Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
zurück. Torsten kam hinter ihm her.
Die Vorrichtung war einige Meter neben dem Durchgang an der Wand angebracht. Sie war so auffällig, dass Frank sich fragte, warum sie ihm nicht sofort ins Auge gesprungen war, als er einen ersten Blick in den Raum geworfen hatte.
Eine etwa einen Quadratmeter große eiserne Platte war an der Wand verschraubt. Auf ihr befestigt waren unterschiedlich große Kästchen, unter denen sich wahrscheinlich Ventile befanden. Sie waren über dünne Leitungen miteinander verbunden. Sechs dieser Leitungen liefen parallel zum oberen Ende der Metallplatte und mündeten dort in Kupplungen, auf deren Gegenseiten die schwarzen Hydraulikschläuche abgingen, die an der Wand entlang zur Notausgangstür verliefen. Die gesamte Vorrichtung war in einer Farbe gestrichen, einem dunklen Grau, soweit Frank in der spärlichen Displaybeleuchtung sehen konnte.
Am unteren Ende der Platte war eine etwa 50 Zentimeter lange Eisenstange auf einem weiteren Kasten angebracht. Auf ihr äußeres Ende war ein runder Plastikaufsatz gestülpt, der an eine etwas kleinere Billardkugel erinnerte.
»Das ist es.« Frank sah Torsten an, der neben ihm stand und ebenfalls die Apparatur betrachtete. »Ich denke, es ist ei…«
»Eine manuelle Hydraulikpumpe. Tu nicht so superschlau. Ich habe Kfz-Mechaniker gelernt, mit diesen Sachen kenne ich mich aus. Der Hebel da ist der Pumpmechanismus, mit dem die Tür geöffnet wird. Also: Nicht reden, sondern machen.« Ohne Zögern trat Torsten seitlich an die Apparatur heran und ging etwas in die Knie. Dann legte er beide Hände um den Hebel und begann damit, ihn in einer Pumpbewegung vor und zurück zu drücken. Schon bei der zweiten Wiederholung hörte Frank ein zischendes Geräusch über ihnen. Im nächsten Moment spürte er feine Tropfen auf dem Gesicht, wie Sprühregen, und machte einen großen Schritt zurück. Torsten stieß einen Fluch aus und hörte mit den Pumpbewegungen auf. Er richtete sich auf und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. »Was ist das denn für ein verdammter Mist?«
Frank richtete das Display seines Telefons von der Apparatur aus an der Wand entlang nach oben und sah gleich, woher die Flüssigkeit gekommen war. Alle sechs Schläuche, die von der Pumpe abgingen, waren wenige Zentimeter unterhalb der Decke, kurz bevor sie in der Wand verschwanden, durchgeschnitten worden. Aus den unteren Enden tropfte noch immer Öl und lief in zähen, dünnen Rinnsalen die Wand herab. »Dieses Schwein«, sagte Torsten und wischte sich erneut über die Stirn, dieses Mal mit dem Ärmel des Kittels.
»Denkst du, wir können das reparieren?«, fragte Frank. Torsten schüttelte den Kopf. »Vergiss es. Der Öldruck muss hoch sein, um die schwere Tür zu entriegeln. Der drückt beim Pumpen jede reparierte Stelle sofort wieder durch. Da müssten komplett neue Schläuche rein. Keine Chance.«
Frank wollte sich damit nicht zufriedengeben. Hier hatten sie die vielleicht einzige Chance, diesem Wahnsinn zu entkommen und sich und ihre Familien zu retten. Beate. Laura. »Sollen wir es nicht wenigstens mal versuchen?«
»Nein.« Es klang bestimmt. »Wenn du deine Zeit damit vertrödeln möchtest, an diesen Schläuchen rumzubasteln, bitteschön. Aber ohne mich.«
Frank überlegte, dass er ohne Torstens Hilfe nichts würde ausrichten können. Er war ein guter Programmierer und Geschäftsmann, aber seine technischen Fähigkeiten waren eher theoretischer als praktischer Natur.
»Also gut«, gab er es schließlich auf. »Schauen wir uns noch mal um und gehen dann zurück.«
Nachdem sie festgestellt hatten, dass der Raum bis auf die Hydraulikpumpe und ein paar Stühle leer war, beschlossen sie, an den Ausgangspunkt ihrer Erkundungstour zurückzukehren.
Schon vor der letzten Abbiegung sahen sie den schwachen Lichtschein. Als sie den Quergang schließlich erreicht hatten, kamen ihnen Jens und Manuela entgegen.
»Gott sei Dank, da seid ihr ja«, stieß Manuela erleichtert aus und zog Jens am Ärmel seiner dünnen Jacke weiter. Frank fiel auf, dass er sich seltsam ungelenk bewegte. »Wir warten schon eine ganze Weile auf euch und wollten gerade nachsehen, wo ihr steckt.«
Sie erreichten fast gleichzeitig den Eingang zum Aufenthaltsraum, und nun konnte Frank auch erkennen, was mit Jens los war. Er hielt den Kopf gesenkt und presste sich eine Hand gegen die Stirn. Manuela hob ihr Telefon und leuchtete damit sein Gesicht an. Es war blutüberströmt.
»Verdammt, was ist passiert?« Frank ging
Weitere Kostenlose Bücher