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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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er lächelte nicht bei diesen Worten. Sein Ton war überraschend ernst. Offensichtlich war es mehr als ein Luftschloss. Plötzlich zeigte sich das ganze Ausmaß von Erics Ehrgeiz, den er so gut zu verbergen wusste. Megan hatte davon gesprochen, aber was war falsch daran? Sie waren alle ehrgeizig, auch Chris. Das war schließlich der Grund gewesen, dass sie alle mit so viel Begeisterung bei Bloomfield Weiss angefangen hatten.

11
    Erics Chauffeur Terry hielt die Tür der Limousine auf, und Chris stieg ein. Es war neun: Terry hatte Eric bereits einige Stunden zuvor nach Manhattan gefahren, während Cassie um acht aufgebrochen war und Juanita Haus und Wilson anvertraut hatte.
    »Sie wissen hoffentlich, wo wir hin müssen«, sagte Chris zu dem mit kurzem blondem Haar bedeckten Hinterkopf des Fahrers.
    »Westchester«, erwiderte Terry. »Zur Adresse eines gewissen Mr. George Calhoun. Keine Sorge, ich kenne den Weg.«
    »Nett, dass Sie mich hinfahren«, sagte Chris.
    »Was der Boss sagt, wird gemacht.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Bloomfield Weiss seinen leitenden Mitarbeitern Limousinen zur Verfügung stellt.«
    Terry lachte. »Das macht die Firma wohl auch nicht. Das hier ist eher ein privates Arrangement. Ich fahre für Mr. Astle, wenn mir mein anderer Job Zeit dafür lässt.«
    »Verstehe. Und was ist das für ein Job?«
    »Personenschutz. So haben wir uns kennen gelernt. Vor ein paar Jahren habe ich Mr. Astle aus einer kitzligen Situation in Kasachstan herausgeholfen. Seither habe ich das eine oder andere für ihn getan.«
    Chris war überrascht und fasziniert. »Ich wusste gar nicht, dass Eric einen Leibwächter braucht. Was war denn da?«
    »Ein Entführungsversuch. Grad nochmal gut gegangen.«
    »Wahnsinn. Offenbar ist Investmentbanking seit meiner Zeit erheblich gefährlicher geworden.«
    »Eigentlich nicht. Ich begleite meine Kunden nur an besonders kabbelige Orte der Welt. Und auch da besteht mein Job zu fünfundneunzig Prozent aus Beobachten und Warten. Nur manchmal muss ich unter Beweis stellen, dass ich nicht umsonst trainiere. Noch habe ich keinen Kunden verloren.«
    »Also komm ich wohlbehalten nach Westchester?«
    Terry lachte. »Ich verspreche es Ihnen, Sir.«
    Sie fädelten sich in den Verkehr auf dem Long Island Expressway ein.
    »Verzeihen Sie die Frage, aber sind Sie mit Stanislaw Szczypiorski verwandt?«, fragte Terry.
    »Ja. Sein Sohn. Aber ich kenne nur ganz wenige Menschen, die schon mal von ihm gehört haben. Spielen Sie Schach?«
    »Klar. Und ich gehe in der Literatur gerne die alten Spiele durch. Ich hab ein altes Buch über die Königsindische Verteidigung, da stehen viele seiner Spiele drin. Eine Variante ist sogar nach ihm benannt worden.«
    »Richtig. Das war seine Lieblingseröffnung mit Schwarz.«
    »Spielen Sie auch?«
    »Nicht mehr«, sagte Chris. »Als Kind hab ich viel gespielt, bis ich merkte, dass ich nie so gut würde wie mein Vater.«
    Sie plauderten über Schach, bis sie den bewaldeten Verwaltungsbezirk Westchester erreichten. George Calhoun wohnte in einem der klassischen amerikanischen Suburb-Häuser: weiß gestrichenes Holz mit einer großen Rasenfläche bis zum Briefkasten und Bürgersteig. Terry wartete im Auto, während Chris klingelte.
    Calhoun öffnete selbst die Tür. Er war grauer, kahler und fetter geworden und hatte ein paar Falten mehr. Sein scharf geschnittenes Gesicht hatte zugleich weichere und bittere Züge bekommen. Er erkannte Chris nicht.
    »Chris Szczypiorski«, sagte dieser und streckte die Hand aus. »Aus dem Schulungsprogramm von Bloomfield Weiss.«
    »Ach ja, ich erinnere mich«, sagte Calhoun. »Ich erinnere mich sogar ganz genau. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte mit Ihnen über Alex Lubron sprechen.«
    »Alex Lubron, ja? Noch einer. Nun, dann kommen Sie besser herein.« Er führte Chris ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief. Werbung für Abführmittel. »Setzen Sie sich. Wollten Sie mir erzählen, was wirklich geschehen ist?«
    »Nein«, sagte Chris. »Ich wollte herausfinden, was wirklich geschehen ist.«
    Calhoun lachte spöttisch. »Sie waren dabei. Sie müssen es wissen. Es wäre sicherlich sehr interessant, wenn Sie auch uns anderen an Ihrem Wissen teilhaben ließen.«
    »Ich weiß, was auf dem Boot passiert ist«, sagte Chris. »Alex ist ins Meer gestürzt und ertrunken. Aber mich interessiert, was vorher war.«
    »Vorher?«
    »Ja. Gab es da nicht irgendwelche Drogenprobleme mit Alex?«
    Calhoun sah Chris misstrauisch an. »Das ist alles

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