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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Marquise zu.
    Sie entzog Orffyreus ihre Hand und hielt sie nun Gärtner entgegen, der sie beim Küssen berührte. Die Marquise blickte erst Orffyreus und dann Gärtner an.
    »Es gibt nichts Aufregenderes als einen Zweikampf zwischen Männern«, verkündete sie. »In England wohnte ich einmal einem Hahnenkampf bei. Es war geradezu anregend, wie die Tiere sich gebärdeten, bevor einer von ihnen seinen Gegner tötete.« Bei den letzten Worten wanderte ihr Blick von einem Kontrahenten zum anderen.
    Gärtner machte eine Verbeugung. »Vielen Dank für Eure Bereitschaft, den Richter zu spielen.« Er schaute an der Marquise vorbei und deutete auf die Apparatur in der Mitte des Raumes. »Wie ich sehe, ist das Zauberwerk bereits aufgestellt.«
    Er machte einen Schritt an der Marquise vorbei, um die Maschine näher in Augenschein zu nehmen.
    »Es ist kein Zauberwerk, sondern eine mechanische Apparatur, deren Konstruktion mir von Gott offenbart worden ist«, entgegnete Orffyreus und machte ebenfalls einen Schritt nach vorn, um Gärtner genau im Blick zu behalten.
    »Wenn Ihr erlaubt, inspiziere ich das Rad, bevor wir mit unserem Wettstreit beginnen«, erklärte Gärtner.
    »Sicher doch«, antwortete Orffyreus. »Nur das Innere des Rades wird auch Euch verborgen bleiben.«
    Gärtner ging zwei Schritte nach rechts, woraufhin Orffyreus es ihm gleichtat. Dann machte sein Gegenspieler zwei Schritte nach links, und Orffyreus folgte ihm sogleich. Gärtner bückte sich, um unter das Rad zu schauen. Auch Orffyreus beugte sich vor.
    Gärtner schaute über die Schulter zu Orffyreus. »Wollt Ihr mir alles nachmachen?«, fragte er spöttisch.
    »Ich bin nicht erpicht darauf, mich wie ein Narr zu benehmen«, erwiderte Orffyreus.
    »Ihr tut es aber bereits«, bemerkte Gärtner.
    »Ihr prüft meine Apparatur, und ich prüfe Euch dabei«, sagte Orffyreus trotzig.
    Gärtner wollte etwas darauf erwidern, doch die Marquise kam ihm zuvor. »Meine Herren, benehmt Euch nicht wie Kinder! Mein lieber Monsieur Gärtner, habt Ihr Euch von der Ordnungsgemäßheit überzeugt? Ich kann keinerlei Schwindel entdecken. Keine Fäden, keine doppelten Böden; und seid versichert, in dem Rade sitzt auch kein Kleinwüchsiger. Er müsste ob der geringen Tiefe auch ein Flachwüchsiger sein.«
    Gärtner fixierte Orffyreus, erhob sich und ging einige Schritte rückwärts. »Ihr habt recht, Marquise. Ich denke, wir können mit der Wette beginnen.«
    Auch Orffyreus war aufgestanden und einige Schritte rückwärtsgegangen.
    »Aber seht, er ahmt mich immer noch nach!«, rief Gärtner und zeigte auf Orffyreus. Dieser hob die Schultern und verzog die Mundwinkel zum Zeichen seiner Unschuld.
    Die Marquise klatschte in die Hände. »Schluss jetzt! Ich fasse die Modalitäten der Wette zusammen, die Monsieur Gariere schriftlich festhalten wird. Anschließend, meine Herren, werdet Ihr zum Zeichen Eures Einverständnisses gegenzeichnen.«
    Inzwischen hatten sich Orffyreus und Gärtner jeweils auf einer Seite neben der Marquise postiert und warfen sich mit verschränkten Armen böse Blicke zu.
    »Also«, begann die Marquise. »Der herzogliche Hofbaumeister Christian Gärtner aus Dresden wettet, dass das Rad des Orffyreus, welches auch …« Die Marquise stockte und wandte sich Hilfe suchend zu Orffyreus.
    »Perpetuum mobile«, erklärte er gereizt.
    Die Marquise fuhr fort: »… welches auch Perpetuum mobile genannt wird, einmal angestoßen, sich keine dreißig Tage drehen wird. Der Raum wird heute verschlossen und mit meinem hochherrschaftlichen Siegel versehen. In dreißig Tagen werden wir das Siegel brechen. Dreht das Rad sich dann noch immer, schuldet Christian Gärtner Orffyreus sofort einen Betrag in Höhe von zweitausend Talern. Steht das Rad aber still, hat Orffyreus dem Christian Gärtner am selben Tage einen Betrag in Höhe von zweitausend Talern zu leisten. Habe ich alles richtig wiedergegeben, meine Herren?« Die Marquise schaute auf Gärtner, der dies bestätigte. Auch Orffyreus nickte. Die Zofen lachten albern und tuschelten, verstummten jedoch, als die Marquise ihnen einen strafenden Blick zuwarf.
    »Sobald der Sekretär es fertig geschrieben hat, unterzeichnet Ihr den Vertrag mit Euren Namen!«, verkündete die Marquise. Allein das Kratzen der vom Sekretär geführten Feder auf dem Papier durchbrach die Stille im Raum.
    »Noch könnt Ihr Abstand nehmen!«, sagte Gärtner zu Orffyreus.
    Dieser lachte auf. »Ihr wettet nicht gegen mich, sondern gegen den Herrn.«
    »Es

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