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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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den Nacken. Jemand schüttete ihm eiskaltes Wasser ins Gesicht. Adrian hustete und rang nach Luft.
    Wilson saß in einem bequemen Sessel vor dem offenen Kamin, in dem knackend Holzscheite brannten, und stocherte mit einem Schürhaken in der Glut. Sein amputierter Knöchel ruhte auf einer Fußbank, den Schuh mit der Prothese hatte er ausgezogen. Entweder bereitete ihm die Prothese Schmerzen oder er wollte Adrian demonstrativ daran erinnern, dass er jenen Tag in der Kiesgrube nicht vergessen hatte.
    Jones baute sich vor Adrian auf. „Wo ist sie?“, fragte er.
    „Wo … ist … wer?“, stammelte Adrian.
    „Geben Sie ihm ein bisschen Zeit“, sagte Wilson. „Er wird es uns schon sagen.“
    Er gab dem drehbaren Sessel einen Stoß. „Adrian Sykes wird maßlos überschätzt. Er ist wie ein dummer Junge ohne zu zögern in unsere kleine Falle getappt“, sagte er zu Jones.
    „Hast du wirklich geglaubt, du könntest dich mir noch einmal in den Weg stellen, Adrian?“
    „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest, Brad!“
    „Ah, vielleicht muss ich deinem Gedächtnis nachhelfen.“
    Er bückte sich und zog das linke Hosenbein hoch, bis der Stumpf zu sehen war. Das Bein war auf halber Höhe der Wade abgetrennt worden.
    „Du hast mein Leben zerstört, Sykes! Wegen dir bin ich seitmeinem zwölften Lebensjahr ein Krüppel!“, schrie Wilson. Wutentbrannt hieb er mit dem Schürhaken auf das Feuerholz, dass die Funken stoben.
    „Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um, Brad. Du warst derjenige von uns beiden, der die Dynamitstange aus dem Schuppen geklaut hat!“
    „Ja. Und ich wünschte, ich hätte sie dir zwischen die Zähne gerammt und angezündet.“
    Adrian schloss die Augen. sein ganzer Körper war ein einziger Schmerz, Blut rann ihm in die Augen und verschleierte seinen Blick. Müde sagte er: „Hör doch mit den alten Geschichten auf, Brad. Es ist nicht mehr zu ändern.“
    Brad lachte leise. „Wenn man Macht hat, kann man alles ändern.“
    „Was habt ihr mit Christina gemacht?“
    Jones schlug ihm ins Gesicht. „Mister Wilson stellt hier die Fragen!“
    „Ich will wissen, was du mit meiner Frau gemacht hast!“, schrie Adrian. Obwohl er gefesselt war, wich Jones erschrocken einen Schritt zurück.
    „Wo ist sie? Wo ist meine Schöpfung?“, fragte Wilson kalt.
    „Deine Schöpfung?“ Adrian begann zu lachen, bis er husten musste. Als er wieder Luft bekam, sagte er: „Du bist ja vollkommen durchgedreht!“
    „Es ist das Los großer Geister, dass sie von ihren Zeitgenossen verkannt werden“, antwortete Brad gedankenverloren.
    „Soll ich es aus ihm herausprügeln?“ Jones knackte begeistert mit den Fingerknöcheln.
    „Sag deinem Gorilla, dass er mich totschlagen kann, von mir wirst du niemals erfahren, wo sie ist!“
    Jones ballte wütend die Faust.
    „Ich denke, das wird nicht nötig sein“, sagte Wilson zu Jones.
    Adrian hob den Kopf. „Sag mir wenigstens, was du mit ihr gemacht hast. Ein so großer Geist wie du brennt doch sicher darauf, die Ergebnisse seiner Forschung preiszugeben!“
    Wilson lächelte geschmeichelt. „Also gut. Ich will deine Neugier befriedigen.“ Er legte die Fingerspitzen aneinander.
    „Weißt du, was das Projekt ,Blue Q’ ist?“
    Adrian schüttelte den Kopf.
    „Das dachte ich mir. Seit drei Jahren läuft dieses Projekt an der Universität von Lausanne in der Schweiz. Die Wissenschaftler dort versuchen, das menschliche Gehirn im Computer virtuell nachzubilden.“ Wilson steckte sich eine Zigarette in den Mund und klopfte seine Taschen nach einem Feuerzeug ab. Jones eilte pflichtbewusst herbei und gab ihm Feuer.
    „Unser Heimatland unterstützt dieses Projekt finanziell“, fuhr Wilson fort. „Aber die Schweizer sind Stümper. Wenn sie in diesem Tempo weitermachen, haben sie in dreihundert Jahren vielleicht ein Rattengehirn nachgebildet.“
    Adrian versuchte, seine Schmerzen zu ignorieren und sich zu konzentrieren. Wilson war überaus gerissen. Wenn er Brandts Haus lebend verlassen wollte, musste er ihm mindestens ebenbürtig sein; und dazu musste er Brads Überheblichkeit benutzen.
    „Du meinst wohl eher, die Schweizer haben Hemmungen, ethische Grenzen zu übertreten.“
    „So kann man es auch nennen“, antwortete Wilson. Das Kaminfeuer malte groteske Schatten auf sein Gesicht. Er sog genussvoll an der Zigarette und blies blaue Rauchkringel in die Luft.
    „Ich hörte von deiner Frömmigkeit, Brad. Wie vereinbarst du deine Taten mit deinem Glauben?“, versuchte es

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