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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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wiederholte voller Ungeduld meine Frage: »Geht es ihr gut?«
    Abermals stieß Dimitrij mir von links in die Rippen und sprach etwas in seiner Muttersprache.
    »Wir sind gleich da!«, kündigte Sergeij an. »Und denken Sie daran: kein Wort über Antonow!«

122
    Carlshaven, 1726
    Barbaras Augen füllten sich mit Tränen. In den vergangenen Tagen war sie noch schwächer geworden. Das Bett hatte sie gar nicht mehr verlassen können, und seit über einer Woche hatte sie keine Nahrung mehr bei sich behalten. Von Stunde zu Stunde schien es ihr schlechter zu gehen. Orffyreus war die letzten Tage und Nächte nicht mehr von ihrer Seite gewichen. David, Elias und Jonas standen nun an ihrem Bett. Während David als ältester der drei um Beherrschung rang, weinte Jonas hemmungslos.
    »Mutter, Ihr dürft nicht sterben!« schluchzte er und klammerte sich an sie. Sie war zu schwach, um ihn von sich zu drücken, streichelte aber seinen Hinterkopf.
    »Ihr müsst stark sein!«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme, streckte mit letzter Kraft ihre Hand aus und strich Elias über den Arm.
    Elias sprach kein Wort, sondern starrte mit leeren Augen vor sich hin. Orffyreus zog Jonas sanft von seiner Mutter weg. Auch er kämpfte mit den Tränen.
    »Passt auf euch auf, meine Kinder«, flüsterte Barbara. »Und seht zu, dass ihr etwas aus eurem Leben macht … Ich werde oben vom Himmel auf euch aufpassen.«
    Jonas stöhnte und verbarg sein Gesicht in Orffyreus’ Rock.
    »Nun geht, und lasst eure Mutter allein. Sie braucht Ruhe.« Orffyreus schob die drei Knaben zum Ausgang des Zimmers.
    Alle drei blieben an der Tür noch einmal stehen und warfen einen letzten Blick auf ihre Mutter. Sie hob die Hand, so weit sie konnte, und winkte ihnen zu. David legte seine Arme um seine beiden jüngeren Brüder. Auch Elias begann nun zu schluchzen. Kaum hatten die Jungen das Schlafzimmer verlassen, ließ Orffyreus sich vor dem Bett auf die Knie fallen und griff die Hand seiner Frau. Er begann, hemmungslos zu weinen.
    »Du darfst mich nicht verlassen«, flehte er. »Nicht du auch noch.«
    Barbara sah ihn an. »Weine nicht«, sagte sie mühsam. »Du musst tapfer sein. Sei den Jungs ein gutes Vorbild.«
    Orffyreus küsste Barbaras Hand und presste sie an seine Wange. Er schaute seine sterbenskranke Frau an. »Zwei Dinge haben mich mein Leben lang begleitet«, schluchzte er. »Mein Perpetuum mobile und du. Ersteres musste ich bereits aufgeben, dich will ich nicht auch noch verlieren. Du bist alles, was ich noch habe!«
    Barbara schüttelte kraftlos den Kopf und erwiderte mit zitternder Stimme: »Du hast die Kinder. Widme dich nun ihnen. Du hast doch alles erreicht, was du wolltest. Du bist ein reicher Mann.« Plötzlich ging ein Ruck durch sie, als würde sie versuchen, ihre letzten Kräfte zu sammeln. »Ich habe nur eine letzte Bitte«, sagte sie und hob ihren Kopf.
    »Ich erfülle sie dir«, versprach er und hielt weiter ihre Hand.
    »Ich möchte nicht, dass die Magd nach meinem Tod die Mutter der Kinder wird. Schick sie weg.«
    Orffyreus nickte mit dem Kopf, ohne etwas zu sagen.
    »Sie ist ein schlechter Mensch«, fuhr Barbara fort, ohne ihren glasigen Blick von Orffyreus abzuwenden. »Ich weiß, dass du mit ihr das Bett teilst. Aber sie hat mich erpresst … und vor Jahren bereits gezwungen, es zu erdulden!«
    Barbaras Kopf fiel zurück auf das Kissen, und sie stöhnte auf. Ihre Brust bebte, und sie begann zu weinen. Orffyreus kämpfte gegen einen heftigen Weinkrampf an.
    »Du wusstest … es«, stammelte er und schüttelte sich. »Es tut mir leid … Es tut mir so leid …« Orffyreus wimmerte und verbarg sein Gesicht für einen Augenblick im Laken. Dann hob er den Kopf und beugte sich über Barbara, sodass sie ihn wieder ansehen konnte. »Ich habe immer nur dich geliebt!«, beteuerte er und streichelte sanft ihre Wange. »Das musst du mir glauben!«
    Barbara schaute ihn mit traurigen Augen an und lächelte milde. »Ich weiß«, sagte sie mit schwacher Stimme.
    »Ich werde sie fortschicken – noch heute!«, rief Orffyreus verzweifelt.
    Barbara lächelte immer noch. »Das ist gut«, hauchte sie und hob ihre Hand, um Orffyreus über die Wange zu streichen. »Ich habe dich auch immer geliebt …«
    Ihre Augen schlossen sich.
    Orffyreus umklammerte ihre Hand, die plötzlich ganz schlaff war, und drückte sie an seine Brust. Dabei hob er den Blick zur Zimmerdecke und stieß einen erstickten Schrei aus. Dann krümmte er sich vor Schmerzen und gab Barbara

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