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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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erfolgte unter seiner Regie die Einführung der Lederhosen als Bayern-Markenzeichen. Paul Breitner und Uli Hoeneß sorgten für das Wesentliche.
    Während sich Uli Hoeneß als »Manager des Vereins« um die Organisation und das Marketing kümmerte, brachte Breitner als »Manager der Mannschaft« seine bei Real Madrid gewonnenen Erfahrungen ein, um die Abläufe rund um den Spielbetrieb möglichst perfekt auf die Bedürfnisse moderner Profis abzustimmen und die medizinisch-physiotherapeutische Betreuung auf den neuesten Stand zu bringen. Mit Pal Csernai, dem Trainer von Breitners Gnaden, der im Zuge der Spielerrevolution von 1978/79 den ungeliebten Gyula Lorant abgelöst hatte, kam auch Uli Hoeneß zunächst ausgesprochen gut aus. »In Pal Csernai habe ich einen Partner – ich wähle diesen Ausdruck bewusst –, mit dem sich optimal zusammenarbeiten lässt«, meinte er. Spielerverpflichtungen ging man gemeinsam an. Anfangs hatte Breitner eine wichtige Vermittlungsfunktion – so lockte er etwa 1979 Wolfgang Dremmler von Braunschweig zu den Bayern –, später brachte in der Regel Hoeneß Vorschläge ein, um sie mit dem Trainer und dem »Mannschafts-Manager« zu besprechen. Hatte man dann Einigkeit erreicht, ließ man sich die Transferwünsche vom Präsidium absegnen.
    Die drei arbeiteten gut und produktiv, aber natürlich nicht reibungslos zusammen. Während Csernai sowohl von Breitner wie von Hoeneß für seine Kompetenz und Kooperativität gelobt wurde, gerieten sich die beiden selbst immer häufiger in die Haare. »Wir sind oft zusammengeprallt«, erzählte Uli Hoeneß. »Manchmal haben wir Monate nicht geredet. Ich saß ganz vorne im Bus, Paul ganz hinten.« Breitner habe pausenlos neue Forderungen gestellt: »Bessere Spieler. Bequemeres Reisen. Bessere Betreuung der Mannschaft, weniger Freundschaftsspiele. Und er hat sich gerade für die jungen und kleinen Spieler eingesetzt.« Aber er betonte auch: Selbst wenn der ihn »unglaublich gefordert« habe, so müsse er doch zugeben, dass er ohne seinen Kumpel »den Job nicht so gut gemacht« hätte. Und als Basis existierte ein in Jahren gewachsenes Verbundenheitsgefühl, das über allen Alltagskonflikten und trotz des Auf und Ab von Krächen und Wiederversöhnungen immer bestehen blieb.
    Im Frühjahr 1982 schien die Freundschaft der beiden Weltmeister unerschütterlicher denn je. Paul Breitner hatte, als Uli Hoeneß nach dem Flugzeugabsturz in Hannover im Krankenhaus lag, für den Freund das Managerbüro beim FC Bayern besetzt. Wer ungebeten eintrat oder sich gar breitmachen wollte, bekam es mit ihm zu tun. »Er hat sie alle weggebissen«, stellte der Bayern-Manager erfreut fest, als er an einen aufgeräumten Schreibtisch zurückkehrte. »Diese Erlebnisse haben uns zusammengeschweißt.« Eine tiefe Verbindung fürs Leben schien da entstanden, die wohl nichts mehr würde auseinanderbringen können. Schneller als gedacht kam jedoch alles anders. »Wir konnten uns streiten wie die Besenbinder, aber wenn‘s drauf ankam, war jeder für den anderen da«, beschrieb er die alten Abläufe bei Konflikten, als die beiden noch in derselben Mannschaft gespielt hatten. Jetzt, da auch Breitners Karriere sich dem Ende zuneigte und eigentlich bereits abgemacht war, dass der alte Weggefährte vom Spielfeld ins Präsidium wechseln sollte, kam es zu einer Auseinandersetzung ganz neuer Art, die schließlich nie mehr richtig zu kitten sein sollte.
    Der große Eklat geschah bei der Südostasien-Reise der Bayern nach der Saison 1982/83. Uli Hoeneß hatte seinen 31-jährigen Freund überredet, zum Karriereabschied noch einmal zu einem Werbespiel in Singapur anzutreten. Das Spiel sei nötig, meinte er unter Hinweis auf die leere Vereinskasse. Und weil Breitner neben Rummenigge immer noch die Hauptattraktion der »Roten« war, musste der Altstar eben auch mit. 18 Stunden Flug, schwüles Klima, die Bayern blamierten sich bei beklemmender Hitze, kassierten das 0:1 und Breitner einen Platzverweis. Uli Hoeneß stauchte die Spieler in der Kabine mit hochrotem Kopf zusammen: »Das ist Mist. Ich will, dass ihr euch gefälligst zusammenreißt. Wir haben einen Ruf zu verlieren.« Während alle anderen apathisch dasaßen, explodierte der Kapitän und brüllte: »Halt die Klappe, mach du deinen Job, wir machen unseren.« Dann zog er seine Schuhe aus und warf sie seinem Ex-Kumpel vor die Füße, verließ die Szene und verfolgte das müde Spiel, das schließlich mit 1:2 verloren ging, kopfschüttelnd

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