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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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sie verneinen. Er mochte Lenka sehr gern, hatte sie aber sexuell nie in Betracht gezogen. Ganz zu Anfang war er noch mit Tamara zusammen gewesen, da war Lenka aus diesem Grund tabu gewesen, und das war sie in der Folgezeit auch geblieben. Darin lag das Geheimnis ihrer Freundschaft. Lenka mochte Männer. Alle ihre anderen Beziehungen zu Männern waren irgendwann auf der sexuellen Schiene gelandet und entgleist. Aber nicht bei Chris. Sie konnten sich aufeinander verlassen, einander trauen, sie waren sehr gute Freunde gewesen.
    Aber warum brachte Ian ihn dann so in Wut? Er hatte immer vermutet, dass Lenka stürmische Beziehungen zu Männern unterhielt. Ohne Näheres zu wissen, hatte er das immer als Teil ihres Wesens akzeptiert: Es verlieh ihr lediglich noch einen zusätzlichen Farbtupfer. Aber dass Ian sie wie eine seiner flüchtigen Bekanntschaften behandelt hatte, ein Betthäschen, das man ein paar Wochen lang vögelte und dann ad acta legte, das brachte ihn zur Raserei. Warum hatte Ian nicht begriffen, dass sie ganz und gar nicht in dieses Schema passte? Noch nicht mal zu ihrem Begräbnis wollte er, dieser miese Typ! Und der Zynismus, mit dem er ihr Verhältnis ausgenutzt hatte, um ihr die Eureka-Telecom-Bonds anzudrehen, war einfach widerlich. Chris hatte nicht einen Augenblick geglaubt, dass am Radaphone-Gerücht etwas dran war. Ian hatte es sich ausgedacht, um Lenka für fünfundzwanzig Millionen Euro eine unverkäufliche Position anzudrehen. Ein paar Riesen mehr im Bonus am Ende des Jahres.
    War es denkbar, dass Ian sie umgebracht hatte, um zu verhindern, dass sie Marcus von Duncan erzählte?
    Chris musste zugeben, dass es nicht sehr wahrscheinlich war. Es ergab einfach keinen Sinn. Klar, es wäre lästig, wenn die Polizei anfinge, Fragen zu stellen. Doch Eric hatte recht; solange sie alle bei ihrer Aussage blieben, konnte ihnen nichts passieren. Die Polizei konnte nichts beweisen. Mit einem unangenehmen Gefühl in der Magengegend wurde Chris klar, dass Ian auch versuchen konnte, einen Handel mit der Polizei zu machen: Straffreiheit für die Wahrheit. Das würde ihm verdammt ähnlich sehen. Wie auch immer, Ian würde auf die Füße fallen.
    Nein. So gern Chris auch zum gegenteiligen Schluss gekommen wäre, Ian war wahrscheinlich nicht verantwortlich für Lenkas Tod.
    Gern hätte Chris über alle diese Dinge mit Megan gesprochen. Sie hätte sicherlich ein bisschen Objektivität in seine Überlegungen gebracht. Er fragte sich, wie sie wohl in Cambridge zurechtkam. Ob sie schon ein Telefon hatte? Plötzlich verspürte er den sehnlichen Wunsch, sie anzurufen.
    Und was war mit Duncan? Megan hatte gemeint, er solle sich ein bisschen näher mit der Beziehung beschäftigen, die in letzter Zeit zwischen Duncan und Lenka bestanden hatte. Doch bevor er Duncan zur Rede stellte, wollte er erst mit jemand anders sprechen.
    Er suchte die Nummer der United Arab International Bank heraus, wählte sie und fragte nach Philippa Gemmel.
    »Wertpapierhandel«, erklang eine helle und frische Stimme.
    »Pippa? Chris Szczypiorski hier.«
    »Chris. Wie geht es dir?« Sie war nicht unfreundlich, schien aber auch nicht besonders erfreut zu sein, von ihm zu hören.
    »Hör zu, Pippa, glaubst du, dass du nach der Arbeit ein paar Minuten Zeit für mich hast? Es dauert nicht lange. Ich würde gerne etwas mit dir besprechen.«
    »Wenn Duncan mit mir sprechen will, dann sag ihm, er kann mich mal«, sagte Pippa.
    »Ich möchte zwar über Duncan sprechen, aber er weiß nichts von meinem Anruf. Bitte. Es dauert nicht lange.«
    Pippa schwieg einen Augenblick. »Okay. Aber ich bin erst um halb sechs fertig. Kannst du mich unten in der Halle abholen?«
    »Danke. Ich bin um halb sechs da.«
    Er legte auf. Dann holte er die Karte des englisch sprechenden tschechischen Polizisten heraus, der ihn nach dem Mord befragt hatte: Poruík Petr Karásek. Wahrscheinlich war Poruík seine Rangbezeichnung. Er wählte die Nummer. Nach längerem Warten wurde er durchgestellt.
    Chris fragte ihn, ob die Untersuchungen schon irgendetwas ergeben hätten.
    »Wir haben einiges herausgefunden«, erwiderte der Polizeibeamte. Sein Englisch war sorgsam und klar. »Wir haben eine Zeugin, die sagt, sie habe einen Mann mit einem Schnurrbart aus der Straße laufen sehen, in der Miss N ě me č ková getötet wurde. Anhand von Polizeifotos hat sie einen Straftäter identifiziert, von dem wir wissen, dass er gerne Messer verwendet. Er ist Tscheche, arbeitet aber für die ukrainische

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