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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Korridor zu ihrem Gate begab, und winkte. Er winkte zurück, dann war sie verschwunden.
    Chris nahm den Bus zurück zum Port-Authority-Bus-Terminal. Draußen war es dunkel. Durch die Nacht glühten die orangefarbenen Lichter der Ölraffinerien von New Jersey. Über den verschlungenen Fahrbahnen einer Straßenkreuzung ragten die Zwillingstürme des World Trade Center auf. Der Anblick erinnerte Chris an eines von Alex’ Bildern.
    Trotz des völlig verpatzten Beginns war das Wochenende noch ganz nett geworden. Tamara hatte eingesehen, dass sie Chris verärgert hatte, und sich bemüht, es wieder gutzumachen. Samstag und Sonntag hatten sie sich kaum im Apartment sehen lassen. Das Wetter war großartig gewesen: Sie gingen im Central Park spazieren, besuchten die Frick Collection und das Museum of Modern Art und verbrachten ein oder zwei Stunden bei Bloomingdale’s und Lord & Taylor. Auch im Bett war es klasse gewesen. Trotzdem wurde Chris den bitteren Nachgeschmack von Freitagabend nicht recht los.
    Tamara konnte verletzend sein, das wusste jeder. Doch gewöhnlich war sie auch sehr lustig. Sie hatte einen ziemlich beißenden Witz, aber sie meinte es nicht so, wie sie es sagte. Zumindest hatte Chris das bisher immer angenommen. Doch zu seinen Freunden hätte sie netter sein müssen. Sie hätte sich mehr Mühe geben können.
    Das durfte er von ihr erwarten. Er mochte Duncan. Und obwohl er Alex und Lenka erst seit wenigen Wochen kannte, mochte er sie genauso. Natürlich kannte er Tamara schon viel länger, und natürlich hatte er sie gegen Lenka in Schutz nehmen müssen. Aber es war nicht schön gewesen, dass er sich zwischen seinen neuen Freunden und seiner Freundin hatte entscheiden müssen, und er nahm es Tamara übel, dass sie ihn dazu gezwungen hatte.
    Lenka hatte gesagt, Tamara sei nicht gut genug für ihn. Chris lächelte. Bestimmt war es Lenkas ehrliche Überzeugung, aber sie irrte sich. Er konnte sich glücklich schätzen, dass er jemanden wie Tamara gefunden hatte. Sie war attraktiv, sie war amüsant, sie hatte Stil. Und sie war gut im Bett. Chris war in dieser Hinsicht nicht so erfahren, wie er es gerne gewesen wäre, aber er wusste, dass Sex mit Tamara grandios war. Er hoffte sehr, dass sie noch einmal nach New York kommen würde.
    Als er ins Apartment zurückkehrte, wartete Duncan auf ihn. Chris hatte ihn seit Freitagabend nicht mehr gesehen, und zum ersten Mal fragte er sich, wie es Duncan gelungen war, ihnen das ganze Wochenende aus dem Weg zu gehen.
    »Kommst du mit auf ein Bier?«, fragte Duncan nervös.
    Chris lächelte. »Okay.«
    Sie gingen in die irische Bar um die Ecke. Bis das Guinness vor ihnen auf dem Tisch stand, vermieden sie jeden ernsthaften Gesprächsgegenstand.
    Dann atmete Duncan tief durch. »Tut mir Leid«, sagte er.
    »Nein«, sagte Chris, »mir tut es Leid.«
    »Ich hätte mir den Mist über englische Merchant-Banken verkneifen sollen. Es war idiotisch. Ich wusste, dass es Tamara auf die Palme bringen würde.«
    »Das hat es ja auch.«
    Duncan verschluckte sich an seinem Bier. »Wohl wahr.« Er nahm noch einen Schluck. »Sieh mal, ich weiß, dass Tamara mich nicht mag, und ich glaube nicht, dass sich das je ändern wird, aber du bist immer ein guter Kumpel gewesen, vor allem hier in New York, und ich möchte unsere Freundschaft nicht kaputtmachen.«
    Chris lächelte. »Mach dir deswegen keine Sorgen, Duncan. Tamara kann manchmal ein bisschen zickig sein. Tut mir Leid, dass du dir diese Kacke von ihr anhören musstest. Ich hätte ihr nicht von dem Examen in Anleihenrechnung erzählen sollen.«
    »Leider hat sie Recht mit dem, was sie gesagt hat«, meinte Duncan. »Ich schaff dieses verdammte Ausbildungsprogramm nicht.«
    »Komm, hör auf zu jammern, Duncan. Da fällt mir ein, wo bist du eigentlich das ganze Wochenende gewesen?«
    Duncan nippte an seinem Bier. Er versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken, was ihm aber nicht recht gelingen wollte. Schließlich gab er den Versuch auf.
    »Sag, dass das nicht wahr ist!«, sagte Chris.
    »Doch.«
    »Was, nach der Party?«
    »Ja.«
    »Wahnsinn.«
    »Ja.«
    »Guck gefälligst nicht so triumphierend aus der Wäsche«, sagte Chris. »Ich erwarte Einzelheiten. Einzelheiten, klar?«
    »Na ja, nachdem wir gegangen waren, war Lenka ziemlich wütend. Ehrlich gesagt, waren wir es beide. Eine Zeitlang sind wir stumm durch die Gegend gelaufen. Dann haben wir uns über dich und Tamara unterhalten. Und schließlich über andere Dinge.« Duncan hielt inne. Die

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