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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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der Feststellung, dass Beckenbauer gar keine Ahnung habe, was laufe, und beim FC Bayern schließlich nur drei Leute Bescheid wüssten: Karl Hopfner, Karl-Heinz Rummenigge und er selbst.
    Tatsächlich wurde Beckenbauer inzwischen in die wichtigen Vorgänge nicht mehr eingeweiht. Das Misstrauen war so groß geworden, dass sich die Vorstände zwar den finanziellen Spielraum für die geplanten Investitionen vom Aufsichtsrat genehmigen ließen, die Namen potenzieller Neuzugänge dem Gremium aber nicht nannten. »Ich weiß nichts von den Transfergesprächen«, bestätigte Beckenbauer denn auch.
    Ein Kuriosum an dem im Frühjahr 2007 um anstehende Großinvestitionen geführten Zwist war, dass man sich prinzipiell ja einig war. Auch Hoeneß und Rummenigge wollten mehr Geld für neue Spieler ausgeben, nur: Sie wollten alleine entscheiden. »Wir werden die Einkaufspolitik jetzt ändern und im nächsten Jahr einen anderen FC Bayern erleben«, kündigte Hoeneß vollmundig an und betonte zugleich noch einmal, dass Beckenbauer bei dem angestrebten Neuanfang außen vor bleiben solle. »Die Aufteilung ist ganz klar«, kommentierte der vergrätzte »Kaiser« seinen Kompetenzverlust: »Der Vorstand ist für das operative Geschäft zuständig.« Er fügte sich in sein Schicksal, war aber natürlich beleidigt, dass die anderen ihn nicht mehr mitspielen lassen wollten. »Mit Uli hab’ ich öfter Kontakt, den hab’ ich erst letzte Woche getroffen. Mit Kalle weniger. Aber die haben natürlich jetzt zu tun«, lästerte er. Immerhin durfte er sich zugute schreiben, dass er den Anstoß zu einer risikofreudigeren Transferpolitik gegeben hatte. So jedenfalls stellte sich die Sache aus seiner Sicht dar: »Alle haben eingesehen, dass es mit dieser Mannschaft nicht mehr weitergeht, dass man dringend Verstärkungen braucht.«
    Mitentscheiden durfte Beckenbauer nicht mehr, aber den Mund verbieten lassen wollte er sich nicht. Und so begleitete er die Bayern-Politik weiterhin mit eigenwilligen Kommentaren, etwa im Sommer 2009 mit einer Stellungnahme zum Gezerre um den abwanderungswilligen Franck Ribéry. »Das ist ein Franzose, dem ist München wurscht«, konterkarierte Beckenbauer die mühevollen Versuche von Hoeneß, die Diskussionen im Zaum zu halten. Sofort gab es eine Presseerklärung des Vorstands – unterschrieben von Hoeneß, Rummenigge und Hopfner –, in der sich dieser »erstaunt« über die Aussagen des »Kaisers« zeigte. Einen Kontakt mit Beckenbauer hat Hoeneß vorab gar nicht erst gesucht. »Es ist eine sachliche Stellungnahme«, erläuterte er süffisant das Papier, »aber wer zwischen den Zeilen lesen kann, ist klar im Vorteil.« Offiziell hieß es wenig später wie üblich, dass man in einem Gespräch alle »Unebenheiten« ausgeräumt habe. Beckenbauer freilich blieb beleidigt. In der neuen Talkshow »Sky 90« bezeichnete er die Pressemitteilung als »Unsinn«. »Früher haben wir bei einem Glas Wein oder Bier zusammengesessen und miteinander geredet, heute gibt es eine Pressemitteilung. Das ist schon befremdlich.«
    Die Angst eines Mannes um seinen Posten
    Die Geschichte der Bayern, so zeigt die schleichende Entmachtung Beckenbauers, ist auch eine Geschichte interner Machtkämpfe um den Steuermann Uli Hoeneß. Begonnen hatte der Reigen des hausgemachten Unfriedens mit einem Spieler, der als Mit-Steuermann nach höherem strebte: Paul Breitner. Der Konflikt zwischen den alten Kumpels bot einen Vorgeschmack auf alle Krisen, die noch folgen sollten. Bereits hier zeigte sich, was in allen folgenden Krisen wieder aufscheinen sollte: die Angst eines Mannes um seinen Posten.
    Im Sommer 1979 waren neue Zeiten beim FC Bayern eingekehrt. Der autokratische Präsident Neudecker war weg, die Macht lag ganz in den Händen des neuen Managers Uli Hoeneß und des aus Madrid nach München zurückgekehrten Paul Breitner. Den neuen Präsidenten mochten die beiden nicht allzu ernst nehmen. Wilhelm Neudeckers Nachfolger Willi O. Hoffmann, auch »Champagner-Willi« genannt, sah seine Aufgabe vor allem darin, als Repräsentationsfigur zu amtieren. Das Tagesgeschäft — neben wie auf dem Platz — vertraute er ausdrücklich den beiden machthungrigen Häuptlingen an. Laut Breitner hatte Hoffmann gesagt: »Ihr zwei macht das jetzt. Sie, Paul, das Fußballerische, und Sie, Uli, das Finanzielle. Und ich, ich repräsentiere.« Der volkstümliche Hoffmann – ein »angenehmer Mann«, wie Uli Hoeneß einmal meinte –, machte seine Sache gut, unter anderem

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