Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
Schaft steckte fester, als Frank erwartet hatte, aber schließlich löste er sich mit einem schmatzenden Geräusch aus der Wunde und schnellte in Franks Händen nach oben. Der Schwung war so stark, dass Frank mit einem Schmerzensschrei nach hinten kippte und mit der Schulter auf dem Betonboden aufschlug. Bunte Punkte tanzten vor seinen Augen, und für einen Moment glaubte er, das Bewusstsein zu verlieren, doch nach ein paar Sekunden war es besser. Was blieb, was das Stechen in seiner Brust. Keuchend rappelte er sich auf. Als er wieder kniete, sah er, dass Manuela mit beiden Händen den Stoff auf die Wunde drückte.
»Er blutet ziemlich stark, ich hoffe, das wird bald besser. Wir brauchen dringend etwas, um ihn zu verbinden.«
Frank nickte. »Ich gehe jetzt los und suche etwas, das als Verband herhalten kann. Du musst hier bei ihm bleiben.« Frank befürchtete schon, Manuela würde protestieren oder sogar wieder zu schreien anfangen, wenn er sie allein ließ, aber sie sagte nur schwach: »Ja, ich weiß, ich kann die Hände jetzt nicht von der Wunde nehmen. Aber beeil dich bitte.«
»Ich werde noch mal zu dieser Krankenstation gehen«, erklärte Frank, während er damit begann Jens’ Jackentaschen zu durchsuchen. Als er dort nichts fand, schob er seine Hand in Höhe des Gürtels in Jens’ Hosentaschen. »Was tust du da?«, fragte Manuela.
»Sein Handy. Ich brauche sein Handy, wenn ich etwas sehen will.«
In der linken Hosentasche wurde er schließlich fündig. Er vermied es, Jens zu drehen, um besser an die Tasche heranzukommen, und so dauerte es eine Weile, bis er das Gerät aus der Tasche herausbefördert hatte.
Schließlich hielt er das Telefon in der Hand, drückte einen Knopf und stellte zufrieden fest, dass die Displaybeleuchtung noch funktionierte, auch wenn die Akku-Anzeige nur noch vier Prozent anzeigte. Lange würde also auch diese Lichtquelle nicht mehr mitmachen. Frank betrachtete kurz das Hintergrundfoto, ein kitschiger Sonnenuntergang über dem Meer, und schaltete das Telefon aus. Er nahm sich vor, es nur dann zu benutzen, wenn es gar nicht anders ging.
Dann rappelte er sich mühevoll auf. »Vielleicht gibt es in dem Behandlungszimmer doch noch Verbandsmaterial. So genau haben wir ja nicht mehr geschaut, nachdem wir das Stethoskop gefunden hatten.«
»Sei vorsichtig. Irgendwo da in diesen Gängen ist Torsten. Wer weiß, was dem noch alles einfällt.«
»Ich passe auf. Bis gleich.« Frank ging auf die kaum noch sichtbare gelb schimmernde Linie zu und folgte ihr dann in den Gang hinein. Jeder Schritt, den er machte, sorgte für einen Stich in seiner Brust. Selbst der Versuch, besonders vorsichtig aufzutreten, brachte kaum Besserung. Er überlegte, wie er auf dem schnellsten Weg zu der kleinen Krankenstation gelangen konnte, und versuchte, sich die Richtung vorzustellen, in der sie vom Aufenthaltsraum aus gegangen waren. Doch es fiel ihm schwer, sich zu orientieren. Das Einzige, was er sicher wusste, war, dass er nicht weiter der gelben Linie folgen durfte, denn dann würde er zu dem Raum mit dem Beamer kommen. Und von dort ging es nicht mehr weiter. Es half nichts, er würde suchen müssen. Als er den Beamer-Raum fast erreicht hatte und ein Gang nach links abzweigte, bog Frank kurz entschlossen ab und folgte nun dem schmaleren Weg. Mit jedem Schritt, den er nun machte, wurde es um ihn herum dunkler.
Etwa eine Minute später schaltete er das Handy ein. Zweimal endete sein Weg in einer Sackgasse, dann glaubte er, den richtigen Gang gefunden zu haben. Tatsächlich dauerte es nicht mehr lange, und er stand in dem Arztzimmer.
Frank ging jedoch direkt nach nebenan ins Behandlungszimmer, hier hatten sie vorhin noch nicht überall nachgesehen.
Er begann mit seiner Suche im Schrank, in den Fächern, in die sie noch nicht geschaut hatten.
Er wühlte sich durch Broschüren und Heftchen über Hautkrankheiten und Impfstoffe und dann durch übereinandergestapelte Nierenschalen aus verchromtem Blech. Schließlich wurde er tatsächlich fündig. Er würde es zwar nicht wagen, die drei schmutzigen Verbandsrollen, die er in einer kleinen Schublade fand, direkt auf Jens’ offene Wunde zu legen, aber um etwas anderes damit auf der Wunde zu fixieren, dafür waren sie sicher noch brauchbar.
Ein Geräusch hinter ihm ließ Frank herumfahren. Im nächsten Moment schoss etwas auf sein Gesicht zu, dann wurde es dunkel.
25
– 01 : 18 Uhr
Als Frank die Augen öffnete, starrte er in absolute Finsternis. Er
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