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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Labyrinth zu suchen. Dass es einen, mehrere sogar, geben musste, stand für sie fest. Niemand erbaute eine solche Anlage und sah dabei lediglich einen Weg zurück ans Tageslicht vor.
    Was sie bei ihrem ersten Besuch noch für einen nicht mehr genutzten Bereich der Wiener Kanalisation gehalten hatte, war für Fio inzwischen zu etwas Eigenständigem, extra Gebautem geworden. Wie in einer Burg kam sie sich vor, in einem vor Jahrhunderten gemauerten Komplex aus Gängen, Treppen und Räumen. Hier und da roch es nach Moder, ab und zu hörte sie Wasser rauschen oder tröpfeln; unterm Strich war dies allerdings nicht viel mehr als ein altes Haus – ein sehr altes, vielleicht sogar endlos großes Haus, und eines ohne Fenster, weil es eben wie eine im Boden versunkene Festung unter der Erde lag.
    Sogar Möbel gab es.
    Alt und staubig, vieles zerfallen, seit Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr genutzt. Dennoch, sie waren untrügliche Zeichen dafür, dass in diesem ›Haus‹ tatsächlich einmal Menschen gelebt hatten.
    Oder lebten sie noch hier, in irgendwelchen Räumen, die Fio bis jetzt nur nicht entdeckt hatte?
    Genau in diesem Moment hörte sie Schritte durchs Gemäuer hallen. Schnelle, entschlossene Schritte, die Schritte eines Menschen, eines Mannes, der vor sich hin murmelte; steinerne Wände, Decken und Boden verliehen ihm hundert Stimmen, von denen jede einen anderen Klang besaß, etwas lauter die eine, kaum mehr als ein Flüstern die andere.
    Die lauteste rief nun einen Namen.
    »Döberin!«
    Der Ruf rollte durch alle Gänge und Räume, als suche er selbst den Gerufenen.
    Kurz strich das Licht einer anderen Taschenlampe durchs Dunkel, haarscharf an Fio vorbei. Rasch löschte sie ihre eigene Lampe und blieb stehen.
    Irgendwo – nicht weit entfernt? – wurde eine Tür geöffnet, nein, sie wurde aufgerissen. Sie schlug gegen eine Wand und dann wieder zu, krachte vernehmlich ins Schloss.
    Sekunden später hörte Fio wieder Stimmen. Zwei Stimmen jetzt, die Stimmen zweier Männer. Die eine musste dem Mann gehören, der eben nach Döberin gerufen hatte, die andere wohl Döberin selbst. Das Echo verfremdete sie, aber Fio hatte ihren Professor oft genug reden gehört, um ihn auch unter diesen Umständen mit ziemlicher Sicherheit zu erkennen. Zumal sich die Stimme des anderen durch ihren unüberhörbaren Wiener Akzent von der des Professors unterschied.
    »… übergeschnappt?«, schnitt die Stimme mit dem wienerischen Tonfall durch die Finsternis, die Fio nun einhüllte wie ein schwarzes Tuch, das sie auf der Haut zu spüren glaubte.
    »Im Fernsehen … gar kein Interesse daran …«
    Döberin sagte etwas darauf, das im Widerhall der Worte des anderen unterging: »… dir geht es nur um ihn … und um dich …«
    Wieder warf Döberin etwas ein, das Fios Ohr entging.
    Die Erregung des Wieners steigerte sich. »… aber ich … ich …«
    Die Worte schienen im Dunkel zwischen den Wänden hin und her zu springen.
    »… reg dich doch nicht auf …«, sagte Döberin.
    »… warne dich …«
    »Ach … wovor … du mich warnen?«
    »… publik machen … auffliegen …«
    Ein Lachen, Worte von Döberin, die sich auf dem Weg zu Fio verloren.
    »… Polizei … Presse … anonym … denkst du denn?«
    Wieder ein Lachen, hörbar gezwungener diesmal.
    »… dann ist Schluss … ist es vorbei … ein für alle Mal … so kurz vor dem Ziel, alter Freund …« Der Wiener keifte jetzt nachgerade.
    »… nicht nur für mich …« Döberins Ton klang beschwichtigend, beschwörend.
    »… den da … Freakshow …«
    »… wenn du das tust … dann …«
    Stille, sekundenlang. Sie lastete wie etwas Schweres in der Schwärze, das Fio schaudern ließ.
    Was weiter gesprochen wurde, konnte sie nicht hören. Der Ton der beiden Männer mäßigte sich -oder wurde er gefährlich leise?
    Fio wusste nicht, was sie da mit angehört hatte. Sie wusste lediglich, dass es nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen war. Und wenn Döberin oder der andere Mann herausfanden, dass sie gelauscht hatte, ungewollt und unabhängig davon, dass sie ja nicht begriff, worum es in dem Gespräch überhaupt ging …
    Der Gedanke stockte hinter ihrer Stirn. Sie wollte sich nicht ausmalen, was dann mit ihr geschehen könnte.
    Natürlich war es schwer vorstellbar, dass Döberin ihr wirklich etwas zuleide tun könnte.
    Oder nicht …?
    Wie gut kannte sie ihn denn, was wusste sie über ihn – und darüber, was ihn antrieb, was ihn veranlasst hatte, sie und Peter Mratschek zu sich

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