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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Stufen drängte, Arme und Beine bekam und dann ein Gesicht, das Fio kannte.
    »Du?«
    Erst dachte sie, dieses »Du?«, halle von den Wänden wider; dann realisierte sie, dass ihm dasselbe Wort zur selben Zeit entschlüpft war.
    Sie lachten, er deutlich gelöster als sie.
    »Peter, stimmt’s?«, fragte sie ihn.
    Er nickte. Blondes Haar, das aussah, als ließe es sich nicht kämmen, fiel ihm in die Stirn.
    »Und du bist Fiorenza.« Er fragte nicht, wusste es.
    Sie hatte im Gegenzug keine Ahnung, was sie sagen sollte, brachte zumindest kein Wort hervor. So stellte er die Frage, die auch sie bewegte, weil es die naheliegendste war.
    »Was tust du hier?«
    Sie antwortete mit einer Gegenfrage. »Hat er dich auch … angesprochen?«
    Peter Mratschek griff stumm in seine Hosentasche und holte etwas hervor, das er dann in die Höhe hielt. Im kaum vorhandenen Licht war nicht wirklich zu erkennen, wo rum es sich handelte. Fio wusste es trotzdem. Schließlich hatte Döberin auch ihr einen solchen Schlüssel gegeben.
    Sie war enttäuscht und im selben Zuge erstaunt angesichts eben dieser Enttäuschung. Sie hatte offenbar nicht nur angenommen, Döberins einzige »Auserwählte« zu sein, sondern es sogar gehofft. War sie wirklich so eitel? Wenn, dann musste ihr auch das im Blut liegen. Denn im Stift war sie dazu nicht erzogen worden.
    Um irgendetwas zu tun, hob Fio auch ihren Schlüssel hoch, eine Geste, die ihr fast wie das Erkennungsritual einer obskuren Geheimgesellschaft vorkam. Ihr Blick folgte der Bewegung ihrer Hand. Der eigenwillig geformte Bart des Schlüssels erinnerte an das runenartige Symbol, das sie auf Döberins altem Buch ausgemacht hatte: eine Raute, unter der ein Querbalken verlief.
    »Gehen wir zusammen?«, fragte Peter, drei Stufen unter ihr.
    »Gehen wir.«
    Hintereinander stiegen sie tiefer hinab. Tatsächlich mochte die Treppe nicht einmal halb so lang sein, wie sie Fio erschien. Der Eindruck rührte von der Langsamkeit her, zu der Enge und Dunkelheit sie zwangen.
    »Hat er dir auch erzählt, Wissen sei eine Pflanze, die einen Gärtner brauche?«, fragte Peter, ohne sich nach ihr umzudrehen. Es galt aufzupassen, dass man auf den Stufen nicht ausglitt.
    »Unter anderem, ja«, antwortete sie. »Was hat er sonst noch zu dir gesagt?«
    Der junge Mann hob die Schultern. »Nichts, woraus ich schlau geworden wäre.«
    »Da geht es dir also wie mir.« Fio war ein wenig enttäuscht.
    »Hast du irgendeine Idee, was er von uns wollen könnte?«
    Fio erwog kurz, ihren Verdacht zu äußern, und entschied sich dann dagegen. »Nein. Aber vielleicht sollten wir uns fragen, warum wir hier sind.«
    »Du meinst, in unseren Beweggründen könnte sich ein Hinweis auf die seinen verbergen?«
    Fio nickte. Dann fiel ihr ein, dass er die Bewegung nicht sehen konnte, und sie sagte: »Ja. Findest du das dumm?«
    »Nein, gar nicht.« Jetzt warf er einen Blick nach hinten. »Warum bist du hier?«
    »Neugier«, erwiderte Fio, ebenso schnell, wie sie die Antwort parat gehabt hatte, wenn sie sich in Gedanken genau diese Frage gestellt hatte. Sie wusste, dass das nicht die einzige Antwort war. Es war nur die einzige, die sie sich geben wollte.
    »Und du?«, wollte sie wissen.
    »Dito«, sagte er. »Aber ich hoffe auch, hier etwas mehr lernen zu können als im Hörsaal, muss ich gestehen.«
    Dito, dachte Fio. Laut fragte sie: »Was denn, zum Beispiel?«
    Er schaute wieder zu ihr, und diesmal grinste er, wie sie fand, verschwörerisch.
    »Dinge eben, die nicht im Vorlesungsverzeichnis stehen.«
    Fio verzichtete auf weiteres Nachfragen. Unterm Strich, das war eindeutig, wusste Peter Mratschek nicht mehr als sie – gerade genug, um sie so neugierig zu machen, dass sie heute den Schlüssel im Schloss der versteckt liegenden, von außen unscheinbaren Tür, die Döberin ihnen gezeigt hatte, zu drehen bereit waren.
    Die Treppe nahm ein Ende, und an ihrem Fuß blieben sie stehen. Beide wussten sie nicht, wo sie sich befanden. Möglicherweise in der Kanalisation unterhalb der Universität. Der moderige Geruch, weiter oben nur eine Ahnung, grenzte hier unten jedenfalls an Gestank. Allerdings nahm er ab, je weiter sie sich von der Treppe entfernten. Er begleitete sie nicht nach dort, wo der Weg sie hinführte.
    Ein Weg, den Döberin ihnen zwar nicht beschrieben hatte; zu verkennen war er trotzdem nicht.
    »Da lang, würde ich sagen«, meinte Peter Mratschek. Er wies in den einzigen beleuchteten Gang, der von hier aus weiterführte; alle anderen gingen

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