Das Prinzip Uli Hoeneß
bewies, »dass du auch mit dem größten Investment den Erfolg nicht kaufen kannst«.
Hätte Bayern so viel Geld wie Real, wie Inter oder wie neuerdings der FC Chelsea, in den der russische Ölmilliardär Roman Abramowitsch seit 2003 seine Millionen pumpte, dann, lästerte Uli Hoeneß, sei der Gewinn der Champions League ein Klacks, dann würde er den glatt garantieren. Aber er hatte das Geld ja nicht. Und es lag letztlich eben doch am mangelnden Geld, dass die Bayern aufgrund der wachsenden Konkurrenz international immer mehr abgehängt zu werden drohten. »Die Kluft der Transfermöglichkeiten ist einfach permanent größer geworden«, äußerte er im Verlauf der wenig erfolgreichen Saison 2006/07 frustriert. Es wurde immer deutlicher: Mit dem herkömmlichen Hoeneß-Sparmodell war es kaum mehr möglich, eine international konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen.
So bleibt vorläufig zusammenzufassen: Der Weg des FC Bayern unter Uli Hoeneß lässt sich im Schnelldurchlauf sowohl als Erfolgsgeschichte wie als Geschichte eines Scheiterns erzählen. Die Bayern etablierten sich über die Jahre als deutsche Nummer eins und spielten in den europäischen Wettbewerben eine gute Rolle. Aber letztlich blieben alle Anstrengungen von Uli Hoeneß vergeblich, in Europa den angestrebten Doppeltriumph von sportlicher Dominanz und positiver Finanzbilanz zu erreichen.
Schulden, Stress und ein Flugzeugabsturz
Die letzten fünf Spielzeiten, die Uli Hoeneß als Spieler bestritten hatte, waren für die Bayern wenig ruhmreich gewesen. Das wollte er im Jahr 1979, dem Jahr eins seiner Ära als Manager, umgehend ändern. Die Ausgangslage gestaltete sich, wie schon erwähnt, alles andere als einfach, denn wegen der angespannten finanziellen Situation waren dem Neu-Manager zunächst klare Grenzen für Neuverpflichtungen gesetzt. Viele etablierte Spieler, mit denen er noch selbst gekickt hatte, waren ausgefallen: Sepp Maier hatte wegen eines Unfalls seine Karriere beendet, Gerd Müller war in die USA abgewandert, Georg Schwarzenbeck musste nach nur zwei Saisonspielen verletzungsbedingt ausscheiden. Zu den wichtigsten Spielern neben Rückkehrer Paul Breitner entwickelten sich der junge Abwehrchef Klaus Augenthaler sowie vor allem Karl-Heinz Rummenigge. Im Vorjahr hatte er mit 14 Toren seine Fähigkeiten bereits angedeutet, 1979/80 wurde er mit 26 Treffern Torschützenkönig und anschließend zu Deutschlands und Europas »Fußballer des Jahres« gewählt. Rummenigge profitierte dabei in derart signifikanter Weise von den Vorlagen Breitners, dass die Presse nur noch vom sagenhaften Duo »Breitnigge« schwärmte.
Mit Spielern, die enorm zuverlässig ihr Pensum herunterspulten, aber keinerlei Glamour ausstrahlten – Bernd Dürnberger etwa oder Wolfgang Dremmler –, wurden die Bayern Meister, mit zwei Punkten Vorsprung vor dem von Günter Netzer gemanagten Hamburger SV, und in nahezu gleicher Besetzung wiederholten sie den Erfolg in der Saison 1980/81. Erstmals schien sich so etwas wie ein »Bayern-Gen« bemerkbar zu machen: Graue, bis dahin eher unauffällig gebliebene Spieler, die man für sich genommen kaum als Stützen einer Klassemannschaft eingeschätzt hätte, spielten plötzlich besser und mutierten zu Gewinnertypen, wenn sie das Bayern-Trikot überzogen.
Allein im Europapokal hingen die Trauben für die mental hochfrisierte Truppe noch zu hoch. 1979/80 waren die Bayern im UEFA-Pokal gegen Frankfurt ausgeschieden, 1980/81 scheiterten sie im Halbfinale des Landesmeister-Cups am späteren Sieger Liverpool. Hoeneß’ Zuversicht ging darüber nicht verloren. »Ich kann verlieren«, meinte er, zumindest solange, wie er sich nicht »eigene Schuld oder Nachlässigkeit« vorwerfen müsse. »Selbstzufriedenheit ist die größte Gefahr für einen Titelverteidiger«, hatte er nach der Wiederholung des Meisterschaftstriumphes warnend den Zeigefinger erhoben und damit vor allem sich selbst ermahnt. Voller Elan arbeitete er an einer Verbesserung des Kaders und gönnte sich dabei kaum eine Pause. »Ruhe«, meinte er, sei für ihn »ein Fremdwort geworden«. Seine Frau lache ihn immer aus, wenn er »auf einen Schlag ein Dutzend neuer Hemden« kaufe, aber er komme eben so selten dazu, für sich was einzukaufen. Er müsse noch lernen, besser abzuschalten, Geschäft und Privatleben zu trennen. Auf die Frage eines Journalisten, ob sein ungeheures Arbeitspensum nicht auch daran liege, dass er ein unverbesserlicher Perfektionist sei und unter
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