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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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rumpelte er zur Seite, so weit, dass Döberin durch die entstandene Öffnung treten konnte.
    Für diese eine Sekunde leckte der Feuerschein hinter ihm her. Nicht lange genug und nicht weit genug jedoch, um Fio zu zeigen, was sich dort befand.
    Wieder machte Döberin eine Bewegung, doch Fio sah nicht, was er genau tat. Doch was immer es auch war, es veranlasste die Mauer hinter ihm, sich wieder zu schließen.
    Sie wusste hinterher nicht, wie lange sie still in der Tür verharrt hatte, bis sie die Traute aufbrachte, sich wieder zu bewegen. Dann aber fand sie sich unversehens vor dem Bild wieder, das Döberin auf irgendeine Weise Einlass gewährt hatte in das, was hinter dieser Wand lag.
    Blanke Neugier, ein Wesenszug, der ihr immer schon eigen gewesen war, diktierte ihr weiteres Handeln und schaltete jeden vernünftigen Gedanken aus.
    Fio stellte sich so, dass sie keinen Schatten auf das Bild warf. Sie hatte sich nicht geirrt, es war kein Gemälde. Es war – ihre Fingerspitzen strichen ganz sacht darüber, die Unebenheiten der einzelnen Steinchen und die Fugen dazwischen eher erahnend, als sie wirklich zu fühlen – ein Mosaik. Aus vielen tausend kleinen, unterschiedlich geformten und gefärbten Steinsplittern. Zwei Meter in der Breite, gut einer in der Höhe. Ein Kunstwerk, obwohl die Darstellung des Motivs eher schlicht war, eine bühnenhafte Zeichnung im mykenischen Stil, für heutige Sehgewohnheiten ungelenk wirkende Figuren, sie und alles andere im Bild mit wenigen Linien charakterisiert.
    An dieser Einfachheit lag es wohl, dass Fio die Szene so mühelos erkannte. Sie entstammte der griechischen Mythologie, aus der ersten Tragödie des Aischylos, und sie zeigte einen Abkömmling der Titanen, Prometheus – wie er den Menschen das Feuer brachte.
    Es war merkwürdig: Trotz der Schlichtheit des Mosaiks wirkte gerade die stilisierte Flamme unheimlich plastisch und echt auf Fio. Ihre Hand berührte die Steinchen, und für einen Augenblick glaubte sie wirklich, sie könne hineingreifen in das Bild und Prometheus beim Tragen des Feuers helfen.

Teil III
    W ILLST DU MIT DEN K INDERHÄNDEN
I N DES S CHICKSALS S PEICHEN GREIFEN ?
S EINES D ONNERWAGENS L AUF
H ÄLT KEIN STERBLICH W ESEN AUF .
    F RANZ G RILLPARZER : A HNFRAU

12. April
    I N W IEN , VOR M ITTERNACHT
    Die goldene Spitze des Federhalters wanderte über das Papier, das im gelben Lampenschein wie altes Pergament aussah.
    … heute gestehe ich es ein: Es war ein Fehler, ein großer Fehler, ihn damals in die Loge zu holen, zu locken. Alles wäre anders gekommen, besser gewesen und geworden ohne ihn. Seinet- und seiner Brut wegen, musste die Loge vergehen.
    Die Feder hielt kurz inne, setzte einen dicken Tintenstrich unter das Wort »Brut«. Dann nahm sie ihre Wanderung übers Papier wieder auf.
    Seinetwegen musste ich die Jahre seither so zubringen, dieses Leben führen. Und jetzt, da alles endlich vorbei sein und wieder gut werden könnte? Stellt er sich mir in den Weg. Weil er nichts gelernt, weil sich nichts geändert hat. Weil es ihm egal ist, was aus mir wird. Es ist ihm auch egal, was aus ihm selbst wird. Nur der Junge zählt für ihn. Weil er glaubt, etwas gutmachen zu müssen. Er rennt irgendeiner unsinnigen Hoffnung auf Absolution hinterher.
    Wieder setzte die Goldfeder kurz ab. Dann schrieb sie: Rutger ist ein Idiot. Und der Mann lachte bitter. Lustig fand er schon lange nichts mehr.
    Hätte Rutger etwas verbrochen, wovon er freigesprochen werden müsste, worum hätten dann erst wir anderen und all diejenigen, die vor uns kamen, wohl zu bitten? Welche Hölle würde uns erwarten? Eine, die schon zu Lebzeiten zu fürchten wäre. Aber davor habe ich mich nie gefürchtet, und auch kein anderer, keiner jedenfalls, von dem ich oder sonst jemand wüsste, und nicht so sehr, dass er es sich hätte anmerken lassen.
    Die grünen Augen lasen den langen Satz noch einmal nach. Doch, ja, er verstand ihn. Und außer ihm musste ihn vielleicht niemand verstehen. Weil ihn womöglich nie ein anderer zu lesen bekäme.
    Erst glaubte ich wirklich, er sei zur Vernunft gekommen. Als ich ihm von meinem Verdacht erzählte und er sich bestätigte, war ich überzeugt, wir seien g emeinsam auf dem richtigen Weg, auf einem Weg in eine bessere Zukunft, besser für alle . In Wahrheit aber ist Rutger lediglich bereit, über die Leichen anderer zu gehen, wenn er dafür den Jungen retten kann.
    »Retten.« Verächtlich flüsterte der Mund, den das Licht der Lampe aus dem Dunkeln schälte.

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