Das Prinzip Uli Hoeneß
so viel wie verlangt zahlen wollte oder weil den Umworbenen die Bundesliga einfach nicht interessant genug erschien. Erst im Jahr 2007 wagte der Bayern-Vorstand mit der Verpflichtung von Franck Ribéry und Luca Toni einen Coup jenes Formats, von dem Uli Hoeneß so lange geträumt hatte. Davor gab es eine lange Liste misslungener Transferversuche in der allerhöchsten Spielerkategorie.
Gescheiterte Wunschtransfers
Seit 1987, als sie im Finale des Europapokals der Landesmeister gegen den FC Porto unglücklich mit 1:2 verloren, haben die Bayern immer wieder versucht, große internationale Stars nach München zu verpflichten – und sind dabei immer wieder an der finanzkräftigen Konkurrenz gescheitert. Den Anfang machte im Jahr der Niederlage der »Übeltäter« des Finales selbst, Rabah Madjer, der die Bayern mit seinem per Hacke erzielten Anschlusstreffer zum 1:1 am 27. Mai beim Endspiel in Wien gedemütigt hatte. Die Bayern seien, unterstrich Hoeneß seine Ambitionen, »auch nicht durch irgendeine Summe, egal wie hoch, von Madjer abzubringen«. Doch trotz der ausgelobten 3 Mio. DM zog sich die Sache hin. »Wenn der Rabah nächste Saison nicht bei uns spielt, höre ich als Manager auf«, knurrte er, als wolle er den Transfer seines Wunschspielers geradezu ertrotzen. Madjer war von den Bayern bereits mit den obligaten Lederhosen präsentiert worden, doch am Ende zeigte er allen eine lange Nase und entschied sich kurzfristig für den FC Valencia, wo ihm mehr Geld versprochen worden war. Hoeneß hängte daraufhin seinen Job nicht an den Nagel, war sich aber des Spottes sicher. »Madjer, das war der größte Flop«, kommentierte die »SZ«. »Halbtot hätte sich Hoeneß gelacht, wäre so was dem Bremer Werder-Manager Lemke widerfahren, oder dem Mönchengladbacher Branchenveteranen Grashoff.«
Andere mutmaßten, die Sache mit Ruud Gullit sei der größte Flop gewesen. Im Jahr 1993 scheiterte die Verpflichtung des niederländischen Superstars, der im Juni bereits geäußert hatte, dass er sich mit den Bayern einig sei, weniger am Geld, sondern vor allem am Unwillen des Spielers bzw. von dessen Freundin, die sich angeblich vor dem Rassismus in Deutschland fürchtete. Die »Bild am Sonntag« vermutete, dem an Knieproblemen laborierenden Gullit sei es in Wirklichkeit nur darum gegangen, sich von einer anerkannten Adresse (Bayern-Arzt Dr. Müller-Wohlfahrt) für gesund erklären zu lassen, um seine Verhandlungsposition zu verbessern. Gullit wechselte schließlich innerhalb Italiens vom AC Mailand zu Sampdoria Genua. Hoeneß trauerte noch lange über den geplatzten Traum, einen Weltstar in München präsentieren zu können: »Bei Gullit hätten wir alles gemacht, denn mit ihm hätten wir Charisma gekauft. Wenn ich sehe, wie der jeden Sonntag spielt in Genua, schießen mir die Tränen in die Augen. Das war der Typ, den der FC Bayern gebraucht hätte.« Und dabei hat so wenig gefehlt. »Bei den Verhandlungen wohnte er drei Tage bei uns«, berichtete er und wirkte dabei wie ein stolzer Fan, der seinem Star ganz nahe hat kommen dürfen.
Brauchen können hätte Hoeneß auch Gullits Landsmann und Vereinskollegen Frank Rijkaard, der eben wieder in seine Heimat zu Ajax Amsterdam zurückgekehrt war. Bereits einige Jahre zuvor, als er noch in Holland spielte und erschwinglich war, hatte sich Hoeneß um ihn bemüht. Doch da war der Transfer ausnahmsweise mal nicht am Geld, sondern an Rijkaards Berater Cor Coster gescheitert, dem Schwiegervater von Johan Cruyff. Coster schicke nie jemandem zum FC Bayern, erläuterte Hoeneß: »Weil der den FC Bayern hasst.« Der Hintergrund: »Beim Abschiedsspiel von Johan Cruyff in Amsterdam hat unser Trainer, der verrückte Lorant, entgegen der Absprache volle Pulle spielen lassen. Das tut man nicht. Die Bayern gewannen 9:1 vor 60.000 Zuschauern. Seither ist der Coster gegen uns.«
Im Januar 2001, als es um den in ganz Europa heiß begehrten tschechischen Mittelfeldspieler Tomas Rosicky von Sparta Prag ging, waren die sich neureich gebärdenden Dortmunder der Hauptgegner im Transferpoker. Nachdem Rosicky und sein Berater in München vorgesprochen hatten und dann in Richtung Dortmund abgefahren waren, informierte Hoeneß umgehend den Borussen-Manager Michael Meier. Seine Begründung: »Borussia Dortmund und wir sind Konkurrenten bis zu einem gewissen Punkt. Doch wir hatten das Gefühl, dass beide Vereine gegeneinander ausgespielt werden sollten, um den Preis nach oben zu treiben.« Rosickys Berater
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