du nicht mehr ausgeben als das, was du einnehmen kannst.« Die Schwarz-Gelben wurden für ihn so das Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. »Der Unterschied zwischen Bayern und Dortmund war der: Die Dortmunder sind in der Bank links in die Kreditabteilung gegangen, wir rechts in die Festgeldabteilung. Die Dortmunder haben sich verhoben, wollten in fünf, sechs Jahren aufholen, was der FC Bayern in 30 Jahren aufgebaut hat.«
    Die Preisspirale hatte indessen auch international eine neue Dimension erreicht. 118 Mio. DM für den Portugiesen Luis Figo und 147 Mio. DM für den französischen Weltstar Zinedine Zidane lauteten die neuen Transfer-Rekordmarken, die auf das Konto des milliardenschweren Bauunternehmers Florentino Pérez gingen, dem Präsidenten von Real Madrid. Solche Summen seien »unsolide«, »ein Wahnsinn«, geradezu »geisteskrank«, kommentierte ein erregter Bayern-Manager, kein Spieler der Welt sei so viel wert. »Selbst wenn ich eine Milliarde Mark zu Verfügung hätte, würde ich da nicht mitmachen.« Natürlich gebe es keinen besseren Spieler auf der Welt als

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