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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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in diese Gegend passte wie ein Trabbi in die Ausstellungshalle eines Ferrari-Händlers.
    »Fahr weiter«, raunte Paul.
    Sara nickte. Auch sie hatte den sich bewegenden Schemen hinter der Windschutzscheibe des Mazda gesehen.
    »Von dem weiß ich, dass er zu diesen Aasgeiern gehört«, sagte Paul. »Der steht nicht zum ersten Mal da.«
    »Und jetzt?« Sara warf ihm einen Blick zu.
    »Fahr um den Block. Ich komm auch von der anderen Seite aus durch den Hinterhof ins Haus rein.«
    Sara bog zweimal links ab, dann stoppte sie den BMW auf Pauls Zeichen hin am Bordstein.
    »Soll ich noch mit hinaufkommen?«, fragte Sara und musste lachen. »Das fragt eigentlich der Mann, oder?«
    »In unserer Beziehung bist du der Mann«, meinte Paul. Er grinste schief.
    »Haben wir das denn? Eine Beziehung, meine ich«, erwiderte Sara. Ihre Stimme klang ein ganz kleines bisschen belegt.
    Paul hob die Schultern. »Eine freundschaftliche.«
    Sara nickte. »Ja, würde ich auch sagen.«
    »Auch wenn ich mir manchmal wünsche, dich nicht kennengelernt zu haben«, gestand Paul. Und jetzt wirkte er nicht wie ein zu groß geratener Junge, sondern ernst und etwas melancholisch.
    »Dann wäre Kai tot«, sagte Sara. »Erstickt oder verhungert.« Der Entführer hatte dem Jungen nichts als eine Plastikflasche mit Wasser ins Versteck gelegt.
    »Das weißt du nicht«, entgegnete Paul.
    »Und du?«
    »Nein. Ich weiß es auch nicht. Ich bin nicht … allwissend.«
    Er sah sie an, und sie fühlte sich vom Blick seiner selbst im Zwielicht als blau zu erkennenden Augen nachgerade berührt wie von einer Hand, die über ihre Wange strich.
    Eigentlich wollte sie ihm sagen, dass es ihr leid tue, seine Gabe immer wieder falsch einzuschätzen, sie immer wieder zu überschätzen. Stattdessen kamen ihr ganz andere Worte von den Lippen.
    »Ich bin froh, dass wir einander kennengelernt haben.«
    Er blieb ihr eine direkte Erwiderung darauf schuldig, lächelte jedoch, und es war – vielleicht zum ersten Mal, seit sie sich kannten – nicht das Lächeln eines großen Jungen, sondern das jenes mehr als nur erwachsenen Mannes, der er auch war. Dieses … Typen, der manchmal aus Paul herausschaute und sich in seinen Gesten zeigte, als verstecke er sich in ihm, vielleicht sogar ohne Pauls Wissen. Und das war ein Geheimnis, von dem Sara sich herausgefordert fühlte, es zu lüften. Sie wollte wissen, wer Paul Finn war – wer er wirklich war.
    Er öffnete die Tür, stumm. Nur der Blick, den er Sara schenkte, sprach.
    Sie verstand. Stieg mit ihm aus. Folgte ihm in das Geviert des Hofs, den dieses Haus sich mit dem teilte, in dem Paul unterm Dach wohnte. Das Mondlicht reichte nicht ganz bis zu ihnen herunter auf das lückenhafte Pflaster. Im Dunkeln rumorte irgendein Tier, eine Katze, wie Sara hoffte. Durch das gekippte Fenster einer Hinterhofwerkstatt drang der Geruch von Sägemehl und Leim.
    Sara blieb zwei, drei Schritte hinter Paul, der gerade in die Zufahrt trat, die wie ein Tunnel in das Gemäuer seines Hauses führte. Sie betrachtete ihn, sinnierend und noch ein wenig langsamer gehend.
    Hatte sie sich in Paul Finn verliebt?
    Nein, beantwortete sie sich die Frage. Sie mochte ihn, ja. Aber verliebt? Nein, verliebt war sie nicht in Paul. Sie wusste schließlich, wie es sich anfühlte, wenn man verliebt war. Immerhin war sie in ihren Mann verliebt gewesen – bis sie ihn um die Scheidung gebeten hatte, weil aus der Verliebtheit keine Liebe geworden war.
    Interessant fand sie Paul, ja. Auf eine ganz besondere Weise sogar, so wie sie noch nie einen anderen Menschen interessant gefunden hatte.
    Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und strich es nach hinten. Eine Geste, die sie sich seit Langem abzugewöhnen versuchte, weil sie wusste, dass sie aus Verlegenheit entstand.
    Interesse war andererseits nicht alles, was sie mit Paul verband. Darüber hinaus – und ehrlich gesagt überwog dieses Gefühl – sorgte sie sich um ihn. Und das ebenfalls auf eine Weise, wie sie sich noch nie um jemanden gesorgt hatte.
    Sie beschleunigte ihre Schritte, schloss zu ihm auf und nahm seine Hand. Erst spürte sie ein vages Zittern darin – Pauls Unruhe war noch nicht vergangen. Aber Saras Berührung linderte sie, ein wenig jedenfalls, denn das Zittern verging, und seine Hand schloss sich fest um die ihre. Nicht haltsuchend oder sogar dankbar dafür, sondern einfach nur fest und weil er es zu wollen und zu genießen schien wie sie selbst.
***
    Sara schlug die Augen auf.
    22:28
    Die roten

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