Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
Vom Netzwerk:
Abwehrspielern wie Klaus Augenthaler und Hans Pflügler. Nicht zu übersehen war jedoch: Um im Europacup zu Ruhm und Ehren zu gelangen, reichte deren Qualität allein nicht aus.
    Der Gewinn des Europacups bleibe »unser heißestes Ziel«, hatte Hoeneß nach der Meisterschaft von 1989 verkündet, selbst wenn man auf internationaler Ebene schwer im Nachteil sei und nur nach lukrativen Verkäufen – so etwa der Spieler Lothar Matthäus und Andreas Brehme, für die Inter Mailand insgesamt 9,4 Mio. DM überwies – zu Neuverpflichtungen in der Lage war. Umso stolzer war er, als er sein Team nach dem Erreichen des Halbfinales »zur Creme des europäischen Fußballs« zählen durfte. Gegen Milan gab es dann ein 0:1 und ein 2:1 nach Verlängerung. Die Bayern waren raus, Hoeneß’ Enttäuschung aber hielt sich in Grenzen: »Das war das Beste, was ich je von unserer Mannschaft gesehen habe.« Noch ein wenig Geduld, meinte er, dann würden sich die großen Erfolge schon einstellen.
    Wenig später war die Zuversicht in der Euphorie des neuerlichen Meisterschaftstriumphes schier ins Unermessliche gewachsen. Die Bayern hatten in der Spielzeit 1989/90 ihre Konkurrenz deklassiert, und Jupp Heynckes versprach den Fans vom Balkon des Münchner Rathauses: »Nächstes Jahr stehen wir hier mit dem Europapokal.« Uli Hoeneß legte mit der Bemerkung nach, dass auf die 12 in einem Hotel immer die 14 folge. Damit wollte er sagen, dass die Bayern dem 12. Meistertitel in der nächsten Saison gleich zwei Titel folgen lassen würden: neben der Pflichtaufgabe Deutsche Meisterschaft auch den Europacup der Landesmeister. Und mit Blick auf das Heynckes-Versprechen präzisierte er die Methode des Vorgehens. Gemessen an den finanziellen Voraussetzungen könne sich der FC Bayern zwar nicht einmal andeutungsweise mit Madrid oder den Italienern vergleichen, »doch was uns hier fehlt, kompensieren wir durch psychologische Maßnahmen. Wir stacheln die Mannschaft an, wir nehmen sie durch solche Versprechungen wie die von unserem Trainer gegenüber dem Publikum in die Pflicht.«
    Dazu war natürlich ein wenig Geld im Spiel, insgesamt gaben die Bayern 13,7 Mio. DM für Neuverpflichtungen aus. Selbst wenn das im internationalen Vergleich recht bescheiden war, so versprach sich Hoeneß doch deutlich mehr Qualität. Überraschend war, dass sich in dieser Saison weder der FC Bayern noch eine andere der bekannten Größen den Europapokal sicherte, sondern mit Roter Stern Belgrad eine nicht zum Geldadel des Fußballs zählende Mannschaft. Sechs Weltmeister im Bayern-Team plus die Neueinkäufe Sternkopf, Effenberg und Laudrup, der allein sechs Millionen gekostet und dem Manager einen unruhigen Schlaf mit Verarmungs-Alpträumen beschert hatte, waren nicht ausreichend, um im Halbfinale die Kicker vom Roten Stern auszuschalten – der 1:2-Heimniederlage folgte auswärts ein 2:2-Unentschieden. Danach mussten die Bayern in der Meisterschaft auch noch der Überraschungsmannschaft aus Kaiserslautern den Vortritt lassen und fuhren damit eine dritte Frustpackung ein, nachdem sie im DFB-Pokal bereits zu Saisonbeginn äußerst blamabel mit 0:1 bei den Amateuren aus Weinheim gestrauchelt waren.
    Da die Bayern in ihrer Transferbilanz vom Vorjahr ein Minus von 4,2 Mio. DM stehen hatten, war zur Saison 1991/92 ein Plus nicht unwillkommen. Erneut fand Hoeneß in Italien einen zahlungskräftigen Abnehmer: Juventus Turin zahlte für Jürgen Kohler die höchste Summe, die jemals für einen Abwehrspieler gezahlt wurde – nämlich 15 Mio. DM –, und legte dann für Stefan Reuter nochmals 6 Mio. drauf. Damit hatten sich die Bayern, zum zweiten Mal nach dem Rummenigge-Verkauf von 1984, durch Transfererlöse finanziell saniert; diese Verkäufe nach Italien seien, so das Resümee von Hoeneß, »die Basis« für den wirtschaftlichen Erfolg der Bayern gewesen. In gewohnter Vorsicht schreckte er jedoch vor einer kompletten Reinvestierung des Geldes zurück, um die Verluste des Vorjahres auszugleichen. Teuerster Neueinkauf war der als Kohler-Ersatz geholte Oliver Kreuzer, für den Sturm holte er einen Bundesligaspieler (Labbadia) und einen unbekannten Brasilianer (Mazinho), dazu einige Nachwuchsspieler – zu wenig, wie Kritiker fanden, zumal mit Klaus Augenthaler ein absoluter Leitwolf seine Karriere beendet hatte.
    Angesichts der jüngsten Mannschaft, die Bayern je hatte, forderte Hoeneß Geduld und übte sich in ungewohnter Zurückhaltung. Der Meistertitel sei kein Muss, es sei in

Weitere Kostenlose Bücher