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Das private Universum

Das private Universum

Titel: Das private Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Goldin
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sie dem Schiffskommandanten den Kopf frei für die wirklich kritischen Dinge, die sich bei der Führung eines so großen Schiffes zwangsweise ergaben.
    Nun lag der Befehl des Kapitäns vor, und sie machten Listen. Theoretisch legten die Vorschriften für den Notfall genau fest, wie diese Rumpfmannschaft auszusehen hatte. In der Praxis hatte der Personaloffizier jedoch eine beträchtliche Handlungsfreiheit in der Festlegung, wer bleiben und wer zurückgelassen werden sollte.
    In den Vorschriften hieß es zum Beispiel, das Schiff müsse ein Minimum von sechs Waffenoffizieren behalten, aber sie konnte nach ihrem Urteil die sechs heraussuchen, die sie unter den vierundzwanzig Fachleuten für unersetzlich hielt. Ein weniger gewissenhafter Offizier hätte diese sechs Leute vielleicht nach Rang und Alter herausgesucht, oder die Entscheidung sogar dem Computer überlassen. Für Lieutenant Placer wäre dies eine Pflichtverletzung gewesen, denn es war ihre Pflicht, die beste und nicht die leichteste Entscheidung zu treffen.
    Ein Crewmann namens Solari war der Waffenoffizier mit dem höchsten Rang, Chef der Waffenabteilung und daher eine logische Auswahl für die Rumpfmannschaft. Aber seine Hintergrundinformation deutete an, er sei geboren und aufgewachsen auf einer Kolonialwelt, die einige Ähnlichkeit mit Epsilon Delta 4 hatte. Die zurückgelassenen Mannschaftsangehörigen mußten sich mit primitiven Bedingungen herumschlagen, voraussichtlich mindestens einen Monat lang, bis die Enterprise wieder zurückkehren konnte, um sie abzuholen. Ein Mann, der Erfahrung mit primitiven Umständen hatte, war also eine enorme Hilfe bei der Lösung entstehender Probleme.
    Ein anderes Crewmitglied namens Ti-Chen war auf ihrer ersten Reise nach der Akademie. Placer hatte sie in die Waffenabteilung gesteckt, weil sie dafür das größte Interesse und auch die größten Fähigkeiten mitzubringen schien. Daß sie wenig Erfahrung für ihren Posten mitbrachte, machte sie zu einer guten Kandidatin für Epsilon Delta 4, doch ein gewisser Instinkt hielt Placer von dieser Entscheidung ab. Ti-Chen würde eines Tages, wenn die Anzeichen nicht trogen, ein erstklassiger Waffenoffizier werden, und hatte sie ihren Posten in einer solchen Notsituation auszufüllen, so lernte sie sehr schnell und konzentriert, weil sie ja die Arbeit mehrerer Leute tun mußte. Und da das Schiff kaum mit Angriffen zu rechnen hatte, konnte Ti-Chens Unerfahrenheit auch keinen Schaden anrichten. Es war eher so, daß die Enterprise am Ende einen viel besseren Waffenoffizier hatte als zuvor, und das veranlaßte Placer, aus einer schlechten Lage das Beste zu machen.
    Natürlich konnte sie nicht alle weniger erfahrenen Waffenleute behalten, denn ein gewisses Gleichgewicht war unerläßlich. Sollte sie nun Solari zurücklassen? Oder war einer der anderen erfahrenen Waffenoffiziere auch ein guter Lehrmeister für Ti-Chen?
    Natürlich hatte Placer ihren eigenen Namen auf die Liste derer gesetzt, die auf Epsilon Delta 4 bleiben sollten. Die Notvorschriften sahen keinen Personaloffizier an Bord des Schiffes vor, das mit einer Rumpfmannschaft auskommen mußte.
     
    Scotty und seine Leute bereiteten inzwischen das Schiff für eine Invasion vor. Hätte Scotty seine Gedanken wenig diplomatisch ausgesprochen, so hätte er eher von einer Heimsuchung geredet. Seine Maschinen, sein Schiff waren ihm so überaus teuer, daß der Gedanke ein Horror für ihn war, in Kürze trample eine Horde von Fremden durch das Schiff und dringe selbst in jene Winkel vor, die bisher als unantastbar gegolten hatten. Natürlich sah er die Notwendigkeit der Evakuierung und Aufnahme der Leute ein, denn er hatte ein sehr gutes, großzügiges Herz und war ein verständiger, mitfühlender Mann. Unter normalen Umständen konnte er keiner Fliege etwas zuleide tun, surrte diese Fliege aber um seine Maschinen herum, konnte er durchaus einen Phaser auf »Töten« stellen und sie damit jagen. Er wußte, daß die Evakuierten absichtlich bestimmt keinen Schaden anrichten würden, doch in ihrer Unwissenheit konnten sie wahre Verwüstungen anstellen. Und es waren ja so viele …
    Die Enterprise war ein so riesiges und kompliziertes Werk, daß man sehr viele ineinandergreifende Systeme warten und im Auge behalten mußte. Der erste Gedanke galt selbstverständlich der Sauerstoffregeneration. Schließlich mußten die Leute im Schiff ja atmen. Die Enterprise hatte ihre eigenen Filter und Gärten, wo Kohlendioxid in atembaren Sauerstoff

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