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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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und das seine Mutter bis zu ihrem Tode eines fernen Tages nicht mehr verlassen würde. Ihre Agoraphobie ließ es nicht anders zu. Seine Mutter fürchtete sich vor Weite. Vor freien Plätzen. Vor allem, was nicht von vier soliden Wänden umschlossen war. Seit Jahren schon.
    Als Kind war Theo das nicht sonderlich aufgefallen; wahrscheinlich war es damals auch noch nicht so schlimm gewesen. Als Jugendlicher hatte er die Weigerung seiner Mutter, so gut wie nicht aus dem Haus zu gehen, als Marotte einer leicht spleenigen Künstlerin abgehakt. Erst als Erwachsener hatte er wirklich verstanden, worunter seine Mutter litt. Ihre Unlust, das Haus zu verlassen, die vermeintlich schrullige Zurückgezogenheit und Scheu vor der Öffentlichkeit, war in Wirklichkeit eine krankhafte Angst, die spätestens zu jenem Zeitpunkt einer therapeutischen Behandlung bedurft hätte. Doch die hatte Katharina Lassing stets abgelehnt. Theo hatte mit Engelszungen auf sie eingeredet, schließlich aufgegeben und sich in das Schicksal gefügt, dass er selbst quasi die einzige Therapiemaßnahme zu sein schien, die seine Mutter sich gefallen ließ.
    Sie hatte ihn nie darum gebeten. Sie hatten nie darüber gesprochen. Und sie hatte es nie als selbstverständlich empfunden, dass Theo bei ihr blieb – zumindest hatte seine, zugegebenermaßen bescheidene, Menschenkenntnis ihm nie etwas Derartiges signalisiert. Es wäre für ihn jedoch nie in Frage gekommen, sie in diesem Zustand zu verlassen. Dem stand ein Gefühl in ihm entgegen, das jenem glich, welches er für Bine empfand, nur zigfach stärker und tiefer wurzelnd.
    Nur, wie konnte das eine wie auch das andere Liebe sein?
    Das waren Fragen, an denen Theo Lassings nüchterner Verstand zu verzweifeln drohte, wann immer sie ihm in den Sinn kamen. Und daher zog er es vor, sich gegen Fragen und Diskussionen solcher Art zu sperren.
    Die Villa lag inmitten eines großen, etwas verwilderten Grundstücks und war von der Straße aus nicht zu sehen. Das schmiedeeiserne Tor zur Auffahrt stand offen. Das war ungewöhnlich, alarmierend sogar.
    Theo bremste weniger ab als sonst, gab schneller wieder Gas. Kies spritzte hinter den Reifen auf.
    Er war schon zu allen möglichen Zeiten nach Hause gekommen und wusste, welchen Anblick die Bäume, das Licht und die Schatten beiderseits der Zufahrt zu jeder Stunde des Tages und der Nacht boten. Zu keiner Zeit hatte es bisher ausgesehen, als wetterleuchte es vom Haus her bläulich im Laubwerk und Gebüsch. Heute hingegen war das der Fall, und Theo hatte dieses Flackern zu oft gesehen, um leugnen zu können, woher es rührte.
    Die letzte Kehre des Weges. Das Heck drohte auszubrechen. Theo fing den Wagen ab und stoppte ihn drei Meter hinter dem Rettungsfahrzeug, das mit laufendem Motor und sich drehendem Blaulicht vor der Villa stand. Schräg davor parkte der Kastenwagen des Brötchenlieferdiensts, dessen Fahrer mit einem der in Weiß und Orange gekleideten Sanitäter sprach. Beide sahen jetzt zu Theo; den Gesten des Bäckereifahrers nach zu schließen, erläuterte er dem Sani kurz, wer er, Theo, war. Daraufhin gab dieser dem Notarzt einen Wink.
    All das nahm Theo nur am Rande war, wie aus einem geistigen Augenwinkel heraus. Seine Aufmerksamkeit galt einzig dem offen stehenden Heck des Krankenwagens, ein kantiges Maul, das seine Mutter verschlungen hatte.
    »Was ist passiert?«, fragte Theo, als der Arzt zu ihm trat; eigentlich ohne eine Antwort zu erwarten. Der noch feuchte, rubinrote Fleck auf der Eingangstreppe sprach Bände im Zusammenspiel mit dem Balkon des Turmzimmers darüber, zu dem die Blicke des Sanitäters und des Brötchenfahrers kurz hinaufwanderten.
    Eine Erklärung indes war all das nicht.
    Theo stürzte wortlos am Notarzt vorbei, erreichte das Heck der Ambulanz.
    Für das Auge des Sohnes lag seine Mutter wie aufgebahrt darin.
    Dem Auge des Mediziners, das die Situation und den Zustand der Patientin klarer zu beurteilen imstande gewesen wäre, befahl Theo, blind zu sein.
    Er setzte sich als Sohn neben seine Mutter, hielt als Sohn ihre Hand, wollte ihr als Sohn Trost und Mut zureden.
    Aber alles, was aus seinem Mund drang, kam nur aus seinem Kopf, und das waren durch die Bank nur Worte, die er in solchen Situationen, da er der Arzt gewesen war, von anderen gehört hatte, von verzweifelten Angehörigen und Freunden.
    Es waren nicht seine Worte. Er fand solche Worte nicht in sich.
    Und dafür schämte Theo sich, wie er sich noch nie im Leben für etwas geschämt

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