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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Mittelfeld-Asses von Ajax Amsterdam war ein gewagtes, schließlich aber vom Erfolg gekröntes Unternehmen – noch Jahre später bezeichnete Hoeneß diesen Einkauf als jenen Punkt, von dem an es »nur noch bergauf« gegangen sei. Obwohl sich Lerby als Volltreffer erwies, vermochten die Bayern die Erfolgsspur zunächst noch nicht ganz zu halten. Lattek scheiterte in der Meisterschaft, stellte aber 1984 immerhin einen weiteren Pokalsieg sicher.
    Im Sommer gelang mit dem Wechsel des Weltklassestürmers Karl-Heinz Rummenigge zu Inter Mailand der finanzielle Befreiungsschlag. 11 Mio. DM strömten in die leere Bayern-Kasse – das war für damalige Verhältnisse ein schier unfassbarer Betrag. »Für das Geld hätte man ihn auch mit der Sänfte rübertragen müssen«, so Hoeneß später. Die Rummenigge-Millionen befreiten den FC Bayern von allen Schulden und sorgten darüber hinaus für einen großzügigen Einkaufsspielraum. Einen (kleineren) Teil des verfügbaren Geldes legte der Manager in starke Neuzugänge an, der prominenteste war der für eine Ablöse von 2,27 Mio. DM aus Gladbach gekommene Lothar Matthäus; mit dem Rest schaffte er die Grundlage für das später so berühmte Festgeldkonto. Schon im Jahr darauf wollte sich der sparsame Schwabe jedoch bis auf den aus Kaiserslautern geholten Andreas Brehme keine namhaften Neueinkäufe mehr leisten. Vom Rummenigge-Transfer seien vielleicht noch vier Millionen da, begründete Hoeneß, und außerdem wolle er »keine Schulden mehr machen«. Der konservative Kaufmann hatte für seinen Geschmack genügend Erfahrungen mit Liquiditätsproblemen gemacht und wollte nun mit größter Konsequenz eine Wirtschaftsstrategie der Vernunft verfolgen.
    Millionenausgaben schienen aber auch gar nicht nötig, denn die Bayern degradierten ihre Gegner aus der Bundesliga fast zu Statisten: Bereits 1984/85, das laut Hoeneß eigentlich nur als »Aufbau- und Zwischenjahr« gedacht war, ging der Titel an die Isar, es folgte die Titelverteidigung in der darauffolgenden Saison und in der nächsten Spielzeit das Double von Meisterschaft und Pokalsieg. Bei den Bayern habe man »einen Status erreicht, wo wir nicht mehr nach hinten oder nach der Seite schauen müssen«, lautete Hoeneß’ Zwischenbilanz im Frühjahr 1986. »Wir können uns nur nach vorn bewegen.« In Deutschland konnte keiner mehr mithalten, die Bayern bewegten sich in Sphären, in denen sämtlichen nationalen Konkurrenten die Luft ausging. Einzig würdiger Maßstab für die ehrgeizigen Münchner waren die internationalen Spitzenklubs. Ein Triumph in der Königsklasse blieb der innigste Wunsch von Uli Hoeneß, und der stand nun endlich auch vor der Tür. Nachdem die Bayern 1985/86 bereits im Viertelfinale gegen den RSC Anderlecht ausgeschieden waren (2:1 und 0:2), sollten sie 1986/87 endlich wieder das heiß ersehnte Endspiel erreichen. Diesmal hatte man Anderlecht im Viertelfinale ausgeschaltet (5:0, 2:2) und im Halbfinale das große Vorbild Real Madrid bezwungen (4:1, 1:0).
    In den Tagen vor dem 27. Mai 1987, an dem in Wien gegen den FC Porto der Triumph perfekt gemacht werden sollte, wähnte sich Uli Hoeneß »am Anfang einer neuen großen Ära« und sah seine Bayern bereits als »Real der achtziger Jahre« das Erbe der »Königlichen« antreten. Auch wenn die Kontinuität noch fehle, der Immobilienbesitz und der Ruf bei den Topspielern – im Prinzip, so Hoeneß, sei man sogar »perfekter als Real«, denn die Bayern hätten keine millionenschweren Gönner nötig. »Ein Sieg in Wien bringt uns einen Schritt näher, in Europa die Nummer eins zu werden«, frohlockte er. Im Olympiastadion hatte es in der zurückliegenden Saison neue Zuschauerrekorde gegeben, die Mitgliederzahl war auf nun 12.000 gestiegen, den Bayern ging es wirtschaftlich inzwischen ausgesprochen gut. »Das Tal ist durchschritten«, meinte der Manager, die schwierige Zeit, die der Fußball hatte durchmachen müssen – der Zuschauerschwund in der Bundesliga und ganz Europa, die Gewaltexzesse mit dem Höhepunkt der Katastrophe beim Europapokal-Endspiel zwischen Liverpool und Juventus 1985 in Brüssel –, sei überwunden. »Mir geht’s heute so gut wie nie zuvor«, verkündete ein euphorischer Bayern-Macher am Tag vor dem Endspiel. »Und solange es mir gut geht, wird’s allen, mit denen ich zu tun habe, auch so geh’n.« Er gebe inzwischen so großzügige Trinkgelder, dass seine Frau manchmal sage: »Uli, du spinnst.«
    Hoeneß’ Euphorie kam nicht überall gut

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